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Aktien: Wieso zerlegt China seinen Hightech-Sektor? Kampf der roten Prinzen

Warum wurde Jack Ma abgesägt? Machtkampf im Reich der Mitte

Bereits seit Februar findet eine Abkoppelung der chinesischen Aktienmärkte statt, im Vergleich zu den westlichen Industriestaaten – vor allem Aktien aus dem Tech-Sektor sind unter Druck. Zusammen mit den nachgebenden Einkaufsmanagerindizes deutet dies auf ein Peak in der Erholung nach Corona hin. China – ein Vorlaufindikator für den Westen? Aber was geschieht eigentlich mit den Wachstums-Aktien in China, ein Absturz in den Bärenmarkt?

Aktien: Hightech in high troubles in China

Wie im Chart von Charlie Bilello ersichtlich, gab es seit den Februarhochs gewaltige Einbrüche bei den Internet-Aktien in China. Ein tiefer Fall in einen Bärenmarkt, mit einem 52-Wochentief und einer Fast-Halbierung der Kurse.

Aktien aus Chinas Hightech-Sektor unter Druck

Auch der Tweet von Holger Tschäpitz zeigt es. Fast eine Ausradierung der Corona-Erholung in China:

Aktien schwach - der Nasdaq China Index

Der Kampf der roten Prinzen

Sicherlich stecken hinter der Schwäche der cTophinesischen Aktien aus dem Hightech-Sektor auch handfeste politische Gründe. Man will allzu freiheitliche Entwicklungen, die dem Einfluss der Führung in Peking entgleiten, schon im Keim ersticken.

Der ehemalige Korrespondent des „Spiegel“, Jürgen Kremb, hat aufgrund von Insider-Informationen eine andere Lesart – es finde ein Kampf der „roten Prinzen“ im Hintergrund statt:

„Da die Ant-Group von Jack Ma ihren Sitz im südchinesischen Hangzhou hat, galt Mas Alibaba seit langem als „Schutz- und Einflusszone“ des Clans von Jiang Zemin. Der frühere Parteichef stammt aus der Süd-Provinz Jiangsu, was den Süden des Landes zu seinem wirtschaftlichen Jagdrevier macht. Der Familie Xi Jinping, deren Vermögen längst im Milliarden-Eurobereich taxiert wird, war das lange ein Dorn im Auge.

Sie verlangten im vergangenen Sommer deshalb:

  • mehr Einfluss bei Jack Mas Unternehmen und
  • gleichzeitig wollten sie die Macht des Jiang-Clans und der roten Prinzengarde bei Alibaba endgültig brechen.“

 

Auch bei Didi laut Jürgen Kremb ein ähnliches Muster:

„Auch bei dem Fahrdienstleister Didi, dem die chinesische Regierung jetzt nach einem fulminanten IPO in New York die Rute ins Fenster stellt, soll die Sachlage vergleichbar sein. Für ein erfolgreiches Gelingen hatten sich dort ebenfalls zahlreiche „Hong-Er-Dai“, also die rote Prinzen-Mafia breitgemacht.

Die Familie Xi soll die absolute Kontrolle des Unternehmens verlangt haben (..), diese aber nicht bekommen haben. Man habe deshalb abgewartet, bis Didi bei dem Börsengang in New York Milliarden US-Dollar von US-Investoren eingesammelt hatte und dann gezielt schon Tage danach hart durchgegriffen.“

Ausländische Investoren abgeschreckt

Ausländische Investoren reagieren auch sicherlich etwas geschockt auf die politische Einflussnahme auf den Aktienmarkt (Didi, TikTok, Alibaba), das Vorgehen in China entspricht nicht den Vorstellungen der Wall Street.

Aber auch die allgemeinen Indizes zeigen seit Monaten Schwäche.

Aktien aus China, bis Februar bei den Besten, mittlerweile die Nachzügler.

Aktienmärkte - Vergleich

Jedoch sollte sich das Wachstum in China tatsächlich verlangsamen, hätte dies Konsequenzen für die Weltwirtschaft, für deren Wachstum das Reich der Mitte in der letzten Dekade schon zur Hälfte allein gestanden hat. Natürlich auch für Deutschland, dessen Schlüsselindustrie (die Automobilbranche) fast die Hälfte ihrer Pkw in Fernost verkauft. Der Chipmangel könnte sich rasch zurückentwickeln, aber auch unser Lieblingsthema – Inflation, transitory or not – würde rasch beantwortet werden..

Chinesische Aktien aus dem Tech-Sektor - und Xi Jinping

By Kremlin.ru, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40087092



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7 Kommentare

  1. Die Welt reagiert aber darauf die hier sehr beliebte und geschätzt Cathie hat in Ihren ARKK Produkten Chinesische Aktien von 8% auf 1% reduziert…

    Sie sprach davon das die Aktien auch zukünftig tief bewertet sein sollen…ich dachte Cathies Stocks allways go up….

    1. Es waren 8 Fuehrer am Tisch, als der golden Kaefig der KP China gebaut wurde. Wer und wo sind die anderen Prinzen?
      Bo Xilai ist sicher weg. Bleiben noch sieben. Wer und wo sind diese Herren?

  2. Werner Winterholler

    Interessantes Bild – Putin und Xi.
    Mich erinnert Xi mehr und mehr an einen anderen Russen: Stalin

  3. Arte hat neulich eine Doku zu Xi’s Aufstieg gebracht:
    https://www.youtube.com/watch?v=14iOompvyEk

  4. Ja Und? Verdienen Tencent, Alibaba und Co jetzt weniger, haben sie Marktanteile verloren, haben sie neue Rivalen und wenn ja, wen?

    Nichts gegen Verschwörungstheorien um Ränkespiele der Prinzlinge, um Xi Jinping, der dabei als Bond-Schurke oder als Ersatz-Stalin auftreten darf. Das ist alles romanhaft unterhaltsam. Die KPC hat einige Internet-Unternehmen angepupt und Jack Ma war abgetaucht und spielt nun Go, aber was hat sich nun wirklich geändert?

    1. Geändert hat sich, dass z.B. Australien seinen Handel mit China eingeschränkt hat wegen Taiwan und der Uiguren soweit ich weiß. Es ist zu erwarten dass sich dort keine Lösung für beide Positionen findet. China wird irgendwann auf mehr westliche Abgrenzung stoßen, was das Wachstum vermutlich bremst. Ob das One Road One Belt Projekt das kompensiert ist unklar, da es bisher nicht soo gut lief. Es ist eine spannende Situation auf jeden Fall.

  5. Irgendwie fühlt man sich doch stark ein paar hundert/tausend Jahre zurück versetzt, in ein Land der Clankriege. Obwohl China mal ein so kulturell reiches Land war, ist durch den damaligen Einfall von Kriegshorden scheinbar ein Samen gelegt worden, über den dieses Land noch nicht hinweg gekommen ist. Macht und Geld ist nach einer Zeit der Enbehrungen, augenscheinlich das einzige was zu zählen scheint.
    Vor dem geschilderten Hintergrund macht die ganze Sache auch viel mehr Sinn!
    Danke für den Artikel!

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