An der Wall Street ist eine neue Kaufwelle ausgebrochen: Die Aktienmärkte setzen ihren Höhenflug fort, und der S&P 500 klettert auf ein neues Rekordhoch. Getrieben wird die Rally von der ungebrochenen Euphorie rund um KI-Technologien, die Anleger zu immer neuen Käufen verleitet. Nach einer kurzen Verschnaufpause scheint die Jagd nach Rendite ungebremst – und viele Investoren glauben, dass die Hausse noch lange nicht vorbei ist.
Aktienmärkte setzen Rekordlauf fort
Nach einer kurzen Verschnaufpause haben die Aktienmärkte ihre Rekordjagd wieder aufgenommen. Obwohl der S&P 500 seit seinem Tief im April bereits um mehr als 35 Prozent gestiegen ist, griffen Anleger erneut beherzt zu. Sowohl der Leitindex als auch der Nasdaq 100 erklommen neue Allzeithochs, befeuert durch die Hoffnung, dass der KI-Boom weiteres Wachstum mit sich bringt.

Laut einem Bericht von Bloomberg speist sich der Optimismus an der Wall Street aus mehreren Quellen: der Widerstandsfähigkeit der Unternehmen gegenüber Trumps Zollpolitik, den beginnenden Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und der anhaltenden Begeisterung rund um den KI-Boom. „Mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen, die noch immer unter jenen zur Zeit der Dotcom-Blase liegen, halten wir den Bullenmarkt für intakt“, erklärte Mark Haefele von UBS Global Wealth Management.
Der S&P 500 schloss mit einem Plus von 0,6 % über der Marke von 6.750 Punkten, wähend der Nasdaq 100 um 1,2 Prozent zulegte. Vor allem Nvidia überzeugte mit starken Aussagen seines Chefs Jensen Huang: Die Nachfrage nach den neuen Blackwell-Chips sei „wirklich, wirklich hoch“. Cisco Systems wiederum verschärft den Wettbewerb mit Broadcom um die Vernetzung von KI-Rechenzentren. Auch kleinere Unternehmen profitierten – der Nebenwerte-Index Russell 2000 kletterte um 1 Prozent. Vorbörslich zeigen sich die US-Futures am Donnerstag kaum verändert.
Unterdessen blieb die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen mit 4,13 Prozent stabil. Ein Schuldtitelverkauf über 39 Milliarden Dollar verlief leicht unter den Erwartungen, während der Dollar den höchsten Stand seit August erreichte und der Goldpreis erstmals über 4.000 Dollar stieg.
Aussicht auf Zinssenkungen der Fed
Die Anleger blickten mangels neuer Wirtschaftsdaten auf das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung. Demnach zeigen sich die Notenbanker grundsätzlich bereit, die Zinsen weiter zu senken, zugleich warnen sie aber vor Inflationsrisiken. Luis Alvarado vom Wells Fargo Investment Institute erklärte: „Die Fed folgt keinem festen Pfad; Datenabhängigkeit ist wichtiger denn je.“ Man erwarte „zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr und zwei im nächsten“.
Auch Jeff Roach von LPL Financial betonte die Bedeutung von Handelsthemen: „Die Terminmärkte könnten sich als präziser erweisen als die Prognosen des FOMC, insbesondere falls die Inflation 2026 kontinuierlich sinkt.“ Anleger sollten mit „zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr, aber einer Pause im Januar 2026“ rechnen.
Krishna Guha von Evercore hob hervor, dass „viele“ Fed-Vertreter auf die starke Investitionstätigkeit im Hightech-Sektor verwiesen hätten, während „einige“ anmerkten, die Einführung von KI könne die Arbeitsnachfrage dämpfen. „Es gab keine Besorgnis über Aktienkurse“, so Guha. „Wir sehen weiterhin keine Anzeichen dafür, dass die Fed ihre Aufmerksamkeit vom Arbeits- und Inflationsrisiko hin zum Management von Markt-Exzessen verlagert.“ Allerdings hatte Fed-Chef Powell zuletzt auf hohe Aktienbewertungen hingewiesen.
Gefährliche Ruhe?
Trotz geopolitischer und haushaltspolitischer Unsicherheiten bleiben die Aktienmärkte bemerkenswert ruhig. Laut Mark Hackett von Nationwide habe der S&P 500 seit August keine Bewegung von mehr als 1 Prozent verzeichnet – ein seltenes Phänomen. Historische Daten zeigen, dass US-Aktien nach Rekorden im September im Schnitt um weitere 4,8 Prozent im Schlussquartal zulegen. Am Sonntag jährt sich der aktuelle Bullenmarkt zum dritten Mal, in dem der S&P 500 nahezu eine Verdoppelung seines Werts verzeichnet hat.

„Lange Zeit haben technische Faktoren die Rally getragen“, sagte Hackett. „Inzwischen kommen fundamentale Impulse hinzu – etwa steigendes Wirtschaftswachstum, bessere Unternehmensgewinne und die Aussicht auf geld- und fiskalpolitische Unterstützung.“
KI-Euphorie treibt die Kurse
Die Euphorie um KI löste zuletzt zwar Sorgen über eine mögliche Überhitzung aus, doch nach einer kurzen Korrektur sehen viele Experten den Aufschwung als gesund an. „Ein bisschen Schmerz tut der Seele gut“, meinten die Strategen von Bespoke Investment Group. Peter Oppenheimer von Goldman Sachs beruhigte: Von einer Blase könne keine Rede sein, da der Anstieg von soliden Gewinnsteigerungen begleitet werde. Gleichwohl rät er zu Diversifikation, um Risiken durch die Konzentration auf wenige Tech-Schwergewichte und den verschärften Wettbewerb im KI-Bereich zu vermeiden.
„Jeder kleine Rücksetzer an den Aktienmärkten wurde in den vergangenen Monaten mit beiden Händen gekauft“, sagte Matt Maley von Miller Tabak. Erst wenn sich abzeichne, dass die massiven Investitionen in KI keine nachhaltigen Renditen bringen, werden die Aktienmärkte „nennenswert negativ reagieren“. Craig Johnson von Piper Sandler warnte hingegen vor möglichen Divergenzen im Momentum: „Anleger sollten investiert bleiben, aber wachsam – insbesondere bei überdehnten Tech-Aktien und dem ungelösten Haushaltsstreit.“ Eine kurze Konsolidierung oder ein Rücksetzer wären aus seiner Sicht jeoch Kaufgelegenheiten.
Laut der Bank of America waren deren Kunden in der vierten Woche in Folge Nettoverkäufer von US-Aktien. Dennoch überwiegt die Zuversicht. Jeff Buchbinder von LPL Financial erinnert zwar an die Dotcom-Ära, als der Technologiesektor 33 Prozent des S&P 500 ausmachte – heute sind es rund 35 Prozent –, er sieht die Bewertung jedoch als „deutlich vernünftiger“ an. „Die Wahrscheinlichkeit einer platzenden KI-Blase ist nicht null“, räumt er ein, „doch der aktuelle KI-Zyklus ist besser kapitalisiert und profitabler als der Internet-Boom der 1990er Jahre. KI kommt schneller – und wird wohl weit weniger Zerstörung hinterlassen.“ Allerdings handelt es sich auch um die teuerste Wette der Tech-Geschichte.
FMW/Bloomberg
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Wenn die FED am All Time High die Zinsen senkt…dann kommt genau das heraus ….was jetzt heraus kommt…!
Dann muss man sich nicht wundern…niemand muss sich wundern…!