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Aktien? Gehören fast alle dem Staat – Vorbild Japan

Was ist, wenn der Aktienmarkt faktisch im Besitz des Staates ist? Was undenkbar klingt, ist in Japan schon weitgehend der Fall..

FMW-Redaktion

Was ist, wenn der Aktienmarkt faktisch im Besitz des Staates ist? Was undenkbar klingt, ist in Japan schon weitgehend der Fall. So ist alleine die japanische Notenbank in 2017 größter Aktionär bei 55 japanischen Unternehmen aus dem Nikkei (der aus 225 Werten besteht) und inzwischen ein entscheidender Player durch ETF-Käufe. Aber da gibt es noch einen wichtigen staatlichen Mitspieler: der (ebenfalls staatliche) Pensionsfond GPIF, der über Mittel von 1,3 Billionen Dollar verfügt.

Kürzlich hat der GPIF erstmals seine einzelnen Positionen dargestellt, und siehe da: er ist inzwischen größter Anteilseigner der beiden japanischen Autobauer Mitsubishi und Honda, bei Toyota, der größten Firm Japans, ist er mit einem Anteil von 5,5% zweitgrößter Aktionär. Insgesamt besitzt der Fond nun 5,8% des Aktienmarkts in Japan, bei 119 an der Börse in Tokio gelisteten Firmen ist er größter Aktionär. Bei nahezu allen (99%) der größten Unternehmen Japans ist der GPIF unter den Top 10 der größten Eigner – kann man da noch von einem freien Markt sprechen?

Beim anderen großen japanischen Index, dem Topix 500, ist er bei 493 der 500 Unternehmen bereits unter den 10 größten Anteilseignern – und das ist kein Wunder. Denn der GPIF tätigt 80% seiner Aktien-Investments dadurch, dass er die Indizes nachbildet. Und so kommt es, dass die japanischen Indizes nicht fallen, obwohl seit langer Zeit der Markt Nippons – das zeigen Daten der Bank of Amerika Merrill Lynch – von ausländischen Investoren gemieden wird.

All das wirft Fragen auf. Etwa, inwiefern der staatliche Fond als so großer Aktionär bei vielen Firmen Einfluß nimmt auf die Geschäftsentwicklung? Oder wie er Positionen wieder verkaufen kann, ohne dass die Aktien oder der Gesamtmarkt schwer unter Druck kommen wird?

Japan ist in vielerlei Hinsicht ein Vorläufer von Entwicklungen, die wohl bei der westliche Welt insgesamt kommen könnten. Etwa die Einführung von einer Art „Helikopter-Geld“ light, der extrem expansiven Geldpolitik etc. Und so sollte es nicht wundern, wenn auch hier in Europa immer mehr Aktien in den Besitz des Staates oder der EZB kommen werden – wenn diese beschließen sollte, neben Unternehmensanleihen auch direkt am Aktienmarkt zu investieren.

Ob all das gut gehen kann, wird sich zeigen. Am Freitag jedenfalls wird der GPIF neue Zahlen vorlegen – und es dürfte dann nicht verwundern, wenn der Anteil von Unternehmen, bei denen er inzwischen größter Aktionär ist, noch weiter steigt..



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