Die internationalen Aktienmärkte (inklusive Asien) sind heute früh positiv gestimmt. Im Chart sehen wir seit gestern früh steigende deutsche und US-Aktien. Dies liegt unter anderem an den heute Nacht gemeldeten Quartalszahlen der Google-Mutter Alphabet, die die Anleger überzeugten. Die Aktie stieg nachbörslich um 4,8 %. Dazu kommen noch Aussichten auf Lockerungen im Handelskrieg, und verstärkte Hoffnungen auf Zinssenkungen beidseits des Atlantiks!
Aktienmärkte im Anstieg – Zoll-Entspannung
Die weltweiten Aktienmärkte legten den vierten Tag in Folge zu und sind damit auf dem besten Weg zu ihrer längsten Gewinnserie seit mehr als zwei Monaten. Grund dafür sind die entspannenden Signale im Handelskrieg und die Andeutung von Vertretern der US-Notenbank, dass sie einer früheren Zinssenkung offen gegenüberstehen.
Bloomberg berichtet hierzu: Die asiatischen Aktienmärkte stiegen und der Yuan machte seine Verluste wieder wett, nachdem Bloomberg News berichtete, dass China eine Aussetzung der 125-prozentigen Zölle auf bestimmte US-Importe in Erwägung zieht. Der südkoreanische Aktienindex kletterte um 1 % und ein Index in Japan sprang um 2 % nach oben, nachdem positive Kommentare zu den Handelsgesprächen mit den USA zu vernehmen waren. Gold sank um 1,4 % und der Dollar legte zu, während US-Staatsanleihen ihre Gewinne vom Donnerstag halten konnten. Aktienindex-Futures für die USA und Europa stiegen, beflügelt durch die Quartalszahlen von Alphabet.
Die Risikobereitschaft (Risk On) kehrt zurück, da das Weiße Haus einen versöhnlichen Ton anschlägt und die Optimismus der Anleger stärkt, dass die USA wichtige Handelsabkommen mit ihren wichtigsten Wirtschaftspartnern abschließen werden. Als Zeichen dafür, dass sich die Aktienmärkte nach dem Schock durch Donald Trumps Jahrhundertzölle stabilisieren könnten, machte ein asiatischer Aktienindex am Freitag alle Verluste seit dem 2. April wett – dem Tag, an dem der US-Präsident seine Vergeltungszölle angekündigt hatte.
„Dies ist ein weiterer Schritt zur Deeskalation des Handelskriegs“, sagte Kok Hoong Wong, Leiter des institutionellen Aktienhandels bei Maybank Securities, über den Plan Chinas. “Die meisten von uns erwarten nicht, dass die USA und China ihre Differenzen schnell beilegen werden – es wird ein langer und turbulenter Prozess auf beiden Seiten werden. Aber es scheint, dass das Schlimmste wirklich vorbei sein könnte.“
China erwägt laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen die Aussetzung seiner Zölle auf einige US-Importe, da die wirtschaftlichen Kosten des Handelskriegs bestimmte Branchen schwer belasten. Die Behörden erwägen die Aufhebung der zusätzlichen Abgaben für medizinische Geräte und einige Industriechemikalien wie Ethan. Das Land versprach außerdem, Notfallpläne für zunehmende externe Schocks „vollständig vorzubereiten“.
Am Donnerstag erklärte Trump, seine Regierung sei im Gespräch mit China, während Peking die Existenz von Verhandlungen dementierte und die Aufhebung aller einseitigen Zölle durch die USA forderte. Die USA und Südkorea könnten bereits nächste Woche eine „Vereinbarung“ zum Handel erzielen, sagte Finanzminister Scott Bessent. (FMW: Je mehr Signale für Einigungen mit einzelnen Ländern, desto besser für die Aktienmärkte)
Zuvor hatten die USA „bedeutende Fortschritte“ bei einem bilateralen Handelsabkommen mit Indien erzielt. In diesem Zusammenhang plant Apple laut einem Bericht der Financial Times, die Montage aller in den USA verkauften iPhones bereits im nächsten Jahr nach Indien zu verlagern. „Die Anleger in Asien sind etwas optimistischer gestimmt und orientieren sich an der Erholung der US-Märkte“, sagte Frederic Neumann, Chefökonom für Asien bei HSBC Holdings in Hongkong. “Am Ende der Woche gibt es Hoffnungen, dass sich die Handelsspannungen allmählich entspannen könnten und sich die Aussichten für Vereinbarungen verbessern.“
Der japanische Finanzminister Katsunobu Kato sagte, dass in seinen Gesprächen mit Bessent am Donnerstag keine konkreten Währungsniveaus oder Ziele zur Sprache gekommen seien und dass beide Seiten übereingekommen seien, dass die Wechselkurse vom Markt bestimmt werden sollten. Der Yen verlängerte seine Verluste und notierte nach dem Bericht über China bei 143,39 gegenüber dem Dollar.
„Wir befinden uns im ersten oder zweiten Akt eines Verhandlungstheaters zwischen den Vereinigten Staaten und ihren verschiedenen Handelspartnern“, sagte John Woods, Chief Investment Officer für Asien bei Lombard Odier Hong Kong Ltd. “Und ich habe das Gefühl, dass sich die wahrscheinlichen Auswirkungen der Zollpolitik in den nächsten Quartalen, wenn wir uns dem dritten Akt nähern, deutlich klarer abzeichnen werden.“
Dennoch erschwert die Unsicherheit über die Handelspolitik der Trump-Regierung den Unternehmen die Prognose für den weiteren Verlauf des Jahres. American Airlines zog seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr zurück und schloss sich damit einer wachsenden Zahl von Unternehmen an, die sich gegen die allgemeine Konjunkturentwicklung absichern. Der Chef von Southwest Airlines erklärte, seine Branche befinde sich bereits in einer Rezession. PepsiCo und Procter & Gamble senkten ihre Prognosen.
Fed-Hoffnung
Die Stimmung am Markt wurde am Freitag auch durch Äußerungen zweier Fed-Vertreter zu Zinssenkungen aufgehellt. Fed-Gouverneur Christopher Waller sagte in einem Interview mit Bloomberg Television, er würde Zinssenkungen unterstützen, falls aggressive Zölle den Arbeitsmarkt beeinträchtigen sollten. Die Präsidentin der Fed von Cleveland, Beth Hammack, erklärte gegenüber CNBC, die Zentralbank könnte bereits im Juni Zinsschritte vornehmen, wenn sie klare Hinweise auf die Richtung der Konjunktur habe.
Ein wichtiger Punkt, den es zu beobachten gilt, ist die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen, sagte Kelvin Tay, regionaler CIO bei UBS Global Wealth Management. Für die Trump-Regierung sei es entscheidend, die Renditen bei 4,5 % und darunter zu halten, da die Märkte bei einem Anstieg über dieses Niveau negativ reagieren würden, sagte er. Die Rendite 10-jähriger Anleihen blieb am Freitag mit 4,31 % nahezu unverändert.
„Die Kombination aus einem schwächeren Dollar, steigenden Renditen für Staatsanleihen und rückläufige Aktienmärkte wird die US-Regierung wahrscheinlich zum Handeln zwingen“, sagte er.
FMW/Bloomberg
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