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US-Einzelhändler im Abwärtsstrudel – der Amazon-Effekt schlägt immer stärker zu

Im Zuge dieser Blase wurden mit Nullzins-Krediten (dank der Fed) Einkaufszentren und Stores hochgezogen, Private Equity-Firmen konnten in den letzten Jahren ebenfalls dank billigen Geldes bereits...

FMW-Redaktion

Es ist kein Geheimnis, dass Onlineshopping weltweit auf dem Vormarsch ist. Und jeder einzelne Konsument, der online einkauft, braucht sich dann nicht über verödende Innenstädte zu beschweren. In den USA kommen gleich zwei Faktoren hinzu. Da wäre auf der einen Seite ein gefühlter, aber nicht exakt nachprüfbarer Faktor. Wir behaupten einfach mal, dass nach Ende der Finanzkrise 2008 genau wie vorher bei den Immobilien eine Art Konsumblase entstanden ist, die bis jetzt noch anhält.

Im Zuge dieser Blase wurden mit Nullzins-Krediten (dank der Fed) Einkaufszentren und Stores hochgezogen, Private Equity-Firmen konnten in den letzten Jahren ebenfalls dank billigen Geldes bereits in Not geratene Bekleidungsketten aufkaufen. Bei höheren Zinsen wären einige überschuldete Firmen schon vor Jahren pleite gegangen. Durch niedrige Zinsen konnten sie aber weiterleben, weil sie entweder selbst billiges Geld aufnehmen konnten – oder weil Private Equity-Firmen nicht wussten, wohin sonst mit ihrem Geld. Überkapazität ist durch zu viele Geschäfte und zu viel Angebot an Ladenflächen entstanden seit der letzten Finanzkrise, so unsere These!

Und damit kommen wir zum zweiten harten Faktor. Denn messen kann man durchaus, wer alles so dicht macht und Filialen schließt in den USA. Der dortige Einzelhandel wandelt sich viel rasanter als in Deutschland. Ist dies eine Entwicklung, die wie immer mit Verzögerung auch hierzulande einschlägt? Die Klamotten-Ladenkette Rule21 mit 1.000 Geschäften, die erst vor wenigen Jahren von so einer Private Equity-Firma gekauft wurde, soll laut Gerüchten noch im April Insolvenz anmelden.

Am Freitag hatten wir aus der aktuellen US-Arbeitsmarktstatistik berichtet. Satte 34.700 Stellen wurden nur im März in US-Kaufhäusern abgebaut. Das ist dramatisch! Selbst Ikonen wie Ralph Lauren scheinen kämpfen zu müssen – so schließt die Kult-Marke ihren Flagship-Store an der 5th Avenue in New York. Der ebenfalls namhafte Designer Kenneth Cole schließt in einem radikalen Schritt alle seine Geschäfte, und will sich als reine Online-Marke etablieren.

Nur was ist, wenn seine Klamotten auch bei Amazon erhältlich sein sollten? Warum soll sich jemand die Mühe machen bei einem einzelnen Lable ein Kundenkonto einzurichten, wenn er alles aus einer Hand bei Amazon kaufen kann? Die Firma hat in den USA einen Onlineshopping-Marktanteil von erschreckenden 53%. Muss man eines Tages mal daran denken wie einst bei Standard Oil eine zwangsweise Zerschlagung vorzunehmen? Wenn es so weiter geht, ist so ein Szenario gar nicht mal so abwegig!

Der angeschlagene einstige Gigant Sears schließt zahlreiche Filialen, genau so der Riese Macy´s. Was auffällt: In den USA ist es vor allem der Bekleidungs-Einzelhandel, der massiv zu leiden hat. Die Schuhkette Payless, die 2012 von zwei Private Equity-Firmen gekauft wurde, hat gerade erst letzte Woche Insolvenz angemeldet. Man will zügig 400 von gut 4.000 Filialen schließen. Der Schritt sei eine logische Konsequenz aus einem veränderten Verbraucherverhalten, so die Firma.

Anderen kleineren Anbietern geht es genau so. Der Elektronik-Filialist RadioShack hat im März das zweite Mal nach einer kurzen Restrukturierungsphase Insolvenz angemeldet. Elektronik kauf der US-Konsument auch nur zu gerne online. Was sagt uns das alles? Nun, für Anbieter die auf Onlineshopping umstellen, wird es schwer sein gegen die alles umfassende Krake Amazon anzukommen. So lange quasi alle Produkte auf diesem weltgrößten Marktplatz zu haben sind, werden die meisten Kunden kaum auf die Idee kommen bei allen einzelnen Anbietern ein Kundenkonto einzurichten.

Für Einkaufszentren, die in der Regel kreditfinanziert sind oder durch Fonds hochgezogen wurden, bedeutet der gerade anrollende massive Leerstand einen Einbruch von Einnahmen, womit auch angedachte Kreditrückzahlungen oder Renditeversprechen an Anleger wackeln. Eine gute Sache hat so etwas auch. Wenn abzusehen ist, dass große moderne Einkaufszentren oder sonstige Vermieter in guten Lagen ihre Läden nicht mehr vermietet bekommen, müssen sie mit den Mietpreisen massiv runtergehen, was wiederum für eher kapitalschwache Inhaber geführte einzelne Geschäfte ohne Filialnetz möglicherweise die Chance ist in guten Lagen einen bezahlbaren Standort beziehen zu können.



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7 Kommentare

  1. @markus fugmann
    sehr gut recherchiert. ich vermisse seit einigen tagen die ebenfalls sehr gut recherchierten analysen von lossless. wann wird lossless wieder schreiben?

  2. Zitat: Und jeder einzelne Konsument, der online einkauft, braucht sich dann nicht über verödende Innenstädte zu beschweren. Ein Beispiel, ich wollte mir ein Räucherofen kaufen in der Stadt ein Ofen zur Auswahl dieser in Verzinktem Blech 90cm Hoch Kostenpunkt 79,99€. Nun der Vergleich online, der Ofen 1,20cm und aus VA Kostenpunkt 79,99 inkl. Versand. Ich habe den VA-Ofen genommen. Wenn der Diesel in den Innenstädten verboten wird, sieht es ganz düster für die Innenstädte aus.
    Die Mietpreise sind einfach zu hoch und werden natürlich auf den Endverbraucher niedergeschlagen und der Onlinehandel hat das nicht und wird gewinnen. Wenn ein Fischhändler in der Innenstadt 8500€ für 16m² Verkaufsfläche Pacht im Monat bezahlen soll und die nächste Mieterhöhung wird schon angedroht geht das Verkaufsangebot und damit das sterben der Innenstädte los. Der Fischhändler hat dicht gemacht und steht jetzt mit einem Verkaufswagen auf Wochenmärkte.

  3. Ein ganz ganz wichtiger Beitrag! Die Entwicklung hin zum Online-Einkauf wird weiter rasant zunehmen und zu erheblichen Verwerfungen führen und das nicht nur in den USA!

  4. Ich kauf fast nur online. Sogar Fisch. Was ist daran schlecht? Wir fahren auch nicht mehr mit Kutschen durch die Gegend. Selbst viele wirklich schöne Oldtimer werden von Käufern stehengelassen, weil der „Komfort“ dort fehlt.
    Ich finde Wandel nicht schlimm, wie z.B. das Sterben der Tante-Emma-Läden. Na und? Ich versteh mich auch mit den Aldi-Verkäufern sehr gut.

    Nur Gewaltvideos, Drogen, Fußballzwangsabgaben, GEZ-Diktatur (man könnte ja schauen) usw. Wo bleibt der Drogensuch-Marathon? Z.B. hier bei uns am Busbahnhof? Wann hört die Usa auf, die AlNusra und Isis zu unterstützen? Warum entschuldigen sich die Usa nicht beim Irak und leisten Reparationszahlungen zum Wiederaufbau wegen dem ungerecht zerstörten Land? Statt dort das Öl abzusaugen? Oder gabs irakische Massenvernichtungswaffen? Gibts die in Syrien? Immer diesselbe Sch.

    1. Bist zu faul,dir deinen Krempel pers.zu besorgen?
      Bist schon auf 100kg Ges.Gew.?

  5. Ein Voll-Proll ist in der Lage, sich in einem Kurzsatz als solcher erkennbar zu machen. Ein zweiter Kurzsatz von ihm reicht dann schon für eine sichere Bestätigung des Eindrucks.

    1. Händchen halten nicht vergessen!
      Das waren noch Zeiten,wie Tante Emma Läden und Schwarz fischen am See…OHNE AMAZON!!!!
      CHECKST DU ES JETZT,BEI DER UNBEWEGLICHEN FETTEN GESELLSCHAFT???
      Bewegungsarmut….gefällt dir das besser?

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