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Aktienmärkte: Coronavirus, Berichtssaison und Fed-Sitzung

Für die Aktienmärkte steht eine sehr datenintensive und spannende Woche an. Nicht nur wegen der sehr unsicheren Lage infolge des immer stärker wütenden Corona-Virus, es ist vor allem die Flut an Unternehmensergebnissen inklusive deren Ausblicke, die endlich darüber Auskunft geben soll, ob die Börsen mit ihrem großen Vorlauf völlig daneben gelegen haben. Und natürlich die nächste Fed-Sitzung mit der Pressekonferenz, in der Jerome Powell sicher unter anderem heftig befragt werden wird, zu den für viele unerklärlichen und ausgewucherten Maßnahmen der Zentralbank am Repo-Markt.

Aktienmärkte und Coronavirus: Wie groß wird der wirtschaftliche Schaden?

Damoklesschwert Coronavirus: Die siebte Variante dieser Lungenkrankheit verwirrt weltweit viele Menschen. Auf der einen Seite wird vonseiten der WHO und der Behörden beruhigt über die geringe Ansteckungspotenz des Virus und die Mortalitätsrate. Demgegenüber stehen jedoch die gewaltigen Vorsichtsmaßnahmen der chinesischen Regierung.

Wie soll sich ein Laie ein Urteil über diese Seuche erlauben, wenn selbst Forscher für Virologie noch über die Gefährlichkeit rätseln? Der Grundtenor lautet immer noch: Influenza, also die übliche Grippe, die in Deutschland im letzten Winter 20.000 Todesfälle zur Folge hatte, sei die gefährlichere Krankheit.

Seit Donnerstagmorgen steht Wuhan unter Quarantäne. Flugzeuge, Züge, Fähren und Busse stehen still, bereits am Wochenende wurde die Abriegelung auf 18 Städte ausgeweitet. Damit waren rund 56 Millionen Menschen, die Bevölkerungszahl von ganz Großbritannien, von der Außenwelt abgeschottet.

Das Leben in China ist außerdem in großem Umfang lahmgelegt (Verbot von Veranstaltungen, Schließung von Schulen, Universitäten, Fabriken und mehr).

Die chinesische Gesundheitskommission berichtete am Montagmorgen von 80 Todesopfern und mehr als 2744 Infizierten im Land. Experten schätzen die Zahl der Infizierten aber weitaus höher ein.

Was natürlich viele Börsianer versuchen, ist zu antizipieren, wie die Aktienmärkte auf das bedrohliche und schwer absehbare Ereignis reagieren werden. Wieviel Zehntel (oder sogar Prozent) Wirtschaftswachstum wird die Seuche der chinesischen Wirtschaft kosten? Wieviel der Luftfahrtindustrie, dem Tourismus, dem Konsum? Wir werden die internationalen Börsen reagieren auf den kleinen schwarzen Schwan, der in dieser Form recht überraschend kam?

Sollte sich die Korrektur über ein gewisses Maß ausweiten, könnte sie eine Kettenreaktion auslösen: Viele US-Investoren haben sich mit Calls eingedeckt – Absicherung Fehlanzeige. Sehen wir „Pain Trades“ nun in anderer Form, als die zuletzt zahlreichen Short Squeezes? Oder wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Behörden die Krankheit rasch in den Griff kriegen? Die Inkubationszeit bei dieser Krankheit beträgt bis zu 14 Tage. Bereits die nächsten Tage werden Aufschluss darüber geben.

Aktienmrkte und die US-Berichtssaison für Q4

Jetzt kommt es geballt mit den Berichten über das letzte Quartal 2019 in den USA. Beginnend am Dienstag mit dem Highflyer der US-Börsen schlechthin, Apple, der letzte Woche mit seiner Marktkapitalisierung von mehr als 1,3 Billionen Dollar unseren Leitindex Dax überholt hat. Dazu folgen unter anderen:

Dienstag: United Technology
Mittwoch: Boeing, Facebook, Mastercard, Microsoft
Donnerstag: Amazon, Coca Cola, Visa
Freitag: Caterpillar, Chevron, Exxon Mobil

Die Berichtsaison ist bisher überraschend gut verlaufen, nach den guten Ergebnissen der Banken hatten bisher 70 von 74 Unternehmen – bis zum Donnerstag – positiv überrascht und dann kam noch Intel, die für gute Laune und für einen achtprozentigen Kursanstieg sorgten. Jetzt kommen aber die Dickschiffe, die für einen Großteil der Kursanstiege im S&P 500 verantwortlich sind.

Die Frühindikatoren

Der Trend ist ziemlich eindeutig, die Einkaufsmanagerindizes fangen weltweit an, wieder zu steigen. Die Produktionsindizes liegen zumeist noch unter der kritischen 50-er Marke, aber die Anstiege sind teilweise schon ganz schön groß. Bewahrheitet sich die Frühindikaton der Börsen, die schon seit längerer Zeit auf ein Wiederaufleben der Industrieproduktion hindeuten? Hier die letzten Zahlen:

Japan:

Verarbeitendes Gewerbe 49,3 Punkte Vormonat 48,4

Dienstleistungssektor 52,1 Vormonat 49,4

Frankreich:

VG: 51,0 Vormonat 50,4

D: 51,7 Vormonat 52,4

Deutschland:

VG: 45,2 Vormonat 43,7

D: 54,2 Vormonat 52,9

Europa:

VG: 47,8 Vormonat 46,3

D: 52,2 Vormonat 52,8

Großbritannien:

VG: 49,8 Vormonat 47,5

D: 52,9 Vormonat 50,0

Wird sich die Schere zwischen den Börsenkursen und den Unternehmensgewinnen jetzt zu schließen beginnen?

Am heutigen Montag wird der sehr aussagekräftige Ifo-Index veröffentlicht: Wenn die 9000 befragten Unternehmenslenker ein weiteres Mal (zum vierten Mal) positiv gestimmt sind, kann man wohl von einem Wiederanspringen der Wirtschaft auszugehen. Wer sonst könnte die Aussichten der Unternehmen besser beurteilen als deren Chefs und dies in geballter Form?

Die Fed-Sitzung

Die US-Notenbank hat die Geldschleusen weit geöffnet. Zum einen durch die drei Zinssenkungen in 2019, die den Rentenmarkt sehr unattraktiv gemacht haben und durch die Wiederaufnahme von Anleihekäufen in Hähe von 60 Milliarden Dollar monatlich bei den Kurzläufern (T-Bills), die nicht als Quantitative Easing bezeichnet werden dürfen.

Aber vor allem bei den Käufen am Repo-Markt, mit den Übernachtgeschäften der Banken, die jetzt schon seit Ende September 2019 laufen, teilweise im dreistelligen Milliardenbereich. Was geschieht im Umfeld dieser Gelder? Sie fließen rasch wieder ab, ansonsten hätte sich die Bilanzsumme der Fed in den letzten Monaten schon verdoppeln müssen. Der US-Notenbank ist sich sicher bewusst, wie extrem sich die Aktienkursentwicklung, insbesondere bei Einzelwerten, schon von der Normalität entfernt hat, eine Asset Bubble. Aber wie etwas Luft aus dem Ballon herauslassen? Ein Wort über Liquiditätsverknappung – und die heftige Korrektur der Aktienmärkte wäre vorprogarmmiert.

Eine kommunikativ für die Fed schwer lösbare Aufgabe, eine Bremse muss her, aber hat nicht der US-Präsident beim Wirtschaftsforum in Davos die Fed als größtes Hindernis für die US-Wirtschaft bezeichnet, vor aller Öffentlichkeit? In extremster Form und in der weltweit übertragenen Eröffnungsrede? Die Notenbank habe die Zinsen zu stark angehoben und dann zu zögerlich gesenkt, so sein Urteil. Sollten da die Aktienmärkte korrigieren, hat Donald Trump schon einen Schuldigen.

Dax vor neuen Höhen?

Das kurzfristige neue Hoch beim Dax von 13640 Punkten war anfangs stark umjubelt worden. Allerdings wurde der Höchststand wieder abverkauft. Nach Ansicht von Charttechnikern müsste der Index zum Tagesschluss nicht nur über der alten Marke schließen, sondern sich noch einen Tag darüber halten. In einem solchen Fall hätte der deutsche Leitindex bis in den Sommer Luft bis über 15.000 Punkten. Eine reichlich optimistische Prognose, denn die Voraussage von 30 Banken lag bei 13999 Punkten, allerdings bis zum Jahresende. Wie bereits erwähnt, kann aber diese Voraussage aber auch als Kontraindikation gesehen werden. Die Prognosen der letzten Jahre für die Aktienmärkte und deren Realisierung haben gezeigt, dass es eben so nicht kommen wird.

Fazit: Korrektur der Aktienmärkte wahrscheinlich

Die Gemengelage sieht derzeit trotz einiger Hoffnungszeichen eher nach der lang erwarteten Korrektur aus. Betrachtet man sich die Bilanz der letzten Woche, so hat nach sieben Wochen Anstieg in den USA weltweit schon so etwas wie ein Ausatmen begonnen. Klar dass zunächst Chinas Aktienmärkte unter den Folgen des Coronavirus leiden (-3,6 Prozent), aber auch aus Sicht der großen Indizes ist ein erster Rückgang zu erkennen.

Zwar zeigt die Performance des MSCI World mit seiner US-Lastigkeit nur ein leichtes Minus auf, im Bereich der Emerging Markets ist dieses jedoch bereits größer. Und der Dax? Dieser profitiert derzeit von seinen verbesserten Indikatoren und vom Zufluss ausländischen Kapitals, welches in den letzten Tagen eindeutig als Käufer am Markt auftrat. Es wäre eigentlich alles vorbereitet für den Angriff auf das Allzeithoch. Wenn da die Wall Street nicht wäre, ohne die geht nach wie vor nichts am deutschen Aktienmarkt. Vermutlich wird das in Zukunft noch extremer werden, wenn Olaf Scholz mit seinen Aktiensteuerplänen weitere inländische Aktienwlllige vom Acker treibt.

Die asiatischen Börsen sowie die Vorbörsen im Westen sehen am Montagmorgen schon einmal tiefrot aus.

Die Aktienmärkte stehen vor einer extr,m ereignisreichen Handelswoche



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11 Kommentare

  1. Die FED pumpt weiter, Märkte drehen nach kurzem dip wieder.
    Klasse, dass diesen Markt nichts mehr treffen kann. Es ist wie ein Börsen-Bilderbuch. Man kann sich die nächsten Kursziele in den Indizes selbst ausmalen…

    1. Zumindest vorläufig sind ihre „Fahnenstangen“ mit lautem Knall abgebrochen…

    2. Ja genau! Kauf mal ordentlich ein, deine Dips. Da wirst du reich ohne Ende!

  2. „Bereits die nächsten Tage werden Aufschluss darüber geben….“

    Diese Einschätzung dürfte etwas zu kurzfristig sein, da eben die Inkubationszeit so außergewöhnlich hoch ist.
    Die offiziellen Zahlen von heute morgen:
    2083 Infizierte / 56 Tote
    Soeben:
    2863 Infizierte / 80 Tote

    Die sichtbare Inkubationsrate außerhalb Chinas wird, wenn überhaupt, erst in ca. 1Woche einen exponentiellen Anstieg zeigen,

    Nassim Taleb zu den wirtschaftlichen Auswirkungen:
    https://mobile.twitter.com/nntaleb/status/1221410676540936194?s=20

    1. @QUINTUS. Hallo. Ich hatte mit „die nächsten Tage“ die Reaktion der Börsen gemeint und nicht das Ausmaß der Seuche. Die Indizes werden nicht warten bis die Infektionszahlen in den sechsstelligen Bereich steigen, sondern vorher reagieren. Dies gilt auch für den anderen möglichen Fall einer Eindämmung. Zahllose Analysten und Anleger werden versuchen zu antizipieren, welche Folgen zu erwarten sind.
      Grüße

      1. @Wolfgang M.
        Am 18. Oktober 2019 veranstalteten die Bill and Melinda Gates Stiftung, die Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health und das World Economic Forum gemeinsam eine Veranstaltung in New York, bei der „politische Entscheidungsträger, Beamte, Führungskräfte und Gesundheitsexperten zusammen an einem simulierten Corona-Virus-Ausbruch arbeiteten”.
Die Pandemie-Übung mit dem Titel „Event 201“ brachte die Teilnehmer mitten in einen unkontrollierten Corona-Virus-Ausbruch, der sich wie ein Lauffeuer aus Südamerika ausbreitete und weltweite Verwüstungen anrichtete. „In der Simulation führte CAPS (das Coronavirus) innerhalb von 18 Monaten zu einer Todesrate von 65 Millionen Menschen”, so die John Hopkins University.
        https://www.businesswire.com/news/home/20191016005962/de/
        http://www.centerforhealthsecurity.org/newsroom/center-news/2020-01-24-Statement-of-Clarification-Event201.html

        Wie werden die Große Hedgefonds sowie Banken dieses Szenario in ihren Algorithmen eingearbeitet haben?
        Ab dem wievielten Tage wird es massive Abwärtsbewegungen geben?
        Ab wann rechnet das Smart Money mit dem Aussetzen der Börsen?
        etc.etc.

        1. Stellt sich die Frage:
          a) Gab es schon öfters solche Übungsscenarien mit anderen Viren, oder war es Zufall, daß dies Ende 2019 durchgerechnet wurde und 2 Monate später tatsächlich eintraf? (Halt nicht in Südamerika, sondern gerade vor dem Neujahrsfest in China.) Hat ein „Geschmäckle“.

          b) In Wuhan hat doch dies Labor geöffnet, das genau an diesem Virus forscht, oder auch noch anderen?
          https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/25/5/18-0220_article
          Schon wieder dies „Geschmäckle“.

          c) In unserer Firma heut morgen alle Reisen von (!) und nach Wuhan verboten. Alle Mitarbeiter, die in den letzten 3-4 Wochen dort waren, müssen 2 Wochen zuhause bleiben. (Ist kein Witz! Email auf englisch und deutsch!)

          1. „von (!)“ soll heißen, die müssen jetzt erst mal dort bleiben. Bis?

          2. Virus Quintus Paranoikus

            @Sabine, ehrlich jetzt!!! Darf keiner mehr ins abgesperrte Zentrum des Seuchenherdes reisen? Sollte man nicht froh sein, dass keiner mehr dahin muss?

  3. Alles steht und fällt mit der FED.
    Hier der Link zum Balance Sheet:
    https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/bst_recenttrends.htm

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