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Aktienmärkte: Fahnenstangen bei den Aktienkursen haben Substanz

Da die Notenbanken als „außergewöhnlicher Marktteilnehmer“ mit theoretisch unendlichem Liquiditätsnachschub die Preise an fast allen Märkten „versaut haben“, wird es auch für Profis immer schwieriger, adäquate Risikoprämien zu vereinnahmen. Der Zwang, immer mehr ins Risiko zu gehen, ist mittlerweile systemimmanent und verschärft sich mit jeder QE-Runde der Zentralbanken weiter.
Wobei die steigenden Risiken, z. B. fahnenstangenartige Kursanstiege, von den Investoren nicht mehr gefürchtet werden, weil sie eine fundamentale Neuerung an den Märkten begriffen haben: Der Point of no Return ist für die Notenbanken längst überschritten.
Seit dem Herbst 2018, als eine Korrektur von 20 Prozent an den US-Märkten eine 180 Grad Wende der US-Geldpolitik auslöste, ist der Notenbank-Put zum dauerhaften Gesetz an den Kapitalmärkten geworden.

Wann geht dem Markt der Sprit aus?

Sicherlich wird der Börsen-Ferrari seine Bergfahrt nicht wegen eines leeren Tanks beenden, den liefern die Notenbanken unlimitiert und gratis frei Haus. Doch ab und zu kann es zu temporären Versorgungsengpässen kommen. Mit der Gewissheit, dass die Zentralbanken ab einem gewissen Rückgang der Kurse wieder anfangen zu „betanken“, lässt sich auch eine Korrektur in einem Fahnenstangen-Umfeld gut aushalten und für Nachkäufe nutzen (Buy the Dips). Wer also mit Volatilität im Portfolio umgehen kann, der sollte sich dieser historisch seltenen Situation an den Aktienmärkten nicht gänzlich entziehen oder gar netto dagegen wetten (absichern bitte schon). Wie heißt es so treffend: „Never Bet Against the Fed“.

Problematisch wird die Situation erst dann, wenn sich die steigenden Vermögenspreise in der normalen Teuerungsrate, also im statistischen Warenkorb zur Berechnung der Lebenshaltungskosten für Jedermann niederschlagen. Dann sitzen die Notenbanken in der Falle, denn Zinsanhebungen sind wegen der dadurch steigenden Kapitalkosten überschuldeter Verbraucher, Unternehmen und Staaten systemgefährdend. Doch im Zweifel drücken Zentralbanken mit Hilfe kreativer Statistiker bei der realen Inflation gern zwei Augen zu, was ebenfalls gut ist für Aktien, da diese wie Immobilien und Rohstoffe positiv mit steigenden Inflationsraten und negativen Realzinsen korrelieren.

Fazit

Noch sind die Fahnenstangen keine Gefahr für die Aktienmärkte. Noch ist ein Ende der Niedrigzinsen und der Geldflutung durch die Notenbanken nicht erkennbar. Lediglich temporäre kursbremsende Intermezzi der Notenbanken sind möglich – aber nur, damit die Damen und Herren Geldpolitiker ihr Gesicht wahren können und auf die Risiken hingewiesen haben – nur fürs Protokoll.
Auch deshalb wird man des Öfteren aus den Mündern der Zentralbanker Warnungen bez. irrationaler Übertreibungen hören, wie einst vom ehem. US-Notenbankchef Alen Greenspan. Doch erst nach dieser legendären Warnung ging die Party der New-Economy-Aktien erst richtig los.

Übrigens auch, weil Greenspan, wie heute Powell, die Zinsen im Vorfeld der Milleniumswende vorsorglich senkte, ohne dass eine Rezession am Horizont sichtbar war und damit die Fahnenstangen selbst erschuf. Als Anleger in diesem ungewöhnlichen Umfeld sollte man sich darüber im Klaren sein, dass wir es mit einer Katastrophen-Hausse der Aktienmärkte zu tun haben, die das Ergebnis permanenter systemrettender Notfallpolitik der Zentralbanken ist und kein neues Paradigma eines besseren Kapitalismus. In diesem Sinne: Keep Partying!



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3 Kommentare

  1. Mit dem nicht demokratisch legitimierten und intransparenten Zentralkommitee, äh… Zentralbank als alle anderen Kräfte dominierender Faktor, der das Wirtschaftsgeschehen steuert, oder sich anmaßt selbiges tun zu können, und dies absehbar in den Ruin für fast alle und zu Privilegien für ganz wenige führt, wo ist da jetzt noch mal der Unterschied zum Sozialismus?

  2. Glaubt Herrn Trump, dieses mal ist alles anders. Dieses mal wachsen die Kurse wirklich in den Himmel.

  3. Das Finanzkapital versorgt sich auf Kosten der Allgemeinheit großzügig mit Kapital um die Party möglichst lange laufen zu lassen. Das ist die logische Endphase der kapitalistischen Spekulation und prinzipiell nicht neu. Diesen Umstand als sozialistisch zu verklären soll die Betroffenen davon abhalten die wahren Ursachen zu bekämpfen. Diese liegen natürlich in der fortschreitenden Kapitalkonzentration und der damit verbundenen Allmacht des Finanzkapitals – zu sehen nicht nur aber auch gerade in der FED. Im übrigen ist ein Zentralkomitee sehr wohl demokratisch legitimiert im Gegensatz zur FED.

    Vielen Dank übrigens für den lesenswerten Artikel!

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