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Ab sofort sind Sofortüberweisungen europaweit möglich

Die Sofortüberweisungen über das sogenannte TIPS-System der Europäischen Zentralbank sind ab sofort möglich. Das bedeutet: In ganz Europa können Privatkunden nun ganz normale Überweisungen tätigen, die binnen weniger Sekunden auf dem Bankkonto des Empfängers dann auch gleich eingebucht werden. Die EZB berechnet dafür eine Gebühr pro Überweisung von 0,002 Euro. Frage: Was werden die Banken ihren Kunden letztlich pro Transaktion berechnen? Da wird es sicherlich einen kräftigen Aufschlag geben! Den Endpreis muss dann jeder Kunde bei seiner Hausbank erfragen.

Entscheidend für die praktikable Umsetzung und den Erfolg von TIPS ist, dass auch genug Banken mit machen. Denn diese Sofortüberweisungen laufen ja nur, wenn Absender- und Empfängerbank beide bei TIPS mit machen, und den Service für ihre Kunden aktiviert haben. Laut EZB machen folgende Banken vom Start an schon mit: CaixaBank, Natixis, Abanca Corporación Bancaria, Banco Bilbao Vizcaya Argentaria, Banco de Crédito Social Cooperativo, Berlin Hyp, Caja Laboral Popular Cooperativa de Crédito, Teambank. Die erste TIPS-Überweisung habe zwischen der CaixaBank und Natixis stattgefunden, so die EZB. Der zuständige EZB-Direktor Yves Mersch hat zur Einführung von TIPS am Freitag einiges gesagt. Hier auszugsweise im Wortlaut:

Mit TIPS haben wir nun drei solide Bausteine zur Freisetzung des Innovationspotenzials im Massenzahlungsverkehr in Europa.

Erstens wurden die Regeln für das Geschäft standardisiert und harmonisiert. Das SEPA-Überweisungssystem für Sofortzahlungen bildet die gemeinsame Grundlage für die Einführung innovativer Endverbraucherlösungen im Massenzahlungsverkehr. Ein Jahr nach seiner Einführung sind bereits mehr als 2 000 Zahlungsdienstleister aus 16 verschiedenen Ländern an das System angeschlossen. Die Zahlungsdienstleister folgen den Vorgaben des Euro Retail Payments Boards (ERPB) zu Sofortzahlungen und stellen so ihre Verpflichtung auf dieses Projekt unter Beweis. Die Teilnehmerzahl entspricht in etwa der Hälfte der Zahlungsdienstleister, und wir gehen davon aus, dass die andere Hälfte so bald wie möglich folgen wird.

Zweitens verfügen wir über eine moderne Marktinfrastruktur. TIPS ist eine echte Binnenmarktinfrastruktur für gesamteuropäische Sofortzahlungen mit Abwicklung in Zentralbankgeld. Es gibt flexible Optionen für die Interaktion mit TIPS, die es verschiedenen Marktakteuren ermöglichen, in unterschiedlichen Rollen auf die Plattform zuzugreifen. TIPS basiert auf TARGET2 und bietet somit eine große Reichweite und Dimension. Das System kann auf ein bestehendes Netzwerk mit über 1 700 Teilnehmern und mehr als 51 000 adressierbaren Business Identifier Codes (BIC) zurückgreifen.

Drittens verfügen wir über eine solide Rechtsgrundlage. Die überarbeitete Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Services Directive – PSD2) schafft den Rechtsrahmen für Innovationen im Massenzahlungsverkehr. Sie legt Regeln für Drittanbieter fest. Außerdem sorgt sie für einen besseren Verbraucherschutz und mehr Sicherheit für Zahlungsdienste. Die Umsetzung ist allerdings noch nicht abgeschlossen.

Mit diesen drei soliden Bausteinen gibt es kaum Gründe, warum das Potenzial für die Erbringung gesamteuropäischer Dienste nicht ausgeschöpft werden sollte. Ich sage ganz klar: Es reicht nicht, dass Banken das System einfach nur einführen und sich TIPS lediglich anschließen, damit ihre Kunden Sofortzahlungen empfangen können.

Und es reicht auch nicht, die Standard-SEPA-Überweisung für Sofortzahlungen als schnellere Alternative zur SEPA-Überweisung anzubieten. Das Potenzial eines wachsenden Zahlungsvolumens und die Öffnung des Zahlungsmarkts für Drittanbieter von Zahlungsdiensten im Zuge der PSD2 müssen genutzt werden. Wir laden alle Zahlungsdienstleister dazu ein, Lösungen anzubieten, die den Bedürfnissen der Kunden nach sofortigen (oder nahezu sofortigen) Zahlungsdiensten, z. B. für E-Commerce oder Mobiltelefonzahlungen zwischen Einzelpersonen, gerecht werden.

Mit dem Start von TIPS hat das Eurosystem den Boden für innovative, kundenfreundliche Lösungen im Massenzahlungsverkehr bereitet. Hiervon sollen die europäischen Bürgerinnen und Bürger profitieren. Europäische Zahlungsdienstleister müssen die Chancen der modernen Marktinfrastruktur in Europa nutzen und das Feld nicht internationalen Akteuren überlassen. Das hat nichts mit Protektionismus zu tun. Ganz im Gegenteil, solange sie die regulatorischen Anforderungen erfüllen, sind global agierende Unternehmen weiterhin willkommen. Wir müssen jedoch die Ursachen für den Mangel an großen europäischen Akteuren auf dem Zahlungsmarkt angehen. Fehlt es an Investitionskapazität für eine Modernisierung veralteter interner Systeme, die in der Ära der Echtzeitzahlungen nicht mehr reibungslos funktionieren, so sollten wir nicht davor zurückschrecken, gegebenenfalls Ressourcen und Volumen zusammenzufassen und größere Akteure zu schaffen. Eine reine Fokussierung auf die nationalen Märkte wäre ein Schritt zurück. Wir müssen global denken und uns darauf konzentrieren, globale Lösungen zu entwickeln, die sich auf europäische offene Governance stützen und europäische Infrastruktur nutzen.

EZB Sofortüberweisungen
Die Zentrale in Frankfurt. Foto: EZB



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2 Kommentare

  1. Nach 10+ Jahren auf dem Stand von Paypal. …fantastisch

  2. Das werden die deutschen Banken doch mit einer gigantischen Sicherheit auch wieder verbocken! Denen wird schon etwas einfallen, hohe Gebühren z.B.
    Da bleibt man dann also weiter bei Paypal.

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