Anleihen

Schwappt der Junk-Bond-Tsunami von den USA nach Europa?

Von Markus Fugmann

Seit vergangenem Freitag beschleunigen sich die Turbulenzen am amerianischen Junk-Bond-Markt – einige Hochzinsanleihefonds verweigern die Rücknahme von Anteilen, ein sicheres Indiz für kommendes Unheil (siehe dazu unseren Artikel „Öl ist nur ein anderes Wort für Kredit und Liquidität! Wiederholt sich 2008?“). Die Turbulenzen in den USA aber bleiben nicht ohne Folgen für den europäischen Markt für hochspekulative Anleihen. Sichtbar wird das in den Preisen für Credit Default Swaps (CDS), also für Ausfallversicherungen für diese Anleihen. Lagen die CDS-Preise für eine europäische „Ramschanleihe“ in der letzten Woche noch durchschnittlich bei 294.000 Dollar für ein Anleihe-Voluen von 10 Millionen Dollar, so steigen die CDS-Preise heute auf durchschnittlich 360.000 Dollar. Das ist der höchste Stand seit zwei Monaten. Das spiegelt sich auch in den Renditen wider, die Emittenten von Junk-Bonds auf dem europäischen Markt nun den Investoren bieten müssen: sie stiegen seit Anfang Dezember von 4,6% auf nun 5,4%.

Auffällig ist zudem, dass auch die Renditen von Unternehmensanleihen von Rohmaterialproduzenten wie Thyssen Krupp oder Arcelormittal stark steigen, obwohl diese Unternehmen nicht dem Junk-Bond-Segment angehören. Das bedeutet, dass der Markt für Unternehmensanleihen insgesamt – der in Europa vor allem deshalb boomt, weil viele US-Firmen in Europa Anleihen begeben zu deutlich billigeren Konditionen als das in den USA möglich wäre – die Auswirkungen der Turbulenzen in den USA zu spüren beginnt.

Ein deutlicher Vorteil für den europäischen Junk-Bond-Markt ist die geringere Abhängigkeit vom Ölpreis. Während in den USA ca. 25% aller Junk-Bonds von Ölunternehmen stammen, sind es in Europa nur 6%. Das zeigt sich auch in der deutlich geringeren Ausfallquote der europäischen High-Yield-Anleihen: sie liegt bei 0,3% und damit deutlich unter den Werten in den USA von 3,3%.

Gleichwohl dürften die europäischen Junk-Bonds in „Sippenhaft“ genommen werden, weil viele Investoren aus den USA stammen und daher besonders nervös sind. Laut J.P Morgan haben Investoren Anfang Dezember erstmals seit zwei Monaten wieder Gelder aus diesem Segment abgezogen. Der europäische Markt für Junk-Bonds ist noch deutlich kleiner als in den USA, wo das Gesamtvoluen bei 1,4 Billionen Dollar liegt. Doch mit der ultralaxen Geldpolitik de EZB und dem schwachen Euro ist die Ausgabe von solchen Bonds in Europa attraktiver geworden, weil die Refinanzierungskosten für die emittierenden Firmen deutlich niedriger sind als jenseits des Atlantik. So kam es in 2015 zu einer regelrechten Schwemme von US-Firmen, die in Europa Anleihen begaben – ob im Junk-Bond-Segment oder jenseits davon..



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2 Kommentare

  1. amerianischer Junk-Bond-Markt – einige Hochzinsanleihefonds verweigern die Rücknahme von Anteilen, ein sicheres Indiz für kommendes Unheil

    „Ey, du kummst hier net raus!“ – Zwangsplanwirtschaft, das wird noch lustig. Wobei ich denke, daß die Völker das letztendlich „nicht annehmen“ werden.

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