Aktien

Aktien: Blase? Manches spricht wohl eher dagegen!

Erleben wir derzeit eine große Blase bei Aktien? Warum fallen die Börsen nicht bei den immer wieder aufs Neue präsentierten „Bad News“?

Erleben wir derzeit eine große Blase bei Aktien? Derzeit wundern sich viele über die Langlebigkeit der Euphorie an den Märkten bei bestimmten Aktien: bei den ständig zitierten Mode-Aktien, ob im Elektromobil- oder im Wasserstoffbereich, oder bei Pennystocks, die teilweise jenseits von Gut und Böse notieren. Aber auch über unglaubliche Stories bei den wiederentdeckten aus dem Bereich Aktien . Dort ist nicht alles „Dreck“, der nach oben gespült wird. Es gibt hierfür sogar fundamentale Zusammenhänge. Unabhängig von einer bevorstehenden Korrektur, die aufgrund der Hemmungslosigkeit von bestimmten Anlegerkreisen, immer wahrscheinlicher wird.

Aktien und die Mutter aller Kursanstiege

„We are in a bubble, but it’s a rational bubble“, so der sehr geschätzte Pimco-Berater Mohamed-El-Erian kürzlich in einem Interview. Was meint er damit?

Natürlich den großen Einsatz der Notenbanken, der alte Relationen bei Gewinn- und Umsatzdaten von Aktien und Indizes relativiert, deshalb ist es stets etwas verwunderlich, warum man alte Daten als Vergleichsmaßstab für Übertreibungen heranzieht.

Was bereits seit vielen Jahren die Aktienmärkte unterstützt, ist die Marginalisierung der Anlageklasse Anleihen, wie an diesem Chart ersichtlich, der eine Korrelation zwischen Bilanzausweitung der Notenbanken und dem Welt-Aktienindex aufzeigt.

Aktien - eine Blase? Die Bilanzen der Notenbanken

Die Branchenrotation

Als man im Spätsommer 2020 erkannt hat, dass es in absehbarer Zeit eine medizinische Lösung für die Covid-19 Pandemie geben könnte, ist eine Gattung von Aktien angesprungen, die besonders unter den Wirtschaftseinbrüchen gelitten hat und bereits schon ein Jahrzehnt die Wachstumsaktien underperformt – der Sektor der Small Caps. Klar ist der Nebenwerte-Index Russell 2000 sehr schnell gestiegen und manche Branchen wie der Energiesektor haben kleine Fahnenstangen ausgebildet – aber ist das eine Bubble? Wenn man sich die langfristige Performance betrachtet? Ich habe bereits im Herbst in einigen Artikeln darüber berichtet, dass es langfristig immer zu einem Ausgleich zwischen den Großen und den Kleinen und zwischen Value und Growth gekommen ist. Mit Small Caps meine ich natürlich nicht die vielen Pennystocks, die von Neo-Zockern derzeit „gehypt“ werden. Auch diese scheinbare Erfolgsgeschichte wird ein Ende haben. Hier sieht man die großen Zyklen der Auf- und Abschwünge.

Aktien in einer Blase? Small Caps

Zu Zeiten von Corona ein 42-Jahrestief, getrieben durch den Hype um die GAFAM-Titel. Die Small Caps befanden sich vor ein paar Monaten noch auf einem 20-Jahrestief und es ist nicht alles „Dirt“, der nach oben gespült wird.

Value gegen Growth

Wie bereits erwähnt, gibt es seit Jahrzehnten einen Zweikampf zwischen den Wachstums- und den langweiligen Aktien aus dem Bereich Value, bei denen es immer wieder zu einem Ausgleich in der Performance gekommen ist. Was liegt also näher, als dass der technogielastige Nasdaq-Index nach seinen 1100 Prozent Performance seit 2009 sich eine Zeitlang schlechter entwickeln wird, als die Aktien aus dem Bereich Value? Dafür dürften schon allein die Regulationen unter der neuen Regierung Biden sorgen. Deshalb wird die Breite der Kursanstiege zunehmen, weil die Big Seven mit ihren 27 Prozent Marktanteil an Dominanz verlieren könnten. Hier ein langfristiger Chart, der das Auf- und Ab zwischen den Anlageklassen dokumentiert.

Die Vergleiche zwischen Energie- und Finanztiteln und dem S&P 500 und zwischen Gesundheit, Konsumgüterherstellern, Versorgern und dem Leitindex.

Die Entwicklung der Aktien Zykliker und defensive Aktien

Fazit

Warum fallen die Börsen nicht „Stante Pede“ bei den immer wieder aufs Neue präsentierten „Bad News“? Zum einen, weil die oben beschriebene Branchenrotation läuft und weil die Märkte Corona abgehakt haben und aufgrund des zeitlichen Vorlaufs schon auf den Herbst blicken. Unabhängig von den jederzeit möglichen Korrekturen, aufgrund der vielen Anleger, die glauben an den Börsen einen „Free Lunch“ zu bekommen. Bei dem Irrsinn am Optionsmarkt mit kleinen Titeln, die immer wieder „Gamma-Squeezes“ auslösen. Deshalb kann jederzeit ein Washout einsetzen, die Volatilität steigen.

Vergessen wir aber bei all der Zockerei mit den kleinen Aktien nicht. Alle 2000 Werte im Russell zusammen besitzen nicht einmal ein Zehntel der Marktkapitalisierung des Aktienmarktes in den USA. Allein eine Enttäuschung bei einem FAANG-Wert in dieser Berichtssaison wird größere Marktreaktionen zeitigen, wie ein Wert GameStop, auch wenn er auf absurde 10 Milliarden Dollar gepusht wird, es ist nicht einmal ein halbes Prozent von Apple. Die große Gefahr lauert im Nasdaq.

Der Verlauf der Corona-Krise, Beispiel USA: Die Coronainfektionen haben bereits offiziell die schreckliche Zahl von 26 Millionen Bürger (7,7 Prozent der Bevölkerung erreicht). Nimmt man die Dunkelziffer in moderater Form hinzu, dürfte man schon bei 100 Millionen Menschen angelangt sein. Aber wie viele Menschen wurden schon in wenigen Wochen geimpft? Über 22 Millionen und es werden in Kürze mehr als eine Million pro Tag sein, wenn AstraZeneca, Johnson&Johnson, CureVac, Novavax, Inovio, Sanofi und viele andere auch noch auf den Markt drängen (nach BioNTech und Moderna). Die Zahl der Impfstoffprojekte beträgt aktuell 186, 60 davon sind in klinischen Studien. Da scheint das Vorhaben der USA die eigene Bevölkerung bis in den Spätsommer immunisiert zu haben, gar nicht so abwegig zu sein. Nicht so sehr in der EU, die sich beim Ordern der Impfdosen über den Tisch hat ziehen lassen (America und Money First). Darauf blicken die Märkte – aber was das mit Kapitalmarktzinsen, Inflation und Firmenpleiten zu diesem Zeitpunkt macht, das ist das Thema des Herbstes und kann auch heute nicht von den Börsen beurteilt werden.



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3 Kommentare

  1. „Als man im Spätsommer 2020 erkannt hat, dass es in absehbarer Zeit eine medizinische Lösung für die Covid-19 Pandemie geben könnte, ist eine Gattung von Aktien angesprungen, die besonders unter den Wirtschaftseinbrüchen gelitten hat und bereits schon ein Jahrzehnt die Wachstumsaktien underperformt – der Sektor der Small Caps.“

    Diese Aussage ist so nicht richtig, wenn ich die Performance des MDax im Vergleich zum DAX vergleiche sind dies Welten!!!

    Und der Mdax gehört für mich zu den Small-Caps, von mir aus auch zu den Middle-Caps, aber der Mdax ist nie und nimmer ein „Leitindex“.

  2. Lieber Herr Müller, ich schätze ihre Beurteilungen der Börsenszene sehr weil auch sehr sachbezogen und vernünftig und kein Verdacht eigenen Interessen (Goldverkauf, Vermögensabsicherung usw.)nachzugehen.

    Leider ist unser (Ihr, wem auch immer, mein) Horizont begrenzt.

    Wir stehen auf irgendeinem Punkt der Spielfläche Börse, beurteilen von unserem Punkt aus die gesamte Spielfläche. Die Sicht auf die Spielfläche Börse zusammen mit dem Blick auf die gesamte Welt haben wir gar nicht oder so minimal daß man trotzdem Totalausfall konstatieren kann.

    Ein viel wichtigerer Player als die Zockerbude Börse ist z. B. der Staat. Der hat ganz andere Interessen. Bürger und soziale Balance ruhig halten, Stabilisierung von Wirtschaft und Geldwert z.B.

    Für den Staat hat die Börse einige wichtige Funktionen, daß ne ganze Menge Leute die Börse als Goldesel oder Casino sehen ist dem Staat weitgehend egal, denn das ist oft ein Nullsummenspiel wo die Verlierer den Gewinnern ihr Geld geben.

    Börsianer haben selten die Sicht des Staates. Der Staat hat aber über die Dinge, für die er sich interessiert, verdammt gute Zahlen. Zahlen die nie veröffentlicht werden weil es keinen verpflichtenden Anlaß gibt. Ein schlimmes Manko für den Anleger.

    Es gibt viele Börsenplayer über die der Anleger oder der Marktbeobachter nichts oder zu wenig weiß. Welche Absichten und Meinungen haben die? Spiegeln öffentliche Meinungsäußerungen nur die eigene Interessenslage wieder? Inklusive von Irreführungen?
    Wie groß können Vertrauen und Ehrlichkeit in einem Haifischbecken überhaupt sein?

    Das andere ist das Sammeln aller wichtigen und objektiven Marktdaten
    und die Fähigkeit gegeneinander abzuwägen. Eine Schweinearbeit die nur macht wer über 500 Mio. im Feuer stehen hat.
    Dazu kommt Insiderwissen wie das Anlegerverhalten, das unbezahlbar und in der Regel unzugänglich ist. Und wenn die Bank Worte darüber verliert ist da wohl eher eine Absicht dahinter.

    Mit das Allerschwierigste ist das Wissen was genau im Kopf der Anleger vorgeht sowie Massenphänomene wie Herdenverhalten.

    Schlimm auch daß aktuelle Börsenkurse oft nicht das sind was sie scheinen, nämlich rationale Aussagen zum Wert eines Unternehmens.

    Die schiere Unmöglichkeit alles Wichtige zu erfassen kann einen ehrlichen Börsenbeobachter eigentlich nur zu dem Schluß kommen lassen
    der schon zu Zeiten Jesu Christi Gültigkeit besaß: Ich weiß daß ich nichts weiß.

    Ich schreibe das alles Herr Müller weil mich Ihre Äußerungen in den letzten Wochen etwas besorgt werden ließen. Sie deuten jetzt an daß diese Hausse vielleicht doch nachhaltig sein könnte.

    Ich sage Ihnen mal aus Gründen der Dankbarkeit über viele schöne Berichte in der Vergangenheit wie es wirklich um die Börse steht und: „Bitte sagen sie es niemandem weiter!“

    Wir gehen bergan auf einem sehr engen Grat, zu beiden Seiten geht es steil runter, Abstürze 1000 oder 2000 Meter jederzeit möglich.
    Vor uns immer Wolken, wir sehen nie ob wir den Gipfel erreicht haben.
    Manchmal geht der Grat nach unten. Wir wissen nie wie tief und hoffen, daß es hernach in noch größere Höhen wieder aufwärts geht.
    Wer das Gegenteil behauptet, egal ob er Roland, Friedrich, Halver, Müller oder Otte heißt kennt den Unterschied zwischen Wissen und einer Vermutung nicht.

  3. Ja , die ewige Hausse und das Perpetum Mobile wird es auch diesmal nicht geben und sei es nur weil die 70bis 80% Ausgeschlssenen oder Enteigneten irgendwann nicht mehr mitmachen.Kann man doch schon täglich Meldungen in Radio und TV hören wo die Beschleunigung der Umverteilung durch die Pandemie und die Notenbankpolitik ein Thema ist.Wenn die kriminelle Finanzelite nicht bald aufwacht werden sie bald bös geweckt werden. Wenn in einigen Wochen die Pandemiegeschädigten und die abgezockten RobinHooders richtig sichtbar werden ( auch für Rosa Brillenträger) wird es ungemütlich.Der Zinspoker ist verbraucht, noch mehr Negativzinsen schaden mehr als sie nützen.

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