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Aktienmärkte: Die Phase der großen Fantasien in der Rally!

In Haussephasen der Aktienmärkte gibt es Fantasien, die überborden (Tesla, Wasserstoffwerte). Jeder möchte den Hype nicht versäumen!

Die Aktienmärkte bewerten Zukunft, schon seit „Urzeiten“. Die unterschiedliche Sichtweise von Gegenwart und dem Zukünftigen, in der Regel sogar sechs bis neun Monate im Voraus. Aber in Haussephasen der Aktienmärkte gibt es die Fantasien, die überborden, etwa wie bei Tesla, oder den Wasserstoffwerten. Jeder möchte es dieses Mal nicht versäumen, einen Tenbagger (Verzehnfacher), wie Amazon, Facebook und Co nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Man akzeptiert große Zeitspannen ohne Gewinne und ignoriert dabei, dass es immer nur ein paar Gewinner geben kann: The Winner takes it all!

Aktienmärkte und Fantasie

Hier einige Beispiele in Sachen Fantasie:

Ballard Power, oder die Hoffnung stirbt zuletzt

Ballard Power Systems, ein Pionier bei der Hersteller von Brennstoffzellen, ist ein Beispiel dafür, was an der Börse alles möglich ist. Das Unternehmen, das sich seit 1983 mit der Entwicklung dieser Wasserstofftechnologie beschäftigt, ging 1996 an die Börse – und der generelle Hype um die Aktienmärkte trieb den Wert von etwa fünf Dollar bis auf 145 Dollar im Jahr 2000, ohne Gewinne zu generieren. Auch ich wurde damals auf den Wert aufmerksam, weil viele von der neuen Technologie schwärmten, allerdings wusste man zu dieser Zeit gar nicht wohin mit dem Geld. Es gab am Neuen Markt ständig Neuemissionen, die bereits am ersten Tag dreistellige Gewinne einbrachten. Viele versuchten sogar mittels Kontoeröffnung bei einer Konsortialbank an diese Titel zu kommen. Verrückte Zeiten. Der Einbruch bei Ballard war brutal, obwohl so bedeutsame Automobilhersteller wie Daimler bei dem Wert einstiegen, fiel die Aktie bis auf ihren Tiefstwert von 0,45 Dollar im Jahr 2013. Das Unternehmen rettete sich über die Runden, bis es ab 2019 und erst recht 2020 so richtig nach oben ging – auf zuletzt 35 Dollar.

Der Hype um die Wasserstofftechnologie

Es geht schlichtweg um die Technologie des 21. Jahrhunderts im Energiesektor, für die Industrie, den Schwerverkehr oder auch für die Haustechnik. Dafür identifiziert man insbesondere die beschriebene Ballard Power, Nel ASA aus Norwegen und Plug Power aus den USA.

Der Machtwechsel in den USA mit die erwarteten Förderung von Clean Energy hat eine bereits laufende Hausse noch einmal befördert.

Ballard Power stieg auf Monatssicht um 90 Prozent, Plug Power sogar um 150 Prozent. Die Jahressicht offenbarte bereits eine Verdreifachung beziehungsweise eine Verfünfzehnfachung. Selbst ein Index, berechnet für die E-Mobilitätwerte auf Wasserstoffbasis, ist binnen eines guten Jahres von 150 auf über 700 Punkte gestiegen. Tesla ist also kein Einzelfall der Aktienmärkte.

Und wann gibt es Gewinne?

Wobei wir bei der Fantasie angelangt wären. Wann schreiben die 25 Milliarden Dollar (Plug Power), 8,5 Milliarden Dollar (Ballard Power) und 5 Milliarden Dollar (Nel ASA) schweren Titel Gewinne? Frühestens im Jahr 2023, bei Ballard Power sogar erst im Jahr darauf. Jede Menge Unwägbarkeiten, denn die Technologie ist das eine, aber das Tankstellennetz das andere, sehr kostenintensive.

Hoffnung und Enttäuschungen

Wie schnell es mit einem Hoffnungswert nach unten gehen kann, zeigte im letzten Jahr der „vermeintliche“ Hersteller von wasserstoffbetriebenen LKWs, Nikola. Nach dem Börsengang im Juni 2020 schoss das Unternehmen bis auf 94 Dollar, nach einem gefakten Foto, welches einen bergab rollenden Truck ohne Antrieb zeigte, verlor die Aktie bis auf 13 Dollar. Aber der Hype um das Thema Wasserstoff trieb den Wert bereits wieder auf 20 Dollar.

Die Platzhirschen

Natürlich ist die Wasserstofftechnologie keine Angelegenheit von Börsenneulingen allein. Großfirmen wie Toyota Motors, Linde, Air Liquide oder auch Siemens Energy sind natürlich an der Entwicklung von grünem Wassserstoff beteiligt. Für viele Anleger sind diese Werte aber zu schwer, zu träge und damit zu langweilig.

Fazit

Es ist natürlich ein Warnzeichen, wenn für Zukunftswerte Mondpreise gezahlt werden, was zwar immer passiert, nur ist dies in den Phasen längerer Aufwärtstrends ganz besonders ausgeprägt. In jedem Zyklus, bei jeder technischen Neuerung, der Internet-Hype um die Jahrtausendwende war hierfür ein besonderes Anschauungsbeispiel. Aber das ist lange her, zu lange für eine Mahnung. Was den aktuellen Zyklus der Aktienmärkte aber so langlebig und auch gefährlich macht, ist die Kombination aus Null- oder Niedrigzinsen, fast kostenlosem Aktienhandel und dem staatlichen Helikoptergeld, welches die Phase so unkalkulierbar macht. Ich habe schon im Vorjahr mehrfach in meinem Artikeln auf die Gefahren der Short-Spekulation hingewiesen. Selbst alte Hasen haben das Mittel der Leerverkäufe (bei Tesla und Co) eingesetzt, weil sie es noch nicht erlebt hatten und sich nicht vorstellen konnten, dass es solche Kursavancen geben kann – und sich damit blutige Nasen geholt. Bei Tesla dürften sich die Shortseller Verluste in Höhe von über 40 Milliarden Dollar eingehandelt haben. Auch wenn man noch so viele Grafiken hervorkramt, für die momentane Phase gibt es keine Blaupause.

Allerdings ist aber auch klar, dass die „Irrational Excuberance“ der Aktienmärkte zu Ende geben muss – wenn es wieder Kosten für das Spekulieren gibt und die Zinsen am Kapitalmarkt (nicht bei den Leitzinsen) als Konkurrenz auftreten. Dann werden sich viele Hoffnungen als Fata Morgana erweisen, aber jetzt kommt das Unverständliche für viele Beobachter: Desto schwerer die Corona-Krise noch wütet, desto schlechter die (aktuelle) Nachrichtenlage sich darstellt, desto länger sehen sich Staat und Notenbanken gezwungen, die „billige“ Geldflut aufrechtzuerhalten. Meine Schlussfolgerung ist daher, dass dieser „Free Lunch“ für die Aktienmärkte erst dann endet, wenn sich die Wirtschaft zu normalisieren beginnt!

Die Aktienmärkte und die ins Kraut schießenden Fantasien für die Zukunft



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2 Kommentare

  1. Spieler und Spekulanten orientieren sich an der Kurssteigerung, während die alte Hochfinanz einen guten Stock an Aktien in Familientradition hält die allein mit Dividenden 500 bis 1000 % bezogen auf den Einstiegskurs ergeben – und das jährlich. Da dürften Spekulanten und Spieler vor Neid erblassen.

  2. @Mike
    Guter Kommentar.

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