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Aktienmärkte: Der Kampf um die Unterstützungszonen

Noch ist der Bullenmarkt nicht zerstört, aber es nahen wichtige Unterstützungen..

Aktienmärkte - die Unterstützungszonen

Es kommt immer wieder überraschend, ist aber doch so normal: Die Kurse der Aktienmärkte steigen in der Regel langsam, mit vielen kleinen Richtungsänderungen – aber bei den Abgabetagen geht es deutlich schneller nach unten. So wie in den letzten Börsentagen, wo es blitzartig Kursrückgänge von ein bis zwei Prozent gab. Ganz im Gegensatz zu dem Dutzend an Handelstagen im September, an denen es maximal drei Zehntel Kursänderung zum Handelsende gegeben hatte. Die Korrektur hat gestern erneut Fahrt aufgenommen, wie auch die Schwankungsbreite bei den täglichen Kursen – und damit ist auch klar, dass 2021 für die Aktienmärkte kein 2017 mehr sein kann.

Aktienmärkte: Welche Unterstützungszone hält?

Die Entscheidung der OPEC+ plus, die Ölförderung ab November nicht weiter zu erhöhen, hatte dem Markt gerade noch gefehlt. Denn es herrscht bereits jetzt Sorge vor einer Energiekrise in der kalten Jahreszeit, vor weiter steigenden Preisen, die auf alle gesellschaftlichen Bereiche durchschlagen wird. Der US-Markt startete gestern zögerlich im Bereich der Freitagsschlusskurse, um dann in zwei Stunden auf die Tiefs der letzten Woche von 4280 Punkte zu fallen, die gebrochene Unterstützung an der 100-Tage-Linie war ein Widerstand und man testete sofort die Bereiche vom letzten Donnerstag, die zum Handelsschluss der Aktienmärkte noch einmal verteidigt werden konnten. Das Ergebnis:

  • Der S&P 500 schloss bei 4300 Punkten, ein Minus von 1,30 Prozent, etwas über 5 Prozent unter dem Allzeithoch
  • der Dow Jones bei 34.002 Punkten, 0,94 Prozent im Minus und deutlich besser als der
  • Nasdaq mit 14.255 Punkten, 2,14 Prozent im Minus, ein sechster Rückgang in sieben Tagen und auf dem tiefsten Stand seit Juni. Hier beträgt das Minus vom ATH bereits sieben Prozent.

Die Rotation raus aus Tech-Aktien setzte sich fort, anscheinend erwartet man in Bälde steigende Kapitalmarktzinsen. Denn daran kann es am gestrigen Tag nicht gelegen haben, die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe blieb trotz der Abgaben beim Aktienmarkt stabil bei niedrigen 1,48 Prozent.

Die Schwäche der bisherigen Börsenlieblinge war schon sehr ausgeprägt: Apple, Alphabet, Amazon, Facebook und Microsoft fielen zwischen 2,1 und 4,9 Prozent. Damit liegt die Firma von Mark Zuckerberg nun schon 15 Prozent unter ihrem Allzeithoch.

Durch die hohe Gewichtung von FAANG im S&P 500 fiel der Weltleitindex wieder auf die letzten Tiefs und viele Anleger bangen nun um die Marke von 4200 Punkten, wenig darunter (4153 Punkte) liegt bereits die 200-Tage-Linie, der langfristige Aufwärtstend.

Bei einem Durchbrechen der Unterstützungszone von 4200 würde es kribbelig für Anleger – aber auch für die Notenbank. Eine Ausweitung der Zone aus dem Korrekturmodus in Richtung Bärenmarkt-Zone? Erinnern wir uns noch an den Dezember 2018 und die Hektik, als die Korrektur beim S&P 500 – 19,48 Prozent betragen hatte.

Was wäre das für eine Vorlage für die Federal Reserve, die Hüterin von Konjunktur und die Schutzpatronin für die Aktienmärkte?

Hohe Inflationsraten, stark gesunkene Depotstände, implodierendes Verbrauchervertrauen und in der Folge nachlassender Konsum.

Und dann der Versuch einer Normalisierung der Geldpolitik – für Märkte, die sich an stetige Geldzufuhr gewohnt haben.

Aber so weit ist man derzeit noch nicht, das Geschehen am Markt ist sehr widersprüchlich. Zum Beispiel gab es mit gut 2000 gefallenen Aktien nicht sehr viel mehr als die 1600 gestiegenen Titel. Der Volatilitätsindex VIX war mit seinen 22,98 Punkten nicht im Panikmodus. Noch ist der Bullenmarkt nicht zerstört und wie seit Längerem stellt sich für Big Money die Frage, wohin mit dem Geld bei fast vier Prozent Negativrealrendite?

Was macht der deutsche Markt?

Er kämpft. Mit der Marke von 15.000 Punkten beim Dax, der untere Bereich, in dem sich der deutsche Leitindex bereits seit ziemlich genau sechs Monaten aufgehalten hat – in seiner Range von 15.000 bis 16.000 Zählern.

Wie Stefan Heibel in seiner gestrigen Sentimentanalyse aufgezeigt hat, herrscht zumindest am deutschen Markt in Anlegerkreisen ein Anflug von Panik. Dies könnte man als Kontraindikator bewerten, allerdings:

„Aktienpakete wurden unlimitiert auf den Markt geschmissen und Anleger mit schwachen Nerven kehren der Börse den Rücken“, so Heibels Einschätzung. Mit einem deutlichen Aber, denn die Gegenbewegung in der kommenden Woche könnte nicht nachhaltig sein. Was der gestrige Handelstag bereits bewiesen hat.

Fazit

Sechs, sieben Prozent Korrektur der Aktienmärkte klingen absolut harmlos, ein markttechnischer Normalfall, aber nicht für 2021. Sieben Monat in Folge steigende Kurse haben Anleger sorglos gemacht und zu riskanten Positionierungen veranlasst. Ob durch Inanspruchnahme von Wertpapierkrediten, durch Hebelung der Depots mittels Optionen, den Kauf von vielen Highflyern aus dem Tech- und Nebenwertebereich, die sowieso schon korrekturbedürftig wären. Dazu noch Millionen junger Anleger, von denen viele noch gar keine Korrektur in ihrem Anlegerdasein erlebt haben.

Eine brisante Mischung. Natürlich gibt es viele Profis, die die Korrektur erwartet und sich schon aus dem Markt etwas zurückgezogen haben, mit Absicherungen durch Putoptionen, die eine Stütze für den Aktienmärkte bedeuten können. Das Sentiment mit Panikanzeichen (Fear&Greed bei 24 Punkten), der überverkaufte Zustand, welcher eine Gegenbewegung wahrscheinlich macht. Heute ist mit dem so genannten Turnaround Tuesday so eine Gelegenheit. Kommt der Konter der Bullen?

Aber eines hat sich angedeutet: Die Aktienmärkte gehen derzeit den Weg großen Schmerzes, vermutlich sogar für beide Anlegerseiten.



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