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Aktienmärkte: Ist das Beste bereits eingepreist – sell on good news?

Warum der große Einbruch beim Dax?

Wie schon so oft bekommt der deutsche Leitindex einen Schnupfen, wenn die Wall Street niest. So auch gestern, als die Verluste beim Dax doppelt so hoch ausfielen, als bei den Hauptindizes in den USA.

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist unser Index „Old Economy“ – und die hinkt schon seit Längerem hinterher. Zum anderen ist und bleibt der Dax ein Spielball ausländischer Mächte mit über 50 Prozent Anteil angelsächsischer Investoren. Diese waren in den letzten Monat sehr stark in Europa investiert, wie es die letzte Umfrage der Bank of America offengelegt hat. Nur hat unser Dax in der Zeit der Hausse an der Wall Street nur drei Prozent zulegen können, von denen die Hälfte auch noch von einem starken US-Dollar aufgefressen wurden (für US-Investoren). Für mich übrigens fast schon wieder ein weiterer Grund, warum die so populäre Umfrage bei den US-Großinvestoren durch die Bank of Amerika fast schon einen Kontraindikator darstellt, mit einer Auflistung von Assets, die bald in Schwierigkeiten geraten könnten. Jedenfalls müsste sich der Dax heute erholen, wenn man eine größere Korrektur verhindern will. Sonst hätten wir den dritten Tag mit fallenden Kursen und so etwas gab es 2021 noch nicht.

Fazit

Hat das Sommerloch für die Aktienmärkte schon begonnen? Die umsatzschwache Periode, die gekennzeichnet ist von größerer Volatilität und Kursrückgängen, die bei niedrigen Volumina sehr üblich sind? Nehmen die Aktienmärkte dieses Faktum gerade vorweg?

Möglich – und es ist auch sehr wahrscheinlich, dass es bei der baldigen Bekanntgabe der Unternehmensergebnisse zu Gewinnmitnamen kommt. Das Beste ist bereits eingepreist und es könnte zum „Sell on Good News“-Effekt kommen. Aber könnte man das nicht auch schon wieder antizipieren, nachdem es bereits schon einige Male thematisiert wurde?

Diese verflixte Reflexivität, die Viele an den Rand der Verzweiflung bringt. Da liest man etwas in den Medien und glaubt damit einen kleinen Vorsprung erzielen zu können. Pustekuchen, selbst bei Twitter: Ein Tweet von Elon Musk, oder von Finanzjournalisten, die die neuesten Daten realtime veröffentlichen und schon wird es von Millionen gelesen. Und nicht erst in der Tageszeitung am nächsten Morgen, wie es vor einer Generation noch so üblich war.



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1 Kommentar

  1. Lieber Herr Müller, Sie haben mehr Fragen als Antworten in ihrem Artikel. Bezeugt für mich die Redlichkeit Ihrer Bemühungen Licht ins Dunkel zu bringen.
    Wenn es zu verwirrend wird sollte man sich vielleicht vom Tagesgeschäft lösen und sich einiger Basiserkenntnisse erinnern die mehr als „75 %“ Eintreffwahrscheinlichkeit haben.

    1. Der Investor hat einen zu kleinen Erkenntniswinkel. Er vergißt den Staat als bewahrende Kraft mit seiner Machtfülle die er auch ausspielt wenn es sein muß.

    2. Der Investor schaut zu sehr auf die Reaktion der anderen, auch gegen seine Überzeugungslage. 2007 wurde zunehmend und immer dringender auf die Immokrise hingewiesen. Reaktion zunächst: „Warum soll ich rausgehen wenn’s andere auch nicht tun?“
    Solche Dinge verzerren, verschieben die Zeitpunkte an sich notwendiger Marktreaktionen.

    3. Auf die Überreaktion auf Nachrichten bzw. das Hinterherinterpretiere haben Sie, wenn ich mich recht entsinne, auch schon oft hingewiesen.

    4. Etwas ketzerisch: Niemanden interessiert die Wirtschaft wirklich. Der einzige Fokus des Investors ist sein Gewinn. Wirtschaftsbetrachtungen sind nur das Mittel zum Zweck.
    Das führt zur These daß es im Grundsatz nur um den Kampf zwischen Gier und Angst geht, begleitet von Massenphänomenen. Eigentlich braucht man Wirtschaftsnachrichten kaum.

    Es ist wie in der Steinzeit. Du hast Angst ein Feind kennt deine Höhle, Panik ergreift dich und du packst deine Sachen und haust ab. Du hast Angst vor Verlusten und haust auch ab.

    5. Ob du heute an der Börse Angst hast, unsicher bist oder dich die Gier beherrscht ist manipulierbar, auch dadurch welchen input du zuläßt.

    6. In Communities, Foren usw. herrscht oft ein freundschaftlicher Ton, man tauscht sich aus, berät andere usw. obwohl der Gewinn der Verlust des anderen ist und umgekehrt.

    Momentane Situation: Corona hat riesigen Schaden angerichtet, zunächst zu Lasten der Staaten, die zähneknirschend-überfreundlich zu Hilfe eilten.
    Die heute immer noch zähneknirschend-freundlich agieren um die Restaurierung nicht zu gefährden.
    Die aber auch schon die Weichen stellen (oder noch darüber nachdenken) wie sie sich das Geld zurückholen bzw. sich ihrer Corona-Schulden entledigen. Dabei weiß der Staat daß er in Ländern mit hoher Aktienbedeutung wie USA vorsichtiger vorgehen muß.

    Unter dem Strich werden die Bürger zur Kasse gebeten werden, in irgendeiner Form. Anders geht es gar nicht. Das ist aber auch das Einzige was feststeht.
    Es wäre sogar denkbar nach meiner Ansicht daß die Realinflation 3 % beträgt (gut für Staatsentschuldung) und die Aktien trotzdem steigen. Weil sich jeder in Aktien als Werterhalt oder Wertzunahme flüchtet. Und sich reine Buchgewinne 10 Jahre lang halten. Weil zu Wenige die Buchgewinne realisieren.

    Letzter Erkenntnisgewinn: Börse hat entgegen allgemeiner Annahme vielleicht doch was mit Roulette zu tun. Glücksache. Trotz der Hoffnung das Geschehen rational begreifen zu können.
    Trotz aller meiner geäußerten Basiserkenntnisse. Das einzige was ich weiß ist daß ich …

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