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Absturz des Tages: Seadrill vor der Insolvenz – beginnt das große Sterben in der Öl-Industrie?

Vieles deutet daraufhin, dass bald die erste Groß-Pleite im Öl-Sektor ansteht: es geht um den norwegischen Konzern Seadrill, dessen Aktien heute erneut massiv abstürzen. Das wirft ein Schlaglicht auf die immense Verschuldung im Energie-Sektor..

FMW-Redaktion

Vieles deutet daraufhin, dass bald die erste Groß-Pleite im Öl-Sektor ansteht: es geht um den norwegischen Konzern Seadrill, dessen Aktien heute erneut massiv abstürzen:

Bereits gestern waren die an der Börse in Oslo gehandelten Seadrill-Aktien fast 40% abgestürzt und hatten auf einem Allzeittief geschlossen. Heute setzt sich die Talfahrt fort mit einem weiteren Minus von 20% auf 6,49 Kronen. Noch im Herbst 2013 waren Seadrill-Aktien fast 290 Kronen wert gewesen – ein fast beispielloser Absturz. Seadrill war einst der weltweit größte Dienstleister im Öl-Sektor.


Bohrinsel vor Norwegen. Foto: Jarvin Jarle Vines / Wikipedia / Gemeinfrei

Nun aber droht die Insolvenz nach Chapter 11, wie das Unternehmen heute warnt – es seien „Umstrukturierungen“ nötig, die zur Folge haben könnten, dass die Aktien oder Anleihen der Firma nur noch einen minimalen Wert hätten:

„..based on stakeholder and new money investor feedback, as well as the Company’s existing leverage, we currently believe that a comprehensive restructuring plan will require a substantial impairment or conversion of our bonds, as well as impairment, losses or substantial dilution for other stakeholders. As a result, the Company currently expects that shareholders are likely to receive minimal recovery for their existing shares.“

Und dabei gleichzeitig die Isolvenzankündigung nach Chapter 11:

„We expect the implementation of a comprehensive restructuring plan will likely involve schemes of arrangement or chapter 11 proceedings..“.

Zu schaffen macht Seadrill eine ungute Konstellation: das Unternehmen leidet unter dem Ölpreis-Verfall, hat aber zudem noch immense Schulden im Volumen von ca. neun Milliarden Dollar (Stand Ende 2016). Immerhin ist es der Firma nun gelungen, mit einigen Banken eine Verlängerung der Kreditlaufzeiten zu vereinbaren: so wurden Ende April, Mai und Juni fällige Rückzahlungen von Krediten im Gesamtvolumen von 2,85 Milliarden Dollar nun auf den Sommer verschoben.

Das zeigt: die Firm hat massive Liquiditätsprobleme – insgesamt verhandelt man mit 40 kreditgebenden Banken. Der leichte Anstieg des Ölpreise in den letzten Tagen kommt für Seadrill wohl zu spät, das Unternehmen dürfte in der jetzigen Form kaum Chancen auf Weiterbestand haben.

Das alles wirft ein Schlaglicht auf den großen Zusammenhang: viele Firmen, die im Energie- oder Öl-Sektor tätig sind, haben massive Schulden. Von daher könnte das Schicksal von Seadrill nur der Auftakt sein für eine Pleitewelle.

Einer der Hauptaktionäre von Seadrill ist der norwegische Milliardär John Fredriksen, der größten Tanker-Eigner der Welt, gleichzeitig der weltweit größte Produzent von Zuchtlachs. Fredriksen war zu Reichtum gekommen als Fisch-Broker, der Frischfisch von Island nach Hamburg verfrachtete. In der Ölkrise der 1970er-Jahre hatte sich Fredriksen eine große Tanker-Foltte zugelegt, Ende der 1960er-Jahre war er in den Ölhandel eingestiegen. Fredriksen hatte in der Vergangenheit häufiger Gelder in die Firma nachgeschossen, doch scheint der Liquiditätsbedarf von Seadrill selbst für einen Milliardär zu groß zu sein.



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2 Kommentare

  1. Die Ölkonzerne und die Kunden von Seadrill haben wegen den Ölpreis ihre Investitionen in neue Ölbohrungen massiv gekürzt. Auch wenn der Ölpreis Kurzfristig wieder steigen würde, dürften die Ölkonzerne erst sehr viel später wieder ihre Investitionen in neue Bohrungen erhöhen. Der Mehrheitseigentümer müsste wohl Seadrill noch sehr lange finanziell stützen.

    1. Autsch, das sieht wirklich ganz schlecht aus.

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