Indizes

Aktienmärkte: Ein Nachschlag bei der Bescherung

New Yorker Börse als Symbol der Aktienmärkte

Auch wenn nur noch bei knapp jedem zweiten Beschenkten Geld oder Gutscheine unter dem Christbaum lagen, stellt sich die Frage, wohin mit dem Geldsegen? Geht ein Teil davon an die Börse oder doch wieder auf das Girokonto? Aber ohne Zweifel hat durch die Negativzinsphase auch in Deutschland ein Umdenken stattgefunden. Wie Berechnungen der Fondsagentur Morningstar ergeben haben, flossen in Europa bis Mitte Dezember 151 Milliarden Euro in ETFs, fast 50 Prozent mehr als im ganzen Jahr 2020. Global ist die Billionen-Dollar-Grenze an Zuwachs bereits überschritten worden. In Deutschland könnte es bis Jahresende 4,5 Millionen Sparpläne auf diese kostengünstigen Indexfonds geben, mit Einzahlungen in Höhe von 7,6 Milliarden Euro. Damit stellt sich die Frage: Fließt weiter mehr Kapital an die Aktienmärkte, vom monetären Klimawandel scheint angesichts einer „dickköpfigen“ EZB noch nicht viel zu spüren zu sein? Am gestrigen Tag ging es jedenfalls schon wieder kräftig nach oben – hüben und drüben des Atlantiks.

Die Aktienmärkte direkt nach Weihnachten

Wieder beherrschte Corona die Schlagzeilen, beziehungsweise die Omikron-Variante, die sich rasend schnell ausbreitet, anscheinend aber mit deutlich geringerer Hospitalisierungsrate. Man macht sich Sorgen in Fernost, in Europa und in den USA, wo die Infektionszahlen zu massenhaften Flugausfällen, zu Beeinträchtigungen des Verkehrs in allen Bereichen führen. Ein Thema für die Aktienmärkte am gestrigen Tag war damit natürlich der gesamte Urlaubs- und Reiseverkehr, wieder einmal litten die großen Kreuzfahrtgesellschaften. Bei der Vielzahl an Krankmeldungen kann ein Regelbetrieb nicht aufrechterhalten werden. Die Wirtschaftszahlen dürften für das laufende und das kommende Quartal weiter nach unten korrigiert werden.

Aber was machen die Börsen?

Man blickt über die aktuelle Situation hinweg beim Wirtschaftsaufschung – aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Jetzt geht es erst einmal darum, das gute Jahresergebnis ins Ziel zu bringen. Die Gründe für eine überaus häufige Santa Claus Rally wurden erst gestern genannt. Aber damit könnte im Jahresverlauf von 2022 eine absurde Situation entstehen mit der Nicht-Börsianer so ihre Schwierigkeiten haben. Eine boomende Wirtschaft ergibt in der Regel nicht boomende Aktienmärkte. Denn dann muss die Notenbank den Geldhahn abdrehen und die Kapitalaufnahme sogar verteuern. Bevorzugt wird eine mittelprächtig wachsende Wirtschaft bei gleichzeitig billigem Geld.

Was wurde gekauft?

Das was im Jahresverlauf am besten gelaufen ist – das typische Window Dressing, man sollte als aktiver Fondsmanager doch die richtigen Werte im Depot gehabt haben!

Stark zulegen konnte wieder einmal Big Tech, wie Facebook (Meta), Apple, Microsoft, Nvidia, Tesla und Google.

Die Indizes zum Handelsschluss

Dow Jones 36.302 Punkte, plus 0,98 Prozent
S&P 500, 4791 Punkte, plus 1,38 Prozent
Nasdaq 15.871 Punkte, plus 1,39 Prozent
Russell 2000, 2261 Punkte, plus 0,89 Prozent
Der Volatilitätsindex VIX sank ein weiteres Mal auf 17,68, minus 1,56 Prozent

Was man in der Woche vor dem großen Verfall kaum noch für möglich gehalten hatte, war, dass der große Leitindex für die Aktienmärkte, der S&P 500 mit seiner gigantischen Marktkapitalisierung von fast 39 Billionen Dollar nochmals Rekorde hinlegt. Seinen 69. in diesem Jahr und zum von Optimisten avisierten Jahresendziel von 4800 Punkten sind es nur noch wenige Punkte.

Veränderungen der Aktienmärkte

Das alles unter dünnen Umsätzen, es fehlen viele Marktteilnehmer, daraus einen Trend ablesen zu wollen, wäre nicht anzuraten. Es lockt eben wieder einmal ein satter Bonus für ein Börsenjahr, in dem der S&P 500 – Stand gestern Abend – nun schon fast 30 Prozent an Wert zulegen konnte. Damit liegt man bereits ganz knapp über den besten Jahresergebnissen (von 2019 und 2013) in dem Zyklus seit der Finanzkrise 2009. Auch beim Dax haben Investoren wieder Mut gefasst, seit die 200-Tage-Linie von 15.500 Punkten wieder zurückerobert werden konnte, nimmt man Kurs auf die Marke von 16.000 Punkten. Endstand zum Xetra-Schluss: 15.849 Punkte, selbst der 700 Punkte-Anstieg in der Vorweihnachtswoche führte noch nicht zu Gewinnmitnahmen. Dabei hatten Bankanalysten am gestrigen Morgen doch eine Verschnaufpause erwartet. Zum Börsenschluss in New York kam auch noch die Meldung, dass die US-Gesundheitsbehörde CDC die Quarantänedauer für Covid-19-Infizierte auf fünf Tage reduzieren werde.

It’s Consumption, Stupid

Im Gegensatz zum deutschen Weihnachtsgeschäft, welches speziell im konventionellen Handel recht enttäuschend ausgefallen ist, wird in den USA wieder weiter geshoppt, auf Teufel-komm-raus. Die Einzelhandelsumsätze der sogenannten Holiday Sales kletterten um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, 8,1 Prozent im Bereich der Läden, 11 Prozent im Online-Geschäft. Große Steigerungen gab es in der Phase vom 1. November bis 24. Dezember bei Bekleidung (plus 47 Prozent), Schmuck (plus 32 Prozent), aber auch im Sektor der Unterhaltungselektronik (plus 16 Prozent), Letzteres ist fast ein wenig verwunderlich, schließlich gibt es doch die großen Lieferschwierigkeiten im Bereich der Halbleiter.

Fazit

Omikron und Window Dressing, das sind kurzfristig die Antagonisten, die Wall of Worry ist wieder da und könnte die letzten vier Handelssitzungen weiter dominieren. Es war fast zu erwarten, wenn kein Rücksetzer kommt, bringt das 29 Prozent-Plus beim S&P 500 einige Institutionelle noch einmal unter Zugzwang. Das Geld fließt noch an die Aktienmärkte, dafür braucht es derzeit aber nicht allzu viel, bei den dünnen Umsätzen. FOMO (Fear of Missing Out) in seinen verschiedenen Varianten haben trotz Inflation und der kommenden Zinswende zu dieser Performance beim S&P 500 geführt. Aber schon in ein paar Tagen wird sich zeigen, ob Big Money an ein viertes opulentes Börsenjahr in Folge glaubt. Der Januarindikator sollte eine höhere Aussagekraft bekommen, mehr als in den Vorjahren.



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