Indizes
Aktienmärkte: Billiger Dax gegen teure US-Indizes
Seit einiger Zeit ist schon eine deutliche Divergenz der Aktienmärkte zu erkennen: Während der Dax nach wie vor nicht sein Allzeithoch nicht erreicht hat, eilen die großen US-Indizes von Rekord zu Rekord (auch wenn es am Freitag nur zaghaft nach oben ging, (Dow Janes plus 0,2 Prozent, Nasdaq plus 0,3, Prozent, S&P 500 plus 0,4 Prozent). Damit sind die Aktienmärkte der USA seit Jahresbeginn schon wieder drei Prozent im Plus. Und das nach über 28 Prozent in 2019 und fast 400 Prozent seit dem Märztief des Jahres 2009. Die Kursavancen des Dax sehen im Vergleich dazu doch recht bescheiden aus, wenn man das letzte Jahr einmal außen vor lässt.
Aktienmärkte: die unheimliche US-Aktienhausse
Am Montag wird die Aktienrally in den USA erst einmal eine Pause machen müssen, wegen des Martin Luther King-Feiertags bleiben die Börsen geschlossen. Zeit, um darüber nachzudenken, ob die Aktienkurse der Realität nicht doch zu weit einteilt sind!
Hierzu kursierte am Wochenende eine Statistik in den Medien, die die Dimension der durch Fed-Politik und Aktienrückköufe verursachte Aktienhausse so richtig einordnet. Die britische Investmentbank Panmure Gordon hat herausgefunden, dass es in den USA in den letzten 10 Jahren keinen einzigen Handelstag gab, an dem der Index 20 Prozent unter seinem 52-Wochen-Hoch notierte. In Europa hingegen war dies an 315 Börsentagen der Fall – eine US-Super-Hausse auch im Vergleich zu früheren Jahrzehnten. Aber das Verrückte daran ist: Die Aktienrückkäufe haben dafür gesorgt, dass das KGV nach offizieller Lesart mit 18,5 noch nicht einmal in astronomischen Größenordnungen verweilt. Selbst Apple hat nach seiner Kursexplosion derzeit „nur“ ein KGV von 25 und liegt damit auf dem Niveau unserer europäischen Nestlé -Aktie.
Was macht Deutschland? Aktienmärkte und Konjunktur
Knapp zwei Jahre ist das Dax-Hoch von 13.597 Punkte (Schlusskursbasis) bereits alt – und seither bemüht man sich vergeblich diese Marke zu überbieten. Klar gab es im letzten Jahr die Sorge der Aktienmärkte vor einer Rezession, die aber durch die letzten statistischen Daten etwas ad acta gelegt wurde. Das Statistische Bundesamt hat es letzte Woche bestätigt: Mit 0,6 Prozent Wachstum erlebte Deutschland 2019 sein schwächstes Wachstum seit 2013 (damals 0,4 Prozent) – aber das ist eben keine Rezession, wenngleich die Wachstumsraten 2017 mit 2,5 und 2018 1,5 Prozent deutlich höher waren.
Wie schon häufig berichtet, sind Konsum und Bauwirtschaft die großen Stützen der deutschen Wirtschaft, während der Produktionssektor sich immer noch im rezessiven Bereich befindet. Aber auch in Deutschland hat der Konsumsektor einen wesentlich höheren Anteil am Bruttoinlandsprodukt als das verarbeitende Gewerbe. Dennoch hat der Dax mit seinem 25 Prozentanstieg 2019 schon viel vorweggenommen – wenngleich das KGV von 15 bis 16 noch nicht übertrieben hoch erscheint, vor allem im Vergleich zum Rentenmarkt (bei dem ein KGV aufgrund der Minusverzinsung gar nicht mehr feststellbar ist!).
Für das vierte Quartal sieht man in den Zahlen des Statistischen Bundesamt Zeichen einer leichten Erholung, die auch in manchem Frühindikator schon zu erkennen ist. Der vielbeachtete Ifo-Index stand im Dezember auf einem Sechsmonatshoch, nach einem viermonatigen leichten Anstieg, der nach bisheriger Deutung schon auf einen Trend hindeutet.
Auch die Konjunkturerwartungen des ZEW-Index haben vor Kurzem den besten Wert seit Februar 2018 erreicht. So geht man in Ökonomenkreisen allgemein von einer leichten Beschleunigung des deutschen Wirtschaftswachstums 2020 aus, allerdings getunt durch die Tatsache eines Arbeitsjahres mit feiertagsbedingt größerem Umfang. Dann wäre auch noch der Waffenstillstand im Zollkrieg zwischen den USA und China und die zuletzt verbesserten Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte zu nennen, die vor allem Deutschland zugute kommen könnten.
Da gerade die Industriedaten die große Achillesferse der Konjunkturentwicklung darstellen, wartet man gespannt auf neue Daten, die bald hereinflattern.
Am Freitag geben Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und Dienstleistungen sowohl in Deutschland als auch in Europa einen Überblick über diesen Teilaspekt der wirtschaftlichen Lage – die Aktienmärkte werden das mit Argusaugen beobachten.
Fazit
Es mag absurd klingen, aber für den deutschen Leitindex sehen die Perspektiven für 2020 gar nicht so schlecht aus. Moderate Bewertung der Aktienmärkte in Deutschland im Vergleich zur ewigen Alternative Anleihen, Nachholpotenzial nach einer Dekade gegenüber den USA bei gleichzeitig erkennbarem Umdenken der großen Fonds hinsichtlich ihrer Kapitalströme in Richtung Europa. Dazu kommt ein grundsätzlicher Pessimismus der Anleger gegenüber dem hohen Kursniveau der Aktienmärkte (als Kontraindikation) – dies alles spricht für weiter steigende Kurse beim (billigen) Dax. Wenn da nicht die überaus euphorische und heißgelaufene Wall Street wäre. Wann konnte sich der Dax jemals einer Korrektur bei der amerikanischen Aktienmärkte entziehen?
Wenn man es genau betrachtet, ist der Bullenmarkt in Deutschland noch nicht einmal keine 10 Jahre alt. Die Kurseinbrüche in den Jahren 2011 von 7500 auf 5000 Punkte und 2015/16 von 12390 auf 8700 Punkte im Dax entsprechen in etwa 30 Prozent-Korrekturen und erfüllen damit locker die Kriterien von Bärenmärkten. Seltsam, dass dies so gut wie nie thematisiert wird.
Die Federal Reserve ist mit ihrer Geldflut der Nährboden (neben dem Financial Engineering) für die (beinahe) Verfünffachung des S&P 500 seit dem 2009-er Tief (666 Punkte zu 3329 Punkten). Sie könnte es aber auch sein, die ein wenig Luft aus der Blase entweichen lässt, bei ihrer Sitzung in der nächsten Woche, schließlich hat selbst der Fed-Vize Klarida das Wort „Exzess“ schon in den Mund genommen. Welches Dickschiff macht den Anfang und nimmt ein paar Chips vom Tisch der Aktienmärkte?
Die Exponentialkurve bei Apple und Co schreit nach einer Korrektur. Oder will Fed-Chef Powell eine Marktkapitalisierung von zwei Billionen Dollar bei Apple tolerieren?
Foto: Deutsche Börse AG
Allgemein
Dirk Müller über das Börsenjahr 2021: „Mit Gas und Bremse durch den Markt“

Dirk Müller hat in einem aktuellen Interview über das Börsenjahr 2021 gesprochen, aber auch über die Corona-Restriktionen und den Bitcoin. Beim Thema Corona ist er der Meinung, dass die Beschränkungen nach einer flächendeckenden Impfung und rückläufigen Infektionszahlen nicht verschwinden würden. In welcher Form genau es weitergehe, könne er auch nicht sagen, aber gewisse Arten von Einschränkungen im Alltag würden dauerhaft bestehen bleiben. Dirk Müller erwähnt in dem Zusammenhang die auch bei der Grippe ständigen Mutationen und jährlich neuen Impfungen, um sich dagegen zu schützen. Corona käme dauerhaft als neues Risiko hinzu.
Dirk Müller über das die Aktienmärkte in 2021
Immer weiter steigende Börsenkurse sind laut Dirk Müller auch im Börsenjahr 2021 möglich, auch dank der Notenbanken. Aber, so seine Worte, alle Welt glaube es gehe an der Börse jetzt nur noch nach oben. Man frage sich nur noch, wie kräftig die Kursgewinne im Jahr 2021 ausfallen werden. Aber ein großer Börsencrash sei jederzeit möglich. Was dafür exakt der Auslöser sei, könne man vorher nie sagen. Ein Problem für die Aktienmärkte sei aktuell das Ansteigen der Anleiherenditen in den USA (aktuell 1,09 Prozent). Diese würden laut Dirk Müller unabhängig von der Politik der Notenbanken anziehen, weil die Inflationserwartungen in den USA zunehmen. Es stehe für 2021 eine Sektorenrotation bevor. Das Anlegergeld verlasse die Tech-Aktien. US-Banken würden interessanter werden, aber auch Branchen wie der Flüssiggas-Sektor. Er gehe mit Gas und Bremse durch das kommende Börsenjahr. Man solle für weiter steigende Kurse offen sein, aber mit Absicherung.
Bitcoin
Und was ist mit dem Bitcoin? Wochenlang war der Kurs ja kräftig gestiegen, dann wieder deutlich gefallen (hier unsere aktuellste Berichterstattung). Dirk Müller bleibt bei seiner bisherigen Meinung. Der Bitcoin sei eine eindeutige Zockerei, dahinter stehe kein echter Wert. Er könnte kräftig verlieren, aber auch unendlich weiter steigen.
Indizes
Rüdiger Born: Keine Bären in Sicht – Blick auf Dax, Dow und Nasdaq

Derzeit kann man beim Blick auf Dax, Dow und Nasdaq keine fallenden Tendenzen ausmachen. Schauen wir im folgenden Video auf das aktuelle Chartbild.
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Aktien
Markus Koch LIVE vor dem Handelsstart in New York – Corona belastet die Aktienmärkte

Markus Koch meldet sich im folgenden Video LIVE vor dem Handelsstart in New York. Die Verschärfung der Coronakrise belastet heute die Aktienmärkte.
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depotrockerin
20. Januar 2020 10:48 at 10:48
Sehr geehrter Herr Müller.
Ich verstehe nicht, dass sich viele Hobby Investoren immer so sehr auf den DAX konzentrieren.
Der DAX ist das typische Beispiel von medialer Überschätzung. Dieser „Scheißhausindex“ interessiert doch außer dem aktienmuffeligen deutschen Home Bias Anleger nicht wirklich jemanden.
Die relevanten institutionellen Investoren, welche die Kapitalflüsse maßgeblich beeinflussen, konzentrieren sich an den relevanten Aktienindizes.
Die ständigen verweise auf die angeblich viel zu hoch bewerteten US Indizes, kann ich außerdem nicht teilen.
Schauen wir uns doch an wo die relevanten, global agierenden Unternehmen mit den relevanten Umsätzen und vor allem Gewinnen sitzen, so muss man feststellen, dass diese überwiegend ihr Geschäfte aus den USA steuern.
Nimmt man die in der Branche üblichen hoch bewertetet TECH Werte außen vor, kommt man auch bei den US Indizes zu durchschnittlichen Bewertungsniveaus.
In den USA werden von geldpolitischer aber auch von seitens der Fiskalpolitik die Unternehmen nachhaltig unterstützt.
In Deutschland und der Europäischen Union ist man stattdessen beschäftigt durch massive Regulierungen und politische bzw. staatliche Einflussnahme (Steuerbelast usw.) ein negatives Umfeld für Unternehmen zu schaffen was dazu führt, dass deutsche Unternehmen mit der internationalen Konkurrenz (siehe China USA usw.) bei Umsatz und GEwinn nicht mithalten können.
In Europa außerhalb der Eurozone ergeben sich in den Industrie aber auch Schwellenländern tatsächlich für Investoren interessante Investmentmöglichkeiten.
Gerade Großbritannien sollte nach seinem EU Austritt und anfänglichen kurzen Turbulenzen ein positives Umfeld für Gewinne schaffen. So gehe ich davon aus, dass die Regierung in GB durch massive Deregulierung und eine geschickte Stimulation durch GEld- und Fiskalpolitik solide Rahmenbedingungen schaffen kann, welche die Wirtschaft nachhaltig unterstützen und für einen massiven Wachstumsimpuls sorgen. Zusätzlich wird GB zu einem bei Investoren beliebten Sicheren HAfen außerhalb der Eurozone werden, wenn die Unsicherheiten in Raum der zunehmend instabilen Einheitswährung Euro, welcher bedingt durch seine systemischen Fehlkonstruktionen, zum Scheitern verurteilt ist, zunehmen werden.
Für mich werden auch in den kommenden 10 Jahren (20er Jahre) die relevanten Gewinne in den USA, Asien und Europa (inkl Schwellenländer) also außerhalb der Europäischen Union gemacht.
Wolfgang M.
20. Januar 2020 11:25 at 11:25
@Depotrockerin. Hallo. Ihr Kommentar ist schon starker Tobak. Klar haben wir eine unterentwickelte Aktienkultur in Deutschland mit einem irrealen Performanceindex Dax als Leitindex. Aber diesen als „Sch..“-Index zu bezeichnen, mit Weltfirmen wie BASF, Münchener Rück oder Vw, als weltgrößten Automobilverkäufer, ist schon sehr verwegen.
Sind denn die USA nicht überbewertet nach einer Verfünffachung der Kurse seit 2009, so etwas gab es nur einmal in hundert Jahren und Sie rechnen das einfach weiter in die Zukunft fort? Kursanstiege, die mittels Aktienrückkäufen von 5 Billionen Dollar zustande kamen, mit schuldenfinanzierter Steuerreform (4,8 Prozent Neuverschuldung) und bis zu 40 Prozent Unternehmen in den Börsenindizes, die gar keine Gewinne mehr abwerfen. Ein Buffett-Indikator, der auf seinem historischen Höchstwert von 153 Punkten steht – und das alles schreiben Sie in die Zukunft fort. Sind die Investmentgrößen wie Warren Buffett und Ray Dalio für Sie „Dummköpfe“, die vor einer Fata Morgana warnen?
Und der weltgrößte amerikanische Unternehmensverwalter BlackRock ist größter Investor im Dax, weil es sich um einen wie von Ihnen bezeichneten Sch. …-Index handelt? Klar gehört den EM die Zukunft, allein schon wegen der Demographie, aber die USA mit ihrem Financial Engineering? Wäre es nicht möglich, dass die großen US-Tech-Konzerne von Monopolkommissionen nicht zwangsgeschrumpft werden? Rockefeller und AT&T schon vergessen!
Ich weiß nicht ……?
Quintus
20. Januar 2020 19:25 at 19:25
Wieso bewgt sich die Teslaktie nachbörslich nur 5 Dollar nach unten? Angesichts eines erneuten Brandes
eines Tesla S am Samstagabend in Kalifornien inclusive verbrannten Fahrers?
https://www.zerohedge.com/technology/one-dead-speeding-tesla-crashes-and-bursts-flames-california-intersection-saturday-night
leftutti
20. Januar 2020 21:03 at 21:03
@Quintus, vielleicht, weil statistisch und wissenschaftlich-technisch nachgewiesen auch E-Autos nach Unfällen nicht öfter in Flammen aufgehen, als Verbrenner?