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Saudi-Arabien: Erst mal kräftig investieren, oder erstmal kräftig Schulden machen? Was denn jetzt?

45 Milliarden Dollar, das ist die Summe, die Saudi-Arabien in einen Technologie-Fonds investieren will. Die japanische Softbank soll 55 Milliarden Dollar dazugeben, damit man zusammen...

FMW-Redaktion

45 Milliarden Dollar, das ist die Summe, die Saudi-Arabien in einen Technologie-Fonds investieren will. Die japanische Softbank soll 55 Milliarden Dollar dazugeben, damit man zusammen auf 100 Milliarden Dollar kommt – wer liebt nicht große runde Summen! Mit diesem Fonds will man in „irgendwas“ mit Technologie, StartUps etc investieren, so wurde es letzten Freitag verkündet. Worin ganz genau man investieren will, wurde tatsächlich nicht gesagt. Wie auch immer, 45 Milliarden Dollar ist doch mal eine Hausnummer. Die passt zur neu ausgerufenen Strategie, die saudische Volkswirtschaft großspurig zu reformieren, und sich endlich von der Öl-Abhängigkeit zu lösen.

Natürlich fließen die 45 Milliarden nicht sofort, sondern auf die nächsten fünf Jahre verteilt. Das wären also theoretisch pro Jahr 9 Milliarden Dollar von den Saudis. Auch hat man schon Milliarden in den „Kein Taxi“-Service Uber gepumpt, und hofft wohl wie alle Investoren, dass die Firma beim eines Tages anstehenden Börsengang der Überflieger wird. Nur war da nicht noch was? Ach ja, stimmt, Saudi-Arabien plagt sich derzeit mit einem gigantischen Haushaltsloch in Höhe von angeblich 13,5% in Relation zum Bruttoinlandsprodukt herum (Loch bei wohl 78 Milliarden Euro).

Diese Summe gibt man also mehr aus als man einnimmt, dank des niedrigen Ölpreises. Aufgefressen wird hierdurch in Rekordzeit das jahrzehntelang angesparte Staatsvermögen über grob geschätzt 600 Milliarden Dollar. Diese Geldanlagen liegen natürlich nicht „auf dem Sparbuch“ bei einer „saudischen Sparkasse.“ Daher nimmt Saudi-Arabien aktuell zum ersten Mal überhaupt im Ausland Schulden auf, genauer gesagt in Form von Anleihen. Die sollen anscheinend unmittelbar genutzt werden um einen kleinen Teil des Haushaltslochs zu stopfen. Wenn man es schon nötig hat Teil der internationalen Verschuldungsgemeinde zu werden, wie passt es dann ins Bild nicht mal eine Woche vorher so eine gigantische Investitionsankündigung zu machen?

Nur Show? Oder werden weltweit Investitionen in Technolgie-Firmen unabhängig vom Haushaltsloch getätigt? Noch vorhandene Reserven im Ausland wertschöpfend arbeiten lassen, während man an einer anderen Stelle im Staatsapparat mühsam mit großen Fonds und Banken spricht, um ihnen die eigenen Schulden aufzudrücken? Die müssen natürlich verzinst werden. Irgendwie passt beides nicht zusammen. Aber in Saudi-Arabien anscheinend doch! Natürlich könnte man sagen es wäre jetzt sinnvoller im Rahmen dieser großen volkswirtschaftlichen Umstrukturierung das Staatsvermögen in die Bildung der heimischen Bevölkerung zu stecken – aber anscheinend ist das Geld im Silicon Valley besser angelegt, oder wie?

Morgen wissen wir genauer, wie hoch der Risikoaufschlag für saudische Schulden in Relation zu US-Staatsanleihen ist. Umso höher die Rendite für saudische Anleihen, desto geringer das Vertrauen der Investoren in die Saudis – daher will man eine höhere Verzinsung als Risikoausgleich. Aus Finanzkreisen hört man heute vorab, dass statt bisher kursierenden Zahlen von 10 Milliarden jetzt sogar 15 Milliarden Dollar Gesamt-Emission möglich sind. Bei einer Überzeichnung, die aufgrund der globalen Negativzinsen ja sehr wahrscheinlich ist (Hunger nach Rendite), könnte man sogar auf 20 Milliarden Dollar erhöhen.

Die Laufzeiten könnten aufteilt werden auf 5, 10 und 30 Jahre. Die Rendite könnte womöglich ab 150 Basispunkte über den US Treasuries liegen. Morgen sind wir alle schlauer. Aber es ist und bleibt ziemlich merkwürdig. Egal ob man morgen 15 oder 20 Milliarden Dollar einnimmt. Damit schließt man nur einen kleinen Teil der diesjährigen Haushaltslücke. Trotzdem will man so großspurig in die Tech-Branche investieren, wo doch Asset-Klassen wie Aktien und auch vorbörsliche Firmenbewertungen (Uber etc) gerade auf allerhöchsten Niveaus notieren? Da kauft man verdammt teuer ein. Ein Investment in die inländische Bildung scheint weitsichtiger. Aber herje, warum sollen wir uns da einmischen?



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3 Kommentare

  1. Wenn die Ölquellen nicht mehr so üppig sprudeln und die gesparte Kohle im Jemen und bei der Unterstützung finsterer Gestalten verballert ist, kann man mit Uber auch nicht mehr so richtig was anfangen. Kamele scheinen mir da als Investment vielleicht besser geeignet und haben sich in der Vergangenheit bewährt.

    1. Kamele als Investment?

      Die haben sich 40.000 schottische Kühe ins Land geholt und betreiben Landwirtschaft, dadurch haben sie 80% ihres Grundwassers verprasst. Ein Land was nicht über einen einzigen Fluss verfügt. Lassen wir das mit den Kamelen!

  2. Die Saudis haben das Prinzip nicht verstanden. Sie sehen nur die Erfolge von Staaten wie Deutschland oder Japan aber nicht die Arbeit und die gesellschaftliche Erziehung die da hinter steckt.

    Der durchschnittliche deutsche fängt mit 16 eine Lehre an und geht nur wiederwillig mit 65 in Rente. Er macht sein halbes Leben die gleiche monotone Arbeit und meckert nicht, dadurch entstehen (wirkliche) Fachkräfte und echte Qualität, die weltweit ihres gleichen suchen. Es sind nämlich nicht nur die Ingenieure die diese deutsche Wertarbeit hervorbringen, sondern die perfekt gefrästen Teile, die exakten Schweißarbeiten, usw. usw. Von den Japanern will ich gar nicht anfangen.

    Es gibt in Saudi Arabien und in den Nahost Staaten genug Ingenieure, es fehlt jedoch an Facharbeiter die bereit sind die einfachen Arbeiten gewissenhaft und mit Begeisterung zu machen um darin konkurrenzfähig zu werden. Aber solange sich die Menschen da unten zu fein sind um einfachere Jobs zu übernehmen, solange wird es auch nichts mit einer Rohstoffunabhängigen Wirtschaft.

    Was die Saudis da gerade planen ist nichts anderes als eine Hypothek auf sein Haus aufzunehmen um an der Börse zu zocken, nur weil man keine Lust zu arbeiten hat.

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