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Aktienmärkte: Die Börse und der Weg des größten Schmerzes!

War das schon wieder ein „Pain Trade“, am gestrigen Dienstag?

Was war man sich sicher, dass die Aktienmärkte angesichts der Turbulenzen an den US-Märkten in Verbindung mit einer überragend hohen Call-Spekulation und geringer Cashreserven weiter korrigieren müssten! Aber so ist es eben am Markt: wenn etwas so klar erscheint, dann passiert es eben nicht – zumindest nicht sofort.

Aktienmärkte: Die rasche Wende

Das Drohpotential vor dem Wochenende war schon nicht ohne: Da gibt es Hedgefonds wie Melvil Capital, der allein im Januar die Hälfte des Kapitals verloren hat und der zum Überleben eine Kapitalspritze brauchte. Dann immer noch zehn Aktien, die eine Shortquote von über 50 Prozent ihres Free Floats aufwiesen und eine zu allem entschlossene Community auf „WallStreetBets“, die nicht aufgeben will.

Dazu ein Neobroker wie RobinHood, der Milliarden Dollar auftreiben musste, um zu überleben, weil die Clearinghäuser deutlich höhere Sicherheiten für den Handel mit den gepushten Verliereraktien verlangten. Immerhin hat die bereits weltberühmte Firma über 13 Millionen Kunden. Klar, dass bei dieser Gemengelage die Investoren blitzschnell vor dem Wochenende in den Risk-Off-Modus schalteten: Fonds, die ihre Aktienquote reduzierten, ebenso die Longpositionierung an den Optionsmärkten. Deshalb auch die deutlichen Kursabschläge der Aktienmärkte an der Wall Street.

Es kam aber am Wochenende nicht zu den befürchteten „Bad News“. RobinHood bekam von seinen Investoren 3,4 Milliarden Dollar frisches Kapital, den Hedgefonds gelang es die Leerverkaufsquote unter Inkaufnahme großer Verluste deutlich zu reduzieren. Da sich die sonstigen Rahmenbedingungen nicht verschlechtert hatten: Aussicht auf das neue Stimuluspaket, Rückgang der Coronazahlen in den USA bei einem gleichzeitigen Anschnellen der Zahl der Impfungen, eine erfreuliche Quartalssaison und gute Wirtschaftsindikatoren – viele Investoren kehrten Montag und Dienstag an die Aktienmärkte zurück, die kurzfristigen Absicherungen wurden aufgelöst, es kam zur x-ten Variante eines „Pain Trades“. Der drohende weitere und sich lawinenartig verstärkende Einbruch war kein Szenario mehr – vorerst. Die Kurse machen die Nachrichten, wieder einmal.

Der marktbreite S&P 500 kletterte von seinem Freitag-Tief von unter 3680 Punkten binnen zwei Tagen auf 3838 Punkte, der sehr schwankungsfreudige Dax von seinen nachbörslichen Tiefständen von 13.332 Punkten gleich wieder in Richtung 13.900 Punkte.

Was machen die Kleinen?

„Das Imperium (Großkapital) schlägt zurück“, haben einige Marktbeobachter die Entwicklung der letzten Tage bezeichnet. Aber was machen die Kleinen, die Generation X,Y, die vielen RobinHooder, die sicherlich große Verluste einfahren mussten? Das Forum Wall Street Bets schwankt anscheinend zwischen Trotz und Verzweiflung. Trotz der großen Verluste lautet ein Motto derjenigen, die sich auch die „Verzweifelten“ nennen: Durchhalten, bleibt standhaft! Trotz der Verluste bei GameStop, die binnen zwei Tagen drei Viertel ihres Wertes verloren haben. Von über 300 auf 91 Dollar. Aber auch anderen „Short-Aktien“ wie AMC oder Blackberry ging es gewaltig an den Kragen. Skurrilerweise gibt es aber auch noch Unterstützung durch einen Milliardär, Mark Cuban, der in einem Beitrag im Forum auffordert: „Wer es sich leisten kann, soll die Aktie zu halten!“ Ein Mann, der aber selbst nicht in GameStop investiert ist. Was für eine Aktienwelt!

Naturgemäß werden die Hartnäckigen bei der Aktie weniger. Einer der aufgegeben hat, ist ausgerechnet der Gründer des Sport- und Popkultur-Blogs Barstool Sports, David Portnoy. In seinem Twitteraccount war zu lesen, dass er mit GameStop- und AMC-Aktien 700.000 Dollar verloren habe und nun draußen sei. Gleichzeitig: „Vlad and company stole it from me and should be in jail.“ Auch wenn der RobinHood-Gründer Tenev am 18. Februar vor den Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses geladen ist, um zu den Vorfällen Stellung zu beziehen, kann man wohl von dem nicht mehr ganz jungen Portnoy behaupten:

Wie Markus Fugmann schon sagte: Ahnung von der Börse hat dieser Heilsbringer für junge Leute – der mantraartig feststellt, Aktien könnten immer nur steigen – keine.

Fazit

War das schon wieder ein „Pain Trade“, am gestrigen Dienstag? Vermutlich ja – und es könnte die Aktienmärkte ein weiteres Mal in Richtung Höchstkurse treiben, denn es winkt in den USA das frische Geld aus dem fünften Stimuluspaket mit den 1400-Dollar-Schecks, Kapital, welches doch so gerne an der Börse landet. Genau wie die 120 Milliarden Dollar, die die Fed im Februar wieder im den Markt pumpt, trotz deutlicher Anzeichen einer Wirtschaftserholung.

Man kann es kaum glauben: Trotz der Not im Lande haben die Amerikaner einen dreistelligen Milliardenbetrag geparkt (gespart), der nach der Krise zum Konsum bereit steht. Neben den möglichen, mittelfristigen Inflations- und Zinsanstiegen gibt es natürlich noch die 40 Millionen Calls an den Märkten, die kein ewiges Leben haben. Auflösung heißt eine Umkehr des Gamma-Squeeze, Verkäufe der Basiswerte und Großverluste bei den neuen Boomern, die sich nicht der Realität stellen wollen. Es ist angerichtet: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben…

 

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2 Kommentare

  1. Alle wollen also nur noch spielen und Gamen – sind wir wirklich im Kindergarten gelandet? Gibt es keine fundamentalen Gründe mehr für die Zukunft im Markt? Wenn die Mehrheit sich nur noch das Roulette konzentriert, müsste man den Markt abschaffen.

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