Nach einer Korrekturphase im Dezember geht es an der Wall Street wieder aufwärts. Beflügelt von einem US-Präsidenten Trump, der in der Zollfrage weniger forsch auftritt als befürchtet, legten die US-Aktienmärkte zuletzt deutlich zu. Der Leitindex S&P 500 erreichte am Mittwoch sogar knapp ein neues Allzeithoch. Bei der jüngsten Aufwärtsbewegung des S&P 500 fehlte allerdings ein wichtiger Faktor: die Mittelzuflüsse der Big Money Manager. Während die Retail-Investoren den Dip erneut kauften, hielten sich die institutionellen Investoren aufgrund der politischen Risiken durch die Trump-Administration zurück. Für diejenigen, die auf eine Fortsetzung der Rally setzen, ist dies eine willkommene Entwicklung. Denn das große Geld könnte die Aktienkurse weiter in die Höhe treiben – aus Angst, etwas zu verpassen (FOMO).
Aktienmärkte: Big Money als Treiber
Während der Leitindex im Januar bisher nur leicht zulegen konnte, haben institutionelle Investoren ihre bullishen Wetten angesichts der Unsicherheit über die Politik von Präsident Donald Trump und den Zinspfad der Federal Reserve zurückgefahren. Ein Maß für die aggregierte Positionierung von regelbasierten und diskretionären Anlegern fiel auf ein Zweimonatstief, wie Daten der Deutschen Bank AG zeigen. Einem Bericht von Bloomberg zufolge reduzierten „Commodity-Trading-Advisor“ (CTA) ihre Long-Engagements in Aktien auf ein Niveau, das zuletzt vor dem Mini-Crash im August zu beobachten war, wie Daten der Handelsabteilung der Goldman Sachs Group zeigen.
Umgekehrt ist diese Skepsis ein gutes Zeichen für die Bullen an den Aktienmärkten, denn sie bedeutet mehr trockenes Pulver, um später Aktien zu kaufen, falls sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheiten sollten. Während die politische Unsicherheit auf die Stimmung der Anleger drückt, hat die Inflation nachgelassen und die Berichtssaison für das vierte Quartal ist bisher gut angelaufen.
„Die Positionierung spiegelt die aktuelle Rallye bei risikobehafteten Anlagen nicht wider und könnte zu einer gewissen FOMU (fear of materially underperforming) führen, d.h. der Furcht vor einer Underperformance zur Benchmark, schrieb Scott Rubner, Managing Director für globale Märkte und taktischer Spezialist bei Goldman Sachs, am Mittwoch in einer Mitteilung an Kunden. „Wir haben ein günstiges technisches und saisonales Fenster für den nächsten Monat“, fügte er hinzu. Einer Fortsetzung der Rally steht also nichts mehr im Wege?
Risiken sind nicht vom Tisch
Die Vorsicht der Vermögensverwalter ist darauf zurückzuführen, dass der S&P 500 bereits ein neues Rekordhoch erreicht hat, während die Anleger noch die wichtigen Quartalszahlen von Big Tech und die jüngsten politischen Ankündigungen von Donald Trump abwarten, um Anhaltspunkte für den nächsten Schritt der Aktienmärkte zu erhalten.
Die kommende Woche wird für die Wall Street von entscheidender Bedeutung sein, da die Anleger auf die jüngste Zinsentscheidung und eine Reihe von Gewinnberichten von Technologiegiganten wie Microsoft, Tesla und Meta Platforms warten. Der S&P 500 sprang am Mittwoch erstmals über die Marke von 6.100 Punkten, bevor er bis zum Handelsschluss wieder etwas nachgab. Der folgende SPX-Chart zeigt die jüngste Rallye auf ein neues Allzeithoch.
Sollte der Leitindex weiter steigen oder auch nur stagnieren, könnten die Händerl im nächsten Monat zwischen 15 und 30 Milliarden Dollar in Aktien investieren, da sie gezwungen wären am Anstieg zu partizipieren, schrieb Rubner in einer Mitteilung an seine Kunden.
FOMO könnte die Akteinmärkte antreiben
Hedgefonds beginnen genau das zu tun und investierten in der vergangenen Woche nach einem unerwartet guten CPI-Bericht so schnell in US-Aktien wie seit 10 Wochen nicht mehr, wie Daten von Goldman zeigen. Ein Indikator für die Risikobereitschaft der Hedgefonds im Vergleich zur Vorsicht liegt jedoch unter den Höchstständen des vergangenen Jahres.
„Obwohl die meisten Hedgefonds glauben, dass die Fundamentaldaten immer noch gut sind, sind sie vielleicht etwas vorsichtiger als im letzten Jahr“, schrieb Jon Caplis, Geschäftsführer des Hedgefonds-Forschungsunternehmens PivotalPath.
Sollten die Anleger ihre Meinung ändern, dürften selbst die konservativsten institutionellen Anleger – wie Investmentfonds und Pensionskassen – aus Angst, etwas zu verpassen (FOMO), in eine Kauforgie verfallen, so Matt Maley, Chef-Marktstratege bei Miller Tabak + Co. Auch die Saisonalität spiele eine Rolle, da der Januar der Monat mit den höchsten Mittelzuflüssen für Investmentfonds im Jahresdurchschnitt sei, so Rubner.
„Selbst vorsichtige institutionelle Anleger müssen optimistisch sein, wenn die Aktienmärkte weiter steigen, und sie können schnell zu kurzfristigen Treibern werden, weil sie befürchten, ins Hintertreffen zu geraten“, so Maley.
FMW/Bloomberg
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Moin, moin,
so ist es wohl wie im Artikel geschrieben, aber ein Käufer ist immer der letzte und die Frage ist dann, wann kommt der nächste Käufer des Weges, der den Preis des letzten Käufers überbietet. Oder einfacher gesagt, die Deutsche Telekom wurde auch in Vorzeiten für 106 Euro verkauft. Aber irgendwann kommt (dank Inflation) jemand, der wieder 106 Euro oder mehr zahlt. Dauert nur noch etwas.