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Aktienmärkte: 10%-Korrektur an der Wall Street?

Über das vergebliche Warten der Märkte auf Godot - und die Folgen, wenn Godot eben nicht kommt..

Gestern erreichten die Aktienmärkte der Wall Street wieder neue Allzeithochs – der marktbreite S&P 500 stieg dabei erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 3100 Punkten. Es ist eine Mischung vor allem aus zwei Faktoren, die die Hausse trieben: erstens die dovishe Wende der Fed, die noch vor knapp einem Jahr meinte, die Zinsen weiter anheben zu können – und dabei ihre Bilanz auf „Autopilot“ weiter reduzieren wollte. Inzwischen kauft eben diese Fed seit Anfang November kurzlaufende US-Staatsanleihen im Volumen von 60 Milliarden Dollar pro Monat. Und pumpt gleichzeitig täglich 120 Milliarden Dollar in den offenkundig in Schieflage geratenen Repo-Markt. Heute wird Jerome Powell den Stand der Dinge aus Sicht der Fed preisgeben (17Uhr Veröffentlichung des Redetexts, dann Fragen der Abgeordneten des US-Kongresses).

Der zweite Rally-Grund der Aktienmärkte ist die stets neu entfachte Hoffnung auf einen Deal im Handelskrieg zwischen den USA und China. Das alles erinnert doch stark an das Theaterstück „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett: man wartet auf Godot, der aber nie erscheint. In der Zwischenzeit wird viel theoretisiert und spekuliert: man erinnere sich an die unzählungen Meldungen (westlicher Agenturen), wonach ein Deal unmittelbar bevor stehe..

In der Summe führt das zu einer Euphorie, sichtbar in extremen Werten beim Fear & Greed-Index, sichtbar auch an den auf Allzeithoch liegenden Short-Volumina auf den VIX. Weitere auf Anschlag liegende Parameter zeigt (der in der Rally long positionierte) Lance Roberts in seinem luziden  Artikel „Technically Speaking: A Correction Is Coming, Just Don’t Tell The Bulls…Yet.“ Lance Roberts erhöht nun signifikant seine Absicherungspositionen.

Man könnte sagen: die Aktienmärkte brauchen jetzt nur noch eine Nachricht, um die überfällige Korrektur zu starten. Das könnte die Rede Powells sein, das könnte das Nicht-Eintreffen von Godot sei (ergo kein bereits mehrfach eingepreister Handelsdeal), das könnten Entwicklungen um das Impeachment-Verfahren sein (heute beginnen die im US-Fernsehen übertragenen Zeugen-Aussagen) – oder etwas, was noch niemand „auf dem Zeiger“ hat.

Charttechnisch jedenfalls kündigt sich da etwas an, wie ein Analyst beim ansonsten dauerbullischen US-Finanzsender CNBC zeigt:

Selbst ansonsten bullische Vertreter der Wall Street rechnen nun mit einer Korrektur – und argumentieren dabei auch fundamental:

Die Aktienmärkte in den USA sind besonders heiß gelaufen



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8 Kommentare

  1. Danke für die Videos, sehr interessant!

  2. Na ja, vielleicht ist Godot in dem heutigen Stück ja auch die Korrektur…

  3. Wenn die Perma-Bullen schon mit einer Korrektur rechnen, dann gehts weiter hoch. Weiter “ Strong Long“. Die Big Boys werden sicherlich eine Korrektur jetzt kurz vor Torschluss (Jahresende) nicht zulassen und ihre Jahresbilanz verhageln. Die Märke können ja erst ab S&P 500 bei 3500 und Dow 30000 fallen.

    1. So ist es…. jetzt schreien wieder alle „Korrektur“ und gehen short (jetzt kommt die Gehirnwäsche über den Medien) … und was wollen die Banken? Geld verdienen!!!

      Also werden die Kurse steigen!

      1. @Wolfgang
        Nicht ganz richtig.
        Die Shorties wurden bereits gegrillt. Viele Short-Zertifikate bereits K.O.
        Heute beispielsweise waren die Kleinanleger bis zu diesem Zeitpunkt mehr auf der Longseite unterwegs, bei fallenden Kursen.

        Meine Prognose:
        Die Kurse werden weiter nachgeben und die Kleinanleger werden zu den „Buy-the-Dip“-Käufern mutieren. Umso mehr die Kurse nachgeben umso mehr Longzertifikate werden gekauft. Nachdem diese größtenteils ausgeknockt wurden, gehts wieder hoch.

  4. Ich bin,wie fast alle,seit geraumer Zeit an Geldmengendimensionen gewöhnt,welche noch vor einigen Jahren für völlig unglaubwürdig gehalten worden wären!Dass die FED tagtäglich 120 Mrd.Dollar=3,6 Billionen/Monat in den Repomarkt pumpt,sollte aber selbst ihr zu Fed,äh,fett,sein.

  5. So wie einige hier vor mir geschrieben haben, bin ich auch der Meinung das die Stimmen der Bären aktuell überall zu hören sind. Das ist mir zu viel und ich glaube daher auch nicht an eine Korrektur. Klar ist das Empfinen das die Märkte aufgrund unzähliger fundamentaler Gründe viel zu hoch steht. Aber die Technik lässt die Korrektur leider nicht zu. Auch wenn ich sie lieber gestern als heute hätte. Selbst die Profis wollen diese Korrektur, damit sie wieder billiger einsteigen können. Also kommt sie nicht, sondern klettert immer schön Stück für Stück höher.

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