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Studien: Migranten verdienen deutlich weniger, Flüchtlinge keine Konkurrenz für deutsche Arbeitslose

FMW-Redaktion

Migranten verdienen auch nach Jahren noch deutlich weniger als ihre deutschen Kollegen, und sie stellen keine Konkurrenz für deutsche Arbeitslose dar. Das sind die Kernaussagen zweier gestern veröffentlichter Berichte.

Der unten folgende Chart soll laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung belegen: Je höher das Bildungsniveau eines ethnischen Umfelds ist, desto höher fallen am Ende auch die Löhne von Migranten aus, die sich in diesem ethnischen Umfeld bewegen. Es werden also auch Menschen mit geringer Bildung von ihrem Umfeld mit „hochgezogen“. Zitat Studie:

„Migranten leben oft in einem Umfeld, in dem bereits viele andere Menschen aus denselben Herkunftsländern wohnen. Durch diese ethnischen Netzwerke können sowohl Vorteile als auch Risiken entstehen, erklären die IAB-Forscher Agnese Romiti, Parvati Trübswetter und Ehsan Vallizadeh. Dies hänge sehr stark von den Merkmalen des Umfelds ab. Ethnische Netzwerke mit einem hohen Bildungsniveau setzen positive Anreize für die Aus- und Weiterbildung. Sie können zudem den Zugang zu besseren Arbeitsplätzen erleichtern. Ist der Akademikeranteil einer ethnischen Gruppe an den Beschäftigten eines Kreises doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Kreise, dann ist die Lohndifferenz zwischen Deutschen und Migranten 5,2 Prozentpunkte geringer als im allgemeinen Durchschnitt.

Migrantinnen profitieren dabei überdurchschnittlich von ethnischen Netzwerken mit einem hohen Bildungsniveau. Bei ihnen kämen die Anreize für höhere Bildungsinvestitionen besonders stark zum Tragen, so die IAB-Forscher. In der Folge schrumpft bei den Migrantinnen in einem günstigen ethnischen Umfeld die Lohnlücke deutlich schneller als bei männlichen Migranten im gleichen Umfeld. Ethnische Netzwerke mit einem niedrigen Bildungsniveau senken dagegen die Bildungs- und Beschäftigungschancen für Migranten. Ist der Anteil der Geringqualifizierten einer ethnischen Gruppe an den Beschäftigten eines Kreises doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Kreise, dann ist die durchschnittliche Lohndifferenz zwischen Deutschen und Migranten 6,7 Prozentpunkte höher als im allgemeinen Durchschnitt.

Generell verdienen viele Migranten beim Eintritt in den Arbeitsmarkt im Vergleich zu den einheimischen Arbeitnehmern zunächst einmal weniger. Diese Lohnunterschiede beruhen zum Teil auf unzureichenden Qualifikationen wie mangelnden Sprachkenntnissen oder dem Fehlen eines Berufsabschlusses, zum Teil auch auf einer eingeschränkten Übertragbarkeit von im Ausland erworbenen Berufserfahrungen und Abschlüssen. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer eignen sich viele Migranten fehlendes Wissen nach und nach an. Sie lernen und vervollkommnen die Sprache, nehmen an Aus- und Weiterbildung teil und erwerben mehr und mehr Berufserfahrung in dem Land, in das sie eingewandert sind. In der Folge steigen auch die Löhne.“

Flüchtlinge Migranten Lohnniveau

Laut der Studie ist auch das Gehaltsgefüge von Migranten nach mehreren Jahren deutlich geringer als das ihrer deutschen Kollegen. Nach mehr als 10 Jahren im Berufsleben erhalten Migranten immer noch nur 83-88% des Lohnniveaus von Deutschen. In den ersten zwei Jahren sind es sogar nur 55-61%.

Was der umstrittene Hans-Werner Sinn schon mehrmals angesprochen hatte, bestätigt indirekt der aktuelle Monatsbericht der Bundesbank. Das Hauptproblem beim Hinterherhinken bei Löhnen ist das geringere Bildungs- und Qualifikationsniveau, wo großer Nachholbedarf besteht. Häufig würden auch Schulabschlüsse fehlen. Wg der großen Differenzen bei Schulbildung und Berufsqualifikation sieht die Bundesbank keine Konkurrenzsituation für deutsche Arbeitnehmer oder Arbeitslose gegeben. Da deutsche Arbeitslose im Schnitt deutlich bessere Grundvoraussetzungen mitbrächten, hätten sie in der derzeit guten Wirtschaftslage keinen zusätzlichen Druck bei ihrer Arbeitssuche zu erwarten.

Damit sagt die Studie umgekehrt aber auch, dass die Masse der Flüchtlinge auf absehbare Zeit von im Mindestlohn-Sektor landen dürfte. 70% der Flüchtlinge würden im ersten Jahr erst einmal arbeitslos bleiben. Hans-Werner Sinn hatte in den letzten Monaten deswegen schon mehrmals die Aufhebung der Mindestlohn-Grenze für Flüchtlinge gefordert, da man sonst die große Masse der Flüchtlinge nicht im Arbeitsmarkt unterbringen könne. Die Aussprache des Ökonomen: zu geringe Produktivität = Mindestlohn zu hoch angesetzt.

Hier die komplette Studie des IAB.



Daten und Grafiken: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung / Deutsche Bundesbank



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