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Wie 240 Millionen Barrels Öl den Ölpreis derzeit runter drücken

Grafische Darstellung einer Öl-Bohranlage

Die Zahl von insgesamt 240 Millionen Barrels Öl lastet aktuell auf dem Ölmarkt, wenn man ein Bulle ist. Der WTI-Ölpreis ist von gestern Mittag bei 103 Dollar auf aktuell 97,68 Dollar gesunken. Zwei Faktoren drücken momentan auf dem Ölpreis, aber auf die Sicht mehrerer Monate könnte wieder Aufwärtsdruck entstehen.

240 Millionen Barrels Öl aus den Reserven drücken den Ölpreis runter

Der Rückgang im Ölpreis liegt klar an dem Plan der OECD-Staaten, dass man massiv Öl-Reserven auf den Markt wirft um das globale Angebot zu erhöhen. Vor genau einer Woche verkündeten die USA 180 Millionen Barrels Öl auf den Markt zu werfen, also 1 Million Barrel pro Tag ein halbes Jahr lang. Tagelang wartete man nun auf die Aussagen der anderen Mitglieder im Kreise der Internationalen Energie-Agentur (IEA). Das offizielle Statement der IEA lässt immer noch auf sich warten. Aber via Twitter gibt es vom IEA-Chef Faith Birol dazu Aussagen.

Es ist etwas merkwürdig von der IEA ausgewiesen. Die übrigen Mitglieder der IEA werden 60 Millionen Barrels Öl aus ihren Reserven auf den Markt werfen. Von den 180 Million Barrels der USA werden 60 Millionen dazu gerechnet, so dass die IEA auf einen Wert von 120 Millionen Barrels kommt. Dann bleiben noch 120 Millionen Barrels, die die USA abseits der IEA-Vereinbarung freigeben. Also kommen wir insgesamt auf 240 Millionen Barrels Öl, welche die USA und die anderen IEA-Mitglieder auf den Markt bringen. Warum man es so kompliziert darstellt, erschließt sich mir nicht. Aber gut.

Im März hatte die IEA bereits die Freigabe von 60 Millionen Barrels Öl aus den Reserven verkündet, was aber im Ölpreis verpuffte. Aktuell scheint diese neue Freigabe von 240 Millionen Barrels Öl mehr Eindruck am Markt zu machen. Die Experten der Commerzbank rechnen heute vor, Zitat: „Mit dieser (gesamten) Menge ließe sich das tägliche Ölangebot somit 10 Monate lang um 1 Mio. Barrel erhöhen. Der von der IEA prognostizierte Ausfall des russischen Ölangebots von 3 Mio. Barrel täglich ließe sich für 100 Tage kompensieren. Angesichts dieser Größenordnungen ist die zuvor bestehende Sorge vor einer Angebotsverknappung nicht mehr länger zu rechtfertigen, was sich auch in der Preisentwicklung zeigt.“

Also sehen wir folglich diesen gefallenen Ölpreis. Oben drauf kommt noch, dass die US-Lagerbestände für Rohöl im Wochenvergleich gestern mit +2,4 Millionen Barrels höher vermeldet wurden als erwartet (-2,0). Dies gab dem Ölpreis ebenfalls einen Grund zu fallen.

Auf Sicht mehrerer Monate Aufwärtsszenario für Öl?

Könnte der Ölpreis die nächsten Monate eine Aufwärtsstrecke hinlegen? Sicher ist das nicht, aber es ist ein mögliches Szenario, das wir gestern näher besprochen hatten. Der durch den Ukraine-Krieg massiv gestiegene Drang Europas raus aus der Energieabhängigkeit von Russland – und das in den nächsten Monaten – sollte auf dem restlichen Weltmarkt die Nachfrage nach Öl steigen lassen. Deutschland zum Beispiel will bis Jahresende ganz auf russisches Öl verzichten – dafür muss Ersatz her! Kurzfristig dämpft diese Ankündigung der IEA mit dem Ausschütten der Reserven auf den Weltmarkt den Aufwärtsdruck im Ölpreis. Aber wenn offensichtlich werden sollte, wie viel Öl die Europäer als Ersatz für russisches Öl zum Beispiel in den USA nachfragen werden, könnte der Ölpreis darauf mit einem Anstieg reagieren.

Chart zeigt Kursverlauf bei WTI-Öl seit dem 30. März Kursverlauf bei WTI-Öl seit dem 30. März.



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