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Ab jetzt beginnt die Fed-Börse

FMW-Redaktion

Gestern flatterte die große Angst vor dem Start des „Junk Bond Crash“ durch die Börsen. Über Nacht ist die Angst (vorerst) verflogen, die Kurse steigen (Dow seit gestern 17 Uhr +300 Punkte). Hierzu hatten wir vorhin bereits einige Zusammenhänge erläutert. Jetzt beginnt aus psychologischer Sicht aber auch das „Fed-Feeling“ zu wirken, oder besser gesagt die Fed-Börse. In diesen Minuten beginnen die FOMC-Mitglieder in Washington mit ihrer Tagung, und obwohl nichts nach außen dringen wird, ist das Feeling da. Heute, morgen und vor allem Donnerstag wird sich der Markt an der Erwartung und später am Ergebnis (Enttäuschung?) ergötzen.

0,25% Leitzins-Erhöhung, und damit die erste seit 9 Jahren, wird mit einer 79%igen Wahrscheinlichkeit vom Markt erwartet und ist somit in den Kursen schon enthalten. Verkündet wird die Zinsentscheidung morgen Abend um 20 Uhr deutscher Zeit, worüber wir dann aktuell und umfassend berichten werden.

Nun ist die große Frage: Welche Art von Erwartung steckt bereits in den Kursen? Nur die Tatsache dieser 0,25%-Erhöhung würde die Kurse nicht bewegen. Entscheidend ist danach die weitere Aussicht, die im Statement von Janet Yellen präsentiert wird. Wird sie Folgeschritte ankündigen, oder wird sie wie allgemein erwartet nur Mini-Schritte in Zeitlupe andeuten? Das ist derzeit das wahrscheinlichste Szenario. Sie wird wohl verkünden, dass folgende Zinserhöhungen davon abhängen werden, ob die US-Wirtschaft in den nächsten Monaten „weiter heiß läuft“.

Aber da wird der Aktien- und Devisenmarkt auf jedes Wort und jede Formulierung achten. Sollte man zwischen den Zeilen herauslesen können, dass die nächsten Zinsanhebungen bereits bevorstehen, könnte das für den Kapitalmarkt deutlich negativ auslegt werden. Denn eine kleine Zinsanhebung verteuert Kredite ja nur minimal und erhöht die Attraktivität von Anleihen auch nur geringfügig. Aber eine Welle an Anhebungen verknappt die Geldschwemme Richtung Hedgefonds und Schrott-Unternehmen deutlich – und damit wäre das ein klar negatives Zeichen für Aktien und für Schrott-Unternehmen, die sich bisher nur mit Schrottanleihen über Wasser halten konnten. Ihre Refinanzierung wird dann noch teurer und noch schwieriger.

Und der Anreiz Aktien zu kaufen könnte dann nachlassen. Hinzu kommt: Durch stetig steigende US-Zinsen würde der US-Dollar noch weiter aufwerten, womit US-Konzerne bzgl. ihrer Auslandsgewinne noch mehr Einbußen hinnehmen müssten. Es wird auf jedes Wort von Janet Yellen ankommen, aber heute ist anscheinend erstmal Euphorie in den Futures angesagt. Das kann sich mit den gleich folgenden Konjunkturdaten geringfügig ändern, aber die Grundstimmung ist jetzt gerade positiv (Betonung auf „jetzt gerade“).

In einer vor wenigen Minuten veröffentlichten CNBC-Umfrage bei 42 Profis (Analysten, Fondsmanager etc) kam heraus, dass sie im Durchschnitt (!) mit drei weiteren Zinsanhebungen der Fed in 2016 rechnen. 38% der Befragten sind der Meinung, dass sich diese mehrfachen Zinsanhebungen negativ auf die US-Konjunktur auswirken werden; 44% haben eine neutrale Haltung, und 13% sehen das sogar positiv. Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession für 2016 läge bei 22,9%.

Die Kritiker der evtl. mehrfachen Zinsanhebungen in den nächsten Monaten weisen darauf hin, dass der Spread zwischen „normalen“ Anleihen und Schrottanleihen groß ist. Sie weisen auch hin auf eine steigende Ausfallrate, sinkende Unternehmensgewinne und auf eine Deflation bei industriellen Rohstoffen. Ähnlich wie Mario Draghi vor Kurzem wird Janet Yellen wohl so oder so Erwartungen enttäuschen und sich erklären müssen. Für die Realwirtschaft, die wohl kaum so rosig läuft wie es die offiziellen Daten zeigen (Arbeitslosigkeit etc), dürften mehrere Zinsanhebungen innerhalb weniger Monate deutlich negative Auswirkungen haben.



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1 Kommentar

  1. Da kommt keine Zinsanhebung!

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