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Aktienmärkte: Alle sprechen von Korrektur, das ist das Problem

Werden wir bald eine Überraschung bei den US-Inflationsdaten im CPI sehen?

Persönlich rechne ich in den USA in Kürze mit Peak Inflation (nicht mit einem raschen Rückgang auf zwei Prozent). In Europa wird es noch länger dauern, auch konjunkturell bedingt, so dass die These von Bundesbank-Chef Jens Weidmann von fünf Prozent Inflation für das Jahresende durchaus nachvollziehbar ist. Aber genauso der Rückgang auf gut zwei Prozent zu Beginn von 2022. Wir haben in Deutschland auch eine gewisse Sondersituation, man denke nur an die Veränderungen der Mehrwertsteuer und an die CO2-Abgabe.

Jetzt hat am Wochenende EZB-Direktorin Isabelle Schnabel sogar in einem Interview mit der Aussage überrascht, dass man sich mittelfristig wieder Sorgen um eine zu niedrige Inflation mache.

Zinsentwicklung und Tapering

Die Rendite der so maßgeblichen 10-jährigen US-Staatsanleihen kommt trotz aller Diskussion um ein baldiges Tapering nicht so richtig von der Stelle. Aktuell 1,25 Prozent und damit ziemlich weit entfernt vom Märzhoch von 1,77 Prozent. In Verbindung mit der Inflationsentwicklung ergibt sich daraus natürlich die extreme Unattraktivität von Anleihen für alle Vermögensverwalter, die auf stetige Rendite angewiesen sind. Über die aktuelle Entwicklung bei der Diskussion über das Tapering wurde auf FMW erst am Freitag durch Markus Fugmann ausführlich berichtet.

Die Entwicklung der Delta-Variante

Obwohl in den USA bereits 51 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen COVID-19 geimpft sind, obwohl die Impfquote wieder auf eine Million Menschen täglich gestiegen ist und obwohl bestimmt 100 Millionen Amerikaner sich schon mit Corona infiziert hatten (38 Mio plus Dunkelziffer), die damit eine gewisse Grundimmunisierung erhalten haben, rechnen anscheinend Viele mit einer großen vierten Welle in den nächsten Wochen. Aber was für ein Unterschied zum Herbst 2020, wo es noch keine Impfung gab, jetzt sind bereits 170 Millionen Amerikaner geimpft, nur nicht viele aus Staaten, die sich teilweise gegen einen Impfschutz aussprechen (wie Florida). Egal wie man zum Thema Impfung steht, die Delta-Variante wird bei einer Rückkehr zu alten Gepflogenheiten nahezu jeden erreichen, ob mit oder ohne Symptome, aber die Geimpften sollten im Großen und Ganzen weitaus weniger Folgen zu erleiden haben.

Wenn es also in den nächsten Monaten eine Rückkehr auf alte Infektionsraten (mit schweren Fällen) geben sollte, wäre dies eigentlich nur möglich, wenn sich die Impfungen als wenig wirksam erweisen sollten. Im übrigen hat Österreich als erstes Land detaillierte Auskünfte über die vierte Welle veröffentlicht. Wie in der „Welt“ am Samstag berichtet, gibt es Daten über die Inzidenz bei vollständig Geimpften, Menschen mit Vorerkrankungen und geschwächtem Immunsystem sowie bei Ungeimpften – mit eindeutigen Aussagen. Anders als bei uns, wo man mit den ganzen Meldungen immer nur im Vagen bleibt.

Nichtsdestotrotz stellt die Delta-Variante einen großen Unsicherheitsfaktor für die Aktienmärkte dar. Erneute Lockdowns in den kommenden Monaten wären genauso fatal für die Börsen, wie weiter anhaltende Lieferkettenprobleme.

Fazit

Alles in allem: Es ist schon erstaunlich, welche Widerstandsfähigkeit die Aktienmärkte an den Tag legen. Jedwede negative Meldung wird in kurzer Zeit verdaut und neutralisiert. Hinzu kommt, dass man sich zusehends gegen einen größeren Rückschlag absichert, der bei einem erhöhten Put/Call-Ratio dazu führt, dass die Auflösung der Positionen automatisch zum Kauf des zugrunde liegenden Assets und damit zu deren Stabilisierung führt.

Dennoch wird es irgendwann eine Meldung geben, die eine kleine Lawine auslösen wird, schließlich gibt es einen sehr hohen Margin Debt, eine sehr hohe Investitionsquote und immer noch eine große Spekulation auf Risikowerte. Hebelung kostet Geld und ewig droht der Margin Call. Die Frage ist nur, welche an und für sich belanglose Meldung zu einer größeren Verkaufswelle führen wird. Aber das ist eben auch das Spezielle an der Börse, das Bekannte löst keine Reaktionen aus, so geht die Suche weiter, danach, was das Patt an der Börse auflösen könnte. Eigentlich wie immer, wenn Abertausende mit einem Blick auf Charts und Kursnachrichten das Relevante herauszufiltern versuchen.

In dieser Woche kommt das schon seit vielen Wochen medial aufbereitete Notenbanktreffen in Jackson Hole. Was aber auch dafür spräche, dass börsenrelevante Überraschungen ausbleiben..



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