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Aktienmärkte in China brechen ein – die Gefahr der Null-Covid-Politik

Aktienmärkte in China brechen ein – die Gefahr der Null-Covid-Politik

Der Lockdown in China aufgrund der Null-Covid-Politik verschärft die Lieferkettenprobleme und setzt die Aktienmärkte weiter unter Druck. Die Aktienmärkte haben es wirklich nicht einfach, Belastungsfaktoren an allen Fronten drücken momentan auf die Stimmung, da ist es schon überraschend wie gut sich die westlichen Börsen halten. Die Liste ist lang: Eine hohe Inflation, explodierende Energiepreise, Krieg in Europa, Lieferkettenprobleme und eine bevorstehende Straffung der Geldpolitik sind nur einige der aktuellen Belastungsfaktoren für die Aktienmärkte. Als ob das noch nicht genug wäre, verschärft sich jetzt zunehmend die Lage in China.

Die chinesische Regierung hat wegen ihrer strengen Null-Covid-Politik unter anderem die Großstadt Shanghai in einen harten Lockdown geschickt. In Shanghai befindet sich das Herz der chinesischen Wirtschaft. Der Lockdown dürfte demnach deutliche Spuren im Bruttoinlandsprodukt Chinas hinterlassen. Experten gehen davon aus, dass die Maßnahmen das BIP um mindestens 2 Prozent senken könnten. Gegenwärtig befinden sich chinesische Städte, die für 22% des BIPs stehen, im Lockdown. Die Auswirkungen werden aber nicht nur China hart treffen, sondern auch die westlichen Märkte belasten.

Verschärfung der Lieferkettenprobleme

Während sich ein Großteil der Welt darauf eingestellt hat, mit dem Virus zu leben, hält die chinesische Regierung weiterhin an ihrer Null-Covid-Politik fest und gefährdet damit ihre Wirtschaft. Der Lockdown der 26 Millionen Metropole Shanghai hat aber nicht nur dramatische Auswirkungen auf die Chinas Wirtschaft, dieser belastet gleichzeitig die weltweiten Lieferketten. Der Hafen von Shanghai ist nach Containerumschlag der größte der Welt. Es wird zwar versucht den Hafen irgendwie am Laufen zu halten, dies scheint sich aber als eine große Herausforderung darzustellen. Wegen der Personalsituation hat sich die Abfertigung verlangsamt. Schiffe stehen Schlange vor dem Hafen und können nicht entladen werden, dadurch treten Logistik- und Versorgungsprobleme auf.

Darüber hinaus stehen die Produktionen in den Fabriken rund um Shanghai still. Es sind aber nicht nur Fabriken, sondern auch große Lagerhäuser in der Region geschlossen. Dadurch verringert sich der Nachschub an Waren in dem Hafen, was wiederum Auswirkungen auf die Lieferketten hat. EU-Kammerpräsident Jörg Wuttke warnte zuletzt vor den Auswirkungen auf globale Lieferketten, die Weltwirtschaft und die bereits hohe Inflation. Die Europäische Handelskammer hat dem chinesischen Vizepremier Hu Chunhua bereits einen Brief gesendet, in dem sie das Land auffordert, seine derzeitige Null-Covid-Politik zu überdenken. Wortwörtlich heißt es in dem Schreiben, dass der Lockdown „erhebliche Störungen verursacht, die von der Logistik und der Produktion bis hin zur gesamten Lieferkette in China reichen“.

Automobilbranche unter Druck

Ein Leidtragender der Null-Covid-Politik und des Lockdowns ist die deutsche Automobilindustrie. Sowohl die Produktion in den Werken des Volkswagen-Konzerns stehen still als auch im BMW-Werk im nordostchinesischen Shenyang. Außerdem ist der Autoabsatz in China im März eingebrochen. Die Verkaufszahlen von Fahrzeugen sind im Jahresvergleich um 10,9 Prozent zurückgegangen, teilte der Branchenverband PCA gerade mit.

Aufgrund der coronabedingten Lieferkettenprobleme kommt es auch beim chinesischen Elektrofahrzeughersteller Nio zu Verzögerungen. Ein Sprecher von Nio teilte mit, dass mehrere Zulieferer des Unternehmens nach wie vor offline sind. Der Aktienkurs notiert aktuell fast zweistellig tiefer.

Aktienmärkte: Die Auswirkungen sind am breiten Markt zu spüren

Die Aktienmärkte in China befinden sich bereits seit Februar 2021 auf Talfahrt und rutschten dabei in einen Bärenmarkt. Der Tiefpunkt wurde schließlich Mitte März erreicht. Anschließend kam es zu einer Erholungsrally in den chinesischen Indizes. Seit Beginn des Lockdowns in Shanghai bröckeln jedoch die Zugewinne wieder ab. Die Indizes wie der CSI 300, der China A50 und der Hang Seng Index erleben erneut deutliche Kurseinbrüche. Der Shanghai Stock Exchange liegt heute 2,60 Prozent im Minus, die in Hong Kong ansässigen Indizes CSI300 und Hang Seng notieren sogar über 3 Prozent im Minus.

Dabei zieht sich die Schwäche durch alle Sektoren hindurch. Die größten Verlierer sind der Automobilsektor mit -7,39%, Software mit -6,61% und E-commerce mit -4,10%. Bei den Einzelwerten sieht es ähnlich aus: Nio verliert über 8%, BYD -5,5%, Tencent -3,5%, Alibaba -2,0% und JD.com -3%. Alle genannten Indizes und Aktien haben allerdings ihre März-Tiefs noch nicht unterschritten, weshalb immer noch die Chance auf eine Bodenbildung besteht. Um die Aktienmärkte zu stützen, müsste China jedoch die Null-Covid-Politik lockern und Shanghai aus dem Lockdown entlassen.

China: Null-Covid-Politik - Einbruch an den Aktienmärkten (Shanghai-Lockdown)

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2 Kommentare

  1. Könnte es sein daß die chinesische Führung hier gerade versucht eine unvermeidlich anstehende, kapitalistische Produktionskrise (Überproduktion, Nachfragerückgang) und ihre hausgemachte Spekulationskrise im Immobiliensektor einem Virus in die Schuhe zu schieben?

    Man schaue beispielsweise auf die seit vielen Monaten massiv rückläufigen Produktionszahlen der Automobilindustrie.

    Putin kann man aus strategischen Gründen im fernen Osten ja nicht zum Sündenbock erklären.

    1. @Cui bono, könnte es sein, dass Hupsi Ping ganz einfach nur das Virus unterschätzt hat? Dass China nun das droht, was der Westen schmerzhaft und mit viel Kosten, Innovationen, medizinischer Forschung und Entwicklung und Engagement endlich einigermaßen unter Kontrolle gebracht hat?

      Putin kann man wegen dieser Blödheit tatsächlich nicht zum Sündenbock erklären, muss man auch nicht, will auch keiner.
      Putin ist Kriegstreiber in Europa und nicht verantwortlich für ein pandemisches Virus aus und in China.

      Cui bono?
      Es sind Lästermäuler, Nörgler und Zyniker wie Sie, die von jeder Krise profitieren, um den eigenen sinnlosen Frust und Müll durch ideologisch-propagandistische Streubomben in die Welt hinaus zu katapultieren.

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