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Aktien: Können die Märkte einen Liquiditätsentzug ausgleichen?

Aktien - wie reagieren sie auf Liquiditätsentzug?

Aktien haben seit dem Tief der Coronakrise mithilfe der Notenbanken eine impulsive Rally absolviert. Mittlerweile werden ständig Charts im Netz herumgereicht, die einen fast linearen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Liquidität und dem großen Weltleitindex S&P 500 aufzeigen. Ohne Zweifel die treibende Kraft bisher – jetzt aber soll die Antriebsquelle versiegen?

Aktien: Notenbankgeld und Aktienrückkäufe

Es ist Konsens, dass es für die Rally der Aktien des vergangenen Jahrzehnts in den USA zwei große Treiber gab: mehrfache Anleihe-Rückkaufprogramme (Quantitative Easing), erkennbar an der Fed-Bilanz, die erst kürzlich die 8-Billionen-Dollar-Grenze überschritten hat – und natürlich die so genannten Buybacks, mit einem Volumen von über fünf Billionen Dollar.

Der ultimative Beweis

Aktien und Liquidität

Jetzt stehen wir vor einer Phase eines Schulden- und Pandemie-bedingten Aufschwungs mit erwarteten Wachstumsraten, die es in den Industriestaaten schon Jahrzehnte nicht mehr gegeben hat. Die Inflation ist da, weitere ausufernde Liquidität würde ein „Öl ins Feuer gießen bedeuten“. Damit müssen es die Unternehmensergebnisse retten – sowie die Rückkäufe eigener Aktien durch die Unternehmen (dazu später mehr).

Die Gewinnquartale der Superlative

Das Jahr begann für die US-Wirtschaft bereits mit einem Anstieg von 6,4 Prozent auf Quartalsbasis und dies reflektierten auch die Aktien der Unternehmen im marktbreiten S&P 500. Ein Fakt, der in der ganzen Diskussion um Inflation und Tapering fast schon etwas untergegangen ist. Dabei übertrafen nicht weniger als 86 Prozent der Unternehmen die Gewinnschätzungen der Analysten und steigerten ihre Gewinne akkumuliert um nicht weniger als 50 Prozent.

Jetzt beginnt in drei Wochen die Berichtssaison für das zweite Quartal und hier sollen die Steigerung sogar noch höher ausfallen – um fast 60 Prozent. Aber was bedeutet das für die Bewertungen der Unternehmen? Hier eine Übersicht von Advisor Perspectives, die wohl den längstmöglichen Überblick über das Bewertungsniveau des S&P 500 aufzeigt. Natürlich rückgerechnet – denn diesen Index gibt es erst seit den 1950-ern. Sehr deutlich zu sehen, welche Spitzen es beim KGV des Leitindex gerade in den Krisen der letzen beiden Jahrzehnte gegeben hat, aber welche Verbesserung ein starkes zweites Quartal beim S&P 500 haben würde – falls es so kommen sollte, wie erwartet.

Vom Jahrhundertdurchschnitt von 16,7 wären wir dennoch noch ein großes Stück entfernt, aber dafür haben wir auch ein abnorm niedriges Zinsniveau.

Eineinhalb Jahrhunderte Kurs/Gewinn-Entwicklung

Aktien - das KGV historisch

Eine weitere Komponente darf hier aber nicht unterschlagen werden. Wie in einem Artikel kürzlich dargestellt: „Das Financial Engineering ist zurück“, die US-Unternehmen in diesem Jahr tatsächlich 1,2 Billionen Dollar mittels Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen in die Märkte pumpen. Damit muss ich bei meiner schon über eine längere Zeit haben geäußerte These bleiben, das es trotz aller Exzesse äußerst schwierig ist, den Markt zu shorten. Wenn selbst einem konservativen Investor wie Warren Buffett nichts Besseres mit seinem Geld einfällt, als eigene Aktien zurückzukaufen.

Fazit

Eine ganz entscheidende Phase für ein Andauern der Hausse der Aktien, beziehungsweise ihres Verharrens auf hohem Niveau, wird die US-Quartalssaison in wenigen Wochen sein. Sollten dort die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllt werden, bricht ein Standbein der Aktienrallye weg – die Hoffnung auf stark gestiegene Unternehmensgewinne.

Ganz nebenbei bemerkt: trotz der vielen Gelddruckerei, spielen die Unternehmensergebnisse immer noch eine große Rolle. Ohne Gewinne der Unternehmen brechen die wirtschaftlichen Systeme unweigerlich zusammen, deshalb bewegen sich die Kurs/Gewinn-Verhältnisse für die Hauptindizes (nicht bei Einzelwerten) je nach Börsenphase historisch immer zwischen bestimmten Zonen und schießen nur ganz kurz über diese Bereiche hinaus. Die Einnahmen von Unternehmen bilden eine wichtige Grundlage für ein funktionierendes Staatssystem, das wird auch nicht mehr von Kapitalismuskritikern abgestritten.

Jetzt müssen die Unternehmen liefern, eine Geldzufuhr durch die Notenbank ist nicht mehr im bisherigen Stile und für längere Zeit aufrechtzuerhalten, eine explodierende Inflation wäre die Folge.

Daher ist aus meiner Sicht eine spannende Situation entstanden, denn eine Fortsetzung der Liquiditätszufuhr hätte andere Konsequenzen als in den vergangenen Jahren (Jahrzehnten).



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