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Air Berlin: Wohin die Probleme mit Etihad führen können

FMW-Redaktion

Air Berlin wirtschaftet wie allgemein bekannt in einem halbtoten Zustand vor sich hin. Deswegen begab man sich in Hoffnung auf großes Neugeschäft und Kapitalspritzen in eine Abhängigkeit zur arabischen Airline Etihad.

Und genau diese Kooperation macht jetzt Probleme. Denn das Bundesverkehrsministerium beanstandet, dass die Hälfte der 60 sogenannten „Codesharing“-Flüge, die Air Berlin für Etihad durchführt, nicht vom Luftverkehrsabkommen abgedeckt sind, das zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) besteht. Codesharing bedeutet in diesem Fall, dass Etihad seinen Kunden Tickets verkauft als Etihad-Flüge, man benutzt aber das Streckennetz, die Flugzeuge und das Personal von Air Berlin als voll integralen Bestandteil seines Betriebsablaufs.

Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, geben Vertreter aus den VAE an, dass ohne das Codesharing ein Schaden für Air Berlin von 140 Mio Euro entstehen könnte, da dies das aktuelle Umsatzvolumen sei, das Air Berlin hierüber generiert. Ob die Summe stimmt, ist letztlich gar nicht so entscheidend. Wichtig ist letztlich, dass Air Berlin auf Etihad angewiesen ist als letzten Notnagel, der noch bereit ist Cash in die Airline zu pumpen – und schließlich bringt sie ja auch zusätzliche Fluggäste, die die Maschinen besser auslasten.

Bleibt Verkehrsminister Dobrindt stur und pocht auf Formalien herum, sitzen die Araber am längeren Hebel. Sie sind dank voller staatlicher Stützung nicht auf Air Berlin angewiesen, umgekehrt pfeifft Air Berlin auf dem allerletzten Loch. Geht Air Berlin pleite, verbleibt in Deutschland mit der Lufthansa nur noch eine Airline. Was würde passieren? Wie die Aasgeier würden easyjet, Ryanair und Co über die massenhaft frei werdenden Streckenkapazitäten von Air Berlin herfallen und unter sich aufteilen. Wie bekannt ist, drücken diese Billigairlines die Nutzungsgebühren für die Flughäfen so weit runter, dass diese oft defizitär arbeiten.

Oder Deutschland würde diesen Billigfliegern gar nicht oder nur teilweise die Air Berlin-Kapazitäten überlassen, dann gäbe es bei uns de facto ein Lufthansa-Monopol und für viele innereuropäische Touristenziele ein paar Billigflieger wie easyjet und Ryanair. Von daher, so darf man annehmen, werden die wirtschaftspolitischen Interessen der deutschen Luftfahrt den Herrn Verkehrsminister beiseite schieben und Etihad erhält eine Sondergenehmigung oder einen Aufschub um weiterhin die 60 Codesharing-Flüge via Air Berlin zu veranstalten.




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