Europäische Aktien starteten im Herbst letzten Jahres eine starke Rally, die etwa den deutschen Leitindex Dax auf ein neues Allzeithoch katapultierte. Der wichtigste Grund für die Rally europäischer Aktien war das Ausbleiben der befürchteten Energiekrise in Europa, die Geschäfte der Unternehmen in Europa liefen weiterhin gut. Aber nun warnt die US-Bank Morgan Stanley vor einer anstehenden Korrektur im Sommer, wie Bloomberg berichtet.
Europäische Aktien vor Korrektur, warnt Morgan Stanley
Europäische Aktien könnten in den nächsten Monaten um bis zu 10% fallen. Diese Ansicht vertreten die Strategen von Morgan Stanley unter der Leitung von Graham Secker, die davon ausgehen, dass der MSCI Europe Local Index im Laufe des Sommers einbrechen wird. Der Grund: das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich, die Liquidität an den europäisschen Märkten schrumpft. Gegen Ende des Jahres erwarten die Strategen von Morgan Stanley dann jedoch eine Erholung europäischer Aktien.
„Die Widerstandsfähigkeit der Aktien im bisherigen Jahresverlauf dürfte in den nächsten drei Monaten zunehmend in Frage gestellt werden, da die wirtschaftliche Dynamik nachlässt und sich die Liquiditätsbedingungen weiter verschärfen“, schrieb Secker in einer Notiz vom 4. Juni. „Wir sehen Risse entstehen.“
Der Stratege, der Anfang des Jahres die Outperformance europäischer Aktien gegenüber den USA richtig vorausgesagt hatte, sagte, dass sich das globale Wirtschaftswachstum in den nächsten Quartalen wahrscheinlich deutlich abschwächen werde. Europäische Aktien dürften auch mit einem stärkeren US-Dollar, einer anhaltenden Straffung der Geldpolitik durch die EZB und Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben.
Es wird erwartet, dass die Liquidität schrumpft, da das US-Finanzministerium Anleihen verkauft, um seine Kassen nach der Einigung über die Schuldenobergrenze wieder aufzufüllen. Andere Strategen erwarten ebenfalls einen Rückschlag für die Aktienmärkte voraus, da die Bankeinlagen geleert werden, um die neuen Schatzwechsel zu bezahlen.
Europäische Aktien schneiden nicht mehr besser ab als US-Aktien: Der Stoxx 600 lag im Mai in Dollar gerechnet so weit hinter dem S&P 500 zurück wie seit 2010 nicht mehr
Europäische Aktien bleiben hinter amerikanischen zurück
Nachdem europäische Aktien in diesem Jahr bis Ende April um fast 10% gestiegen waren, gerieten sie im Mai aufgrund von Sorgen über eine hartnäckige Inflation und eine mögliche Rezession ins Wanken. Auch gegenüber dem S&P 500 blieb die Region in Dollar gerechnet so stark zurück wie seit 2010 nicht mehr, da die US-Benchmark, die mehr Technologiewerte enthält, von einer Rally bei Unternehmen aus dem Bereich künstliche Intelligenz profitierte.
Langfristig ist Morgan Stanley-Analyst Secker jedoch weiterhin positiv für europäische Aktien gestimmt. Er geht davon aus, dass auf den Einbruch im Sommer eine Erholung folgen wird, da Europa von günstigeren Bewertungen und widerstandsfähigeren Gewinntrends als die USA profitiert. Der Stratege geht davon aus, dass der MSCI Europe Local Index das Jahr bei 1.970 Punkten beenden wird, was ein Aufwärtspotenzial von fast 6% gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag bedeuten würde.
In der Notiz stufte Secker auch europäische Banken und Versicherer von „übergewichten“ auf „neutral“ herab, da der Sektor bei einem wirtschaftlichen Abschwung und dem Ende des Zinserhöhungszyklus Schwierigkeiten haben werde, eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Er stufte Pharmawerte auf übergewichten und Lebensmitteleinzelhandelswerte auf neutral hoch, um eine defensivere Haltung für die nächsten Monate widerzuspiegeln.
FMW/Bloomberg
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Tja, jetzt bleibt nur noch die Frage offen, von welchem Niveau aus die Aktien fallen? Ab jetzt, ab 17000, ab 18.000 Punkte im DAX? Fallen die Aktien erst ab 18000 und verkauft aber jetzt, hat man wohl nicht viel richtig gemacht.
Wenn amerikanische Banken prophezeien, dann tun sie das immer im eigenen Interesse. Die Bank ist Market Maker, das heißt, dass Optionsscheinkäufer und Zertifikatekäufer auf die voraussichtliche Verliererseite gelockt werden müssen. In dem Fall kann man davon ausgehen, dass die Bank das Gegenteil von dem befürchtet was sie prophezeit.
Man hat Put und Call Optionsscheine verkauft und fährt normalerweise gut damit, wenn sich nicht viel ändert und weder die einen noch die anderen viel Gewinn abwerfen. Dann bleibt das Meiste der Bank. Nun gibt es aber voraussichtlich eine größere Änderung durch Platzierung neuer US-Staatsanleihen. Die muss irgendwer kaufen. Und das Geld fehlt dann woanders. So befürchtet die Bank vermutlich, dass dadurch zu viele amerikanische Aktien verkauft werden. Dann müsste man den Put Optionen auf Aktien und Indizes viel Geld auszahlen.
Um das zu verhindern, werden amerikanische Anleger (und vielleicht gehorchen auch ein paar Ausländer) dazu gebracht, ihre europäischen Aktien zu verkaufen. Dann kommt mehr Geld, Liquidität an amerikanische Börsen, mit dem die neuen Anleihen gekauft werden können oder amerikanische Aktien. Das stabilisiert die Aktienindizes und verhindert einen Abverkauf, der teuer wäre für die Market Maker Banken.
Der Rat an sich, Euroaktien zu verkaufen ist aktuell ungünstig für Amerikaner, weil der Dollarkurs seit Mai gestiegen ist gegenüber dem Euro. Kluge Amerikaner haben die im April schon verkauft und Umtauschkursgewinne mitgenommen. Wer jetzt noch verkauft, der verkauft mit Währungsverlusten. Dafür braucht es gute Gründe:
– Die Analysten versprechen einen noch stärkeren Dollar. Mutig angesichts der Wirtschaftsdaten. Aber gleichzeitig geht man davon aus, dass die EZB ihre Zinsen konsequent erhöht, was einen stärkeren Euro bedeuten würde. Da ist ein Knick in der Logik.
– „Es wird erwartet, dass die Liquidität schrumpft, da das US-Finanzministerium Anleihen verkauft … da die Bankeinlagen geleert werden, um die neuen Schatzwechsel zu bezahlen.“ Das sind vor allem Gründe, warum amerikanische Märkte Probleme bekommen. Dabei wollte man eigentlich begründen, dass europäische Aktienmärkte angeblich Probleme haben. Wenn man die eigenen Probleme den Anderen unterschiebt, dann kommt man zu solchen Vorhersagen.
Was stimmen könnte ist, dass auch in Europa Liquidität entzogen wird durch TLTRO Rückzahlung. Aber in Deutschland ist das kein Problem mehr. Wenn es in Italien deshalb Probleme gibt, müssen nicht gleich die europäischen Märkte einbrechen. Wenn allerdings amerikanische Märkte einbrechen, was die Bank offensichtlich befürchtet, ziehen die immer auch die europäischen mit runter. Dann stimmt es ja wieder was man prophezeite.