Eigentlich war die Erzählung gestern Abend klar gesetzt: Die Federal Reserve reduzierte die Erwartung an die Zahl der Zinssenkungen in 2024. Da hätten die Aktienmärkte eigentlich crashen können? Aber der Absturz blieb aus. Was ist hier los?
Die Fed versucht vorsichtig zu sein, nicht zu viel zu versprechen. Aber zwischen den Zeilen konnte man erkennen, dass Jerome Powell sich die Optionen offen hält. Zum Beispiel sagte er, die gestern wenige Stunden vor der Fed-Entscheidung verkündeten Inflationsdaten aus den USA, die schwächer ausfielen als erwartet, seien in die gestrige Aussicht für die Häufigkeit der anstehenden Zinssenkungen nicht mit eingeflossen.
Das bedeutet auch: Diese Meldung wird ab heute in nachfolgende Betrachtungen und Aussagen der Notenbanker einfließen. So auch wohl die heute um 14:30 Uhr gemeldeten Daten zu den US-Erzeugerpreisen, die ebenfalls niedriger gemeldet wurden als erwartet. Damit gibt es nun binnen 24 Stunden zwei Datenmeldungen, die spürbar darauf hinweisen, dass sich der Preisauftrieb in den USA abschwächt. Also kann man doch wieder auf mehr als nur eine Zinssenkung in 2024 hoffen? Es ist bei der Fed ja nichts in Stein gemeißelt.
In diesem bis Anfang der Woche zurückreichenden XAUUSD Chart sehen wir den Verlauf im Goldpreis in blau, und die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen in orange. Man sieht: Seit gestern Mittag, also vor der Fed und vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten, ist der Goldpreis bis jetzt unterm Strich um 10 Dollar auf 2.322 Dollar gestiegen. Die Rendite ist seitdem von 4,39 % auf 4,27 % gefallen.
Das sagt uns: Die Reduzierung der Zinssenkungserwartungen der Fed sind vom Markt bei Seite gewischt worden. Durch die Daten kurz davor und danach sowie einige Fed-Aussagen zwischen den Zeilen glauben die Märkte noch mehr als zuvor an die Möglichkeit, dass die Zinsen in diesem Jahr mehrfach gesenkt werden könnten. Auch der US-Aktienmarkt zeigt sich freudig. Seit gestern Mittag steigt der S&P 500 auf CFD-Basis bis jetzt um 51 Punkte, der Nasdaq 100 um 380 Punkte. Auch der US-Dollar-Index notiert zusammen mit den Anleiherenditen unterm Strich gegenüber gestern Mittag etwas tiefer.
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