Aktien

Aktien: Branchenrotation – wie weit ist der Trend schon gelaufen?

Viele Investoren haben rasch erkannt, welches Aufholpotenzial in den von Corona gebeutelten Branchen und ihren Aktien steckt. Geht der Trend weiter?

Wer glaubt aus der Börsenberichterstattung in den Medien viel Nektar für seinen Handel mit Aktien saugen zu können, wird oftmals enttäuscht. Was in der Zeitung empfohlen wird, hat oft schon seinen großen Anstieg hinter sich, geschuldet dem berühmten Antizipationsmechanismus der Börse, der – bei allen Fehlsignalen – stets Ausschau nach den Trends der mittleren Zukunft hält. Wie verhält es sich mit den berühmten Zyklikern, die gerade so boomen? Muss auch hier nicht bald eine Pause kommen, weil die wirtschaftliche Sommererholung bereits eingepreist ist?

Das Börsenjahr 2020, Kursanstiege bei vielen Aktien trotz lahmender Wirtschaft

Das Paradebeispiel für diesen Mechanismus lieferte doch das Frühjahr des Jahres 2020, wo es den größten Lockdown-induzierten Wirtschaftseinbruch in der Nachkriegsgeschichte gab und der Dax dennoch von seinem Tief bei 8255 Punkten auf 12.913 Punkte (8.Juni) gestiegen war.

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Im Rest des Jahres gab es nur noch einen vergleichsweise schwachen Anstieg bis auf 13.718 Punkten zu Jahresende, das unvollständige V in der Wirtschaftserholung war längst eingepreist.

In der zweiten Jahreshälfte kam es zu dem großen Paradigmenwechsel bei Aktien, von Growth zu Value, auf den ich schon nach den Aktiensplits von Apple und Tesla im August hingewiesen habe, mit dem großen Boost am 9. November, dem Tag der großen Impfstoffmeldung.

Zu dieser Zeit reifte in mir der Gedanke, auf die vielen Aktien im Freizeit-, Tourismus,- und Reisebereich zu blicken – dabei musste ich feststellen, welche große Kursanstiege in diesen völlig defizitären Wirtschaftsbereichen schon gelaufen waren. Dennoch kam es nach dem Jahreswechsel und dem Fortschritt bei den Impfstoffen (Zulassungen, Produktion, Impfungen) noch zu einem verstärkten Wechsel hin zu Value, vieles vielleicht sogar unfreiwillig, denn kaum jemand hatte mit so einer starken Entwicklung bei den Zinsen und den Inflationserwartungen gerechnet. Der Ausstieg aus den zinssensitiven Aktien aus dem Bereich Hightech war eine zwangsläufige Folge.

American Covid-19 Relief Bill, der nächste Zuckernachschub?

Es sieht derzeit schon nach dem berüchtigten „Sugar Rush“ an den Börsen aus, wenn durch eine Branchenrotation zu den Zyklikern nicht einmal ein zweistelliger Prozentabschlag bei Aktien wie Amazon, Apple, Tesla und weiteren Schwergewichten, den Leitindex S&P 500 mehr als ein paar Prozent in die Tiefe bringen kann. Vor einem halben Jahr hätte man dabei schon einen Fall in einen moderaten Bärenmarkt fürchten müssen. Kaum einer hat sicher die Intensität der Sektorrotation erwartet, bei den totgeglaubten Energiewerten, Rohstoffen, Zyklikern (Chemie, Autos, Maschinenbau) – alles was irgendwie mit Value assoziiert ist und die Finanzwerte. Wer hätte geglaubt, dass selbst eine Deutsche Bank seit dem Herbst um 50 Prozent zulegen und sich seit dem Corona-Tief mehr als verdoppeln werde?

An den Märkten hat sich eine gewaltige Zuversicht breit gemacht, von den Profiinvestoren bis zu den Kleinanlegern. Man sieht die Ausnahmesituation in dieser Börsenphase. Die große Impfaktion lässt bereits im Sommer auf ein Reopening der Wirtschaft in vielen Ländern hoffen, in den USA und Europa haben viele Menschen eine unglaubliche Summe auf die Seite gelegt: allein hier bereits addiert über zwei Billionen Dollar/Euro, die zum Teil in den Konsum fließen werden. Kaum vorstellbar, bei der großen Not von Millionen Menschen aus der amerikanischen Unterschicht, aber so sind die Zahlen auf den Geldkonten.

Und jetzt kommt noch das 1,9 Billionen Dollar Stimuluspaket in den USA, von denen viele Ökonomen glauben, dass man nicht mehr so viel Öl ins Konjunkturfeuer gießen sollte.

Diese großen Hoffnungen schwappen natürlich auch auf Europa über, trotz der (noch) schleppend verlaufenden Impfungen. Ob ein europäischer Branchenindex (+ 10%), Aktien wie das Kreuzfahrtunternehmen Carnival (+ 12%), der Reisekonzern TUI (+ 35%), Lufthansa, Fraport, alle diese einstigen Verlierer haussierte auf Wochensicht angesichts des zu erwartenden Sommergeschäfts.

Damit hat man bereits sehr viel vorweggenommen – in wenigen Monaten wird man sehen, ob die Erwartungen in vielen Bereichen überhaupt erfüllt werden können.

Und Hightech?

Der Kursrückgang beim Nasdaq 100 von etwa zehn Prozent war das große Thema der letzten Woche sowie die wundersame Gegenbewegung am Dienstag. Wieder einmal gleichzeitig diesseits und jenseits des Atlantiks, wobei die Begründung mit dem Zinsanstieg bei der Korrektur in den erreichten Höhen auf wackligen Füßen steht. Warum hat Infineon und der gesamte TecDax in Deutschland so stark korrigiert? Haben wir in Deutschland etwa nennenswerte Zinsen?

Fazit

Viele Investoren haben rasch erkannt, welches Aufholpotenzial in den von Corona gebeutelten Branchen und ihren Aktien steckt. Als Extrembeispiel sei hier ein weiteres Mal die deutsche Lufthansa genannt, als im März /April 2020 – 700 der 763 Maschinen am Boden standen, die Passagierzahlen um 90 Prozent gefallen waren.

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Wer frühzeitig erkannte, welche Branchen systemrelevant waren und staatlicherseits unterstützt wurden, konnte gewaltige Gewinne einstreichen. Dafür sorgt schon die Finanzmathematik, bei allen Titeln, die nicht durch eigene Managementfehler über 50 Prozent an Wert verloren hatten. Jetzt kalkulierte und verglich man Ausgangsniveaus und Erholungschancen und kaufte Aktien aus dem Bereich Value, auf Kosten von Growth, was eigentlich immer ein periodischer Vorgang war.

Durch die vielen Rettungspakete, bei denen man mehr Geld mobilisiert hat, als bei einer globalen Rezession von 3,3 Prozent notwendig gewesen wäre, überschlagen sich die Konjunkturaussichten. Damit werden die seit langer Zeit schlafenden natürlichen Gegner der Aktienanlage geweckt – zum Beispiel die Konkurrenzanlage Anleihen (ausgelöst durch erhöhte Inflationserwartungen ). Das Beste für die Dividendentitel könnte in den nächsten Wochen bereits eingepreist sein, auch bei Value.

Jetzt haben wir noch FOMO, noch TINA und dann? Heißt es bald: Wer zu spät kommt, den bestraft die Börse?

Deshalb einmal mehr: Sollten Inflation und Kapitalmarktzinsen weiter (deutlich) steigen, könnte eine boomende Wirtschaft zu einem Problem für die Aktienmärkte werden.

Wie lange wird die Branchenrotation bei Aktien noch anhalten?



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