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Aktienmärkte: Die vorgezogene Jahresendrally – jetzt Pause?

Aktienmärkte vorgezogene Jahresendrally

Die Septemberkorrektur der Aktienmärkte hat sich in wenigen Tagen mit großen Gewinnen aufgelöst, alte Aufwärtstrends wurden wieder aufgenommen – und normalerweise wäre jetzt wiederum eine Korrektur angebracht, bei der Überkauftheit der Märkte. Nicht weniger als vier Gaps hat der S&P 500 in den letzten Börsentagen hinterlassen. Da wird wohl noch etwas geschlossen werden müssen.

Aktienmärkte: Die aktuelle Marktsituation

Wer hätte das vor ein, zwei Wochen für möglich gehalten? Der Dow Jones erreichte am gestrigen Tag intraday ein neues Allzeithoch und lag zu Handelsschluss nur um ganze 16 Punkte hinter seinem am 16. August erreichten Höchststand. Der S&P 500 nähert sich mit seinem Plus von 0,4 Prozent und 4536 Punkten auch schon auf 12 Punkten seinem Hoch und hat in kürzester Zeit bereits sechs Prozent zulegen können. Was für ein Druck auf dem fast 38 Billionen Dollar schweren Leitindex, der aufgrund seiner Gewichtung gleich all die Weltindizes wie den MSCI World oder den All Country World Index (ACWI) mit nach oben zieht. Mit welcher Wucht dies geschehen ist, sieht man daran, dass der Index in wenigen Tagen gleich vier Gaps hinterlassen hat, also stets mit höheren Kursen in den Tag als zum Ende des Vortages gestartet ist.

Ich hatte am 13. Oktober noch getitelt: Aktienmärkte: Es riecht nach Ausbruch! Aber dass es so schnell gehen würde?

Rein fundamental, auf die Gegenwart bezogen, haben sich die Wirtschaftsdaten weiter verschlechtert, ob von Seiten der Konjunktur – der GDP Now Index der Notenbank von Atlanta zeigt nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent für das dritte Quartal an. Oder von der Inflationsfront, mit den immer noch steigenden Produzentenpreisen – zuletzt Deutschland mit dem Sprung auf 14,2 Prozent, oder den sich eher noch verstärkenden Lieferkettenproblemen, und, und, und!

Was bringt die Investoren dazu, hier in die Aktienmärkte einzusteigen?

Es ist zunächst einmal anscheinend die US-Berichtssaison. Nach gut 70 Unternehmen im S&P 500 und dem exzellenten Start im Bankensektor liegt die Quote bei hohen 87 Prozent, der Unternehmen, die die Wall Street-Schätzungen übertreffen und dies um 13,7 Prozent. Nicht so stark wie in Q2 mit 19,6 Prozent, aber man müsste angesichts des Umfeldes eigentlich mit schlechteren Quartalsergebnissen rechnen, bisher!

Sind es die ganz Großen, die rein müssen?

Wie ich gestern bei der Auswertung des BofA-Survey dargelegt habe, waren es vor wenigen Tagen noch 4,7 Prozent in Cash bei den großen Vermögensverwaltern, die ein gewaltiges Anlagekapital von über 1,2 Billionen Dollar (under Assets) betreuen?

Nachdem der S&P 500 trotz all der negativen Nachrichtenlage einen Dreifachboden ausgebildet hatte – konnten da die Fondsmanager bei der anschließenden Kletterpartie wirklich danebenstehen und untätig neue Höchstkurse der Aktienmärkte beobachten? Oder waren sie es, die den Kursanstieg mit ihrem Big Money unterstützt haben? Eine besondere Form von FOMO und das neun Wochen vor Weihnachten?

Jetzt stellt sich die Frage: Wie viel vom Cashbestand wurde bereits abgebaut?

Die Stimmung am Markt hat sich in wenigen Tagen total gedreht, das CBOE Put/Call-Ratio ist stark gefallen, das Angstbarometer Fear&Greed in wenigen Tagen mit 67 Punkten in Richtung Gier gestiegen.

Die Verantwortlichen für die große Rallye

Stellt sich die Frage, wer nach fast zehn Monaten für die Rallye beim S&P 500 mit aktuell 22 Prozent verantwortlich ist?

Es sind zweifellos auch die bekannten Namen, wie Alphabet, Amazon, Apple, Facebook, Microsoft und Tesla, die das ganz große Gewicht im S&P 500 repräsentieren. Sehr schön erkennbar an dieser Schautafel vom Mittwochabend, an der die Größe der Rechtecke das Gewicht der FAANG-Aktien im Vergleich zu Hunderten anderen Werten im S&P bildlich darstellen.

Zugleich ablesbar, die Performance seit Jahresanfang:

Aktienmärkte seit Jahresanfang

Auch wenn der Tweet von Liz Ann Sonders die Outperformance der Sparten Energy und Financials im US-Leitindex veranschaulicht.

Aktienmärkte Performer

Die Grafik verwirrt etwas, denn der so „outperformende“ Energiesektor ist nur mit etwa drei Prozent im S&P 500 gewichtet, die großen Sechs im Index bringen aber deutlich über 20 Prozent auf die Waage (etwa 9,6 zu 38 Billionen Dollar). Wenn Apple hustet, bekommt der S&P 500 ……!

Fazit

Der breite Markt in Gestalt des S&P 500 ist stark überkauft, Gaps müssten eigentlich geschlossen werden – und es könnte sich auch noch so etwas wie ein Doppel-Top bei den großen Indizes bilden. Eine Verschnaufpause bei der vorgezogenen Jahresendrally der Aktienmärkte ist also jederzeit zu erwarten. Auch wenn in ein paar Tagen wieder frisches Geld an die Märkte fließt und die Buyback-Season nach Abschluss der Blackout-Period in ihr Jahresfinale geht.

Aber wie es Claudio Kummerfeld letztens in einer kleinen Übersicht gezeigt hat: Die sogenannten FAANG-Aktien berichten in der Zeit vom 25. bis 29. Oktober, die Marktreaktionen werden eine größere Rolle spielen – oder anders ausgedrückt: Ohne einen in Summa positiven Ausblick der Big Five dürfte es keine weitere Jahresendrallye geben.



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