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Aktienmärkte: Ein Indikator sendet ein Warnsignal für die Rally

Aktienmärkte: Ein Indikator sendet ein Warnsignal für die Rally
Trader auf dem Parkett der New York Stock Exchange. Foto: Bloomberg

Die US-Aktienmärkte haben seit dem Tief am 7. April eine fulminante Rally hingelegt, die sich diesmal nicht nur auf die großen Technologiewerte beschränkte. Der Mai war einer der besten Börsenmonate seit einigen Jahren. Allein im Mai legte der US-Leitindex S&P 500 um mehr als 6 % zu, seit dem Tief im April waren es in der Spitze sogar rund 23 %. Es gibt jedoch einen (Kontra-)Indikator, der ein Warnsignal sendet und auf einen möglichen Rückschlag hindeutet: die extrem bullischen Analystenbewertungen. Diese verdecken die schwache Überzeugung von der laufenden US-Aktienrally.

Aktienmärkte: Indikator mit Warnsignal

Nach einer furiosen Mai-Rally haben die Wall-Street-Analysten einer Analyse von Jefferies LLC zufolge nun so viele Kaufempfehlungen für einzelne Aktien im S&P-500-Index abgegeben wie nie zuvor in den letzten zwei Jahrzehnten, wie aus einem Bericht von Bloomberg hervorgeht.

Normalerweise ist das ein Zeichen von Überschwang an den Aktienmärkten und ein Warnsignal für einen möglichen Rückschlag. Andrew Greenebaum von Jefferies sieht jedoch keinen Grund zur Sorge, wenn man einmal unter die Haube schaut.

Sein Argument lautet wie folgt: Während für mehr als 80 % der Aktien im S&P 500 Kaufempfehlungen ausgesprochen wurden, implizieren die diesen Einschätzungen zugrunde liegenden Kursziele lediglich eine Rendite von 10 % in den nächsten 12 Monaten. Das liegt in der Nähe des Durchschnitts des US-Leitindex in der Vergangenheit und sollte Befürchtungen zerstreuen, der aktuelle Aufschwung sei bereits vorbei. Allerdings dürfte sich der Anstieg der Aktienmärkte verlangsamen und von einer erhöhten Volatilität begleitet werden.

„Die Wall Street-Analysten haben den Ausverkauf wahrscheinlich dazu genutzt, die Werte hochzustufen“, sagte Greenebaum, der bei Jefferies als Senior Vice President of Equity Research Product Management tätig ist und die Daten zusammengestellt hat. „Ich sehe die akteulle Rally jedoch nicht als überwältigende Hausse an, denn die Kurse haben die Ziele schon fast erreicht, was den Raum für weitere Kursanstiege begrenzt.“

Aktienmärkte: Ein Indikator sendet ein Warnsignal für die S&P 500-Rally
Die meisten im SPX mit „Kaufen“ bewerteten Aktien seit dem 2. Quartal 2002. Source: Jefferies LLC

Prognosen für den S&P 500

Der S&P 500 ist seit dem Tiefpunkt im April um fast 20 % gestiegen und notiert nur noch circa 4 % unter seinem Rekordhoch, nachdem Präsident Donald Trump die Zölle abgeschwächt hatte. Doch sowohl Analysten als auch Strategen taten sich zuletzt schwer, die zukünftige Entwicklung zu prognostizieren. Angesichts der sich ständig ändernden handelspolitischen Äußerungen von Trump und seiner Regierung mussten Prognosen immer wieder angepasst werden.

Greenebaum sagt, dass Analystenprognosen zu einzelnen Aktien ein besserer Indikator für die Marktrichtung sind als die Jahresendziele des S&P 500. Denn sie berücksichtigen die Gewinne der einzelnen Unternehmen stärker.

Er berechnete das aggregierte S&P-500-Ziel für die nächsten zwölf Monate und kam auf 6.528 Punkte. Das entspricht einem Anstieg von zehn Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag.

Wenn Analystenbewertungen und Kursziele ein Indikator für die Aktienentwicklung sind, sieht es nach Business as usual aus. Das hat viele Prognostiker jedoch nicht davon abgehalten, sich Sorgen zu machen.

„Man kann die Kursziele für den S&P 500 wahrscheinlich ignorieren und sich auf die Fundamentaldaten konzentrieren, denn die Analysten sehen keine Verschlechterung der Fundamentaldaten der Unternehmen“, so Greenebaum.

Prognosen zerschreddert

Trumps unberechenbares Zoll-Regime hat die Erwartungen der Strategen auf der Verkaufsseite stark schwanken lassen. Nachdem sie ihre Prognosen für die US-Aktienmärkte im April drastisch nach unten korrigiert hatten, revidieren einige von ihnen ihre Prognosen nun wieder noch oben. Ed Yardeni von Yardeni Research und David Kostin von Goldman Sachs gehören zu den Strategen, die ihre Prognosen angehoben haben, nachdem sie diese zuvor gesenkt hatten.

Ökonomen warnen jedoch, dass sich die Rhetorik rund um die Abgaben zwar seit Trumps Einführung der hohen Abgaben am 2. April beruhigt hat, der Schaden für das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern aber bereits angerichtet ist und sich in den kommenden Monaten in den Wirtschaftsdaten niederschlagen könnte. Dies dürfte dann auch die Aktienmärkte unter Druck bringen.

Aus dieser Perspektive zeigt die Wirtschaft bereits Risse. So sank das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,2 % auf Jahresbasis, wie aus der zweiten Schätzung des Bureau of Economic Analysis vom Donnerstag hervorgeht. Ursprünglich war ein Rückgang um 0,3 % gemeldet worden. Auf der anderen Seite ist der Arbeitsmarkt bisher intakt geblieben und die Anleger blicken auf den in der nächsten Woche anstehenden US-Arbeitsmarktbericht als nächste Hürde für die Rally der Aktienmärkte.

„Die Analysten gehen mit ihren Kurszielen nicht gerade zimperlich um”, sagte Greenebaum. „Wenn man sich dieses Niveau anschaut, sind es im Grunde niedrige, zweistellige Renditen – es ist irgendwie langweilig.“

FMW/Bloomberg



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