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Aktienmärkte: Korrektur bei Big-Tech und Branchenrotation?

Die Aktienmärkte in den USA entwickeln sich derzeit weit auseinander, sichtbar etwa an der Entwicklung des Dow Jones und des Nasdaq 100. Vor gut zwei Wochen gab es schon einmal den Ansatz einer Korrektur an der Nasdaq, intraday von einem Hoch mit 10.839 Punkten und einem 5-Prozent-Rutsch innerhalb von zwei Tagen. Nach langen Perioden stetig steigender Kurse an der Technologiebörse war der milde Rückschlag aber bald wieder ausgebügelt. Seit ein paar Tagen schwächelt der große Börsenhighflyer, drei Tage in Folge Kursverluste gab es seit Monaten nicht mehr. Der Dow Jones, der S&P 500 und der Nebenwerteindex Russell 2000 sehen besser aus – ist das ein Favoritenwechsel der Aktienmärkte?

Aktienmärkte: Die Rally der Techwerte

Sie läuft schon 11 Jahre, die Hausse der Technologiebörse Nasdaq von ihrem Tief bei 1265 Punkten im Jahr 2009 bis über 11.100 Punkte vor ein paar Tagen. Nochmals beschleunigt durch die Coronakrise. Besonders befeuert durch fünf Titel, bei denen es alleine Apple auf eine Marktkapitalisierung von fast zwei Billionen Dollar trieb, über 400 Milliarden Dollar in wenigen Wochen. Markus Fugmann kommentierte den wundersamen Anstieg in einigen Videos. Ganz nebenbei stieg das KGV des Nasdaq Composite auf über 32, die fünf Dickschiffe erreichen alleine einen sagenhaften Marktanteil von 17 Prozent im Weltindex MSCI World.

Die Dauerbegründung für die Tech-Hausse

Natürlich ist es das besondere Umfeld, welches den Boom der Aktienmärkte nach dem März ausgelöst hat, tausendfach thematisiert: Eine noch nie gesehene Geldschwemme durch Regierungen und Notenbanken, marginalisierte Zinsen und aktuell über 15 Billionen Dollar an Anleihen im Minusbereich – kurz TINA.

Eines muss man aber auch immer wieder feststellen: 2020 ist weder mit 2008 noch mit 2000 vergleichbar. Die Zinsen liegen in vielen Ländern bei null Prozent, die realen Zinsen sind negativ. Aber damit wird ein Effekt  erzeugt, der die große Sause der Aktienmärkte befeuert hat: Zinsen dienen zur Abdiskontierung künftiger Gewinne und Dividenden, durch deren Sturz steigen die Gegenwartswerte der Aktien, einer der Gründe warum man hohe KGVs anders bewertet.

Aber für die Hausse bestimmter Tech-Werte während der Coronakrise gibt es noch weitere Gründe. Die Pandemie hat wie ein Turbo gewirkt auf Werte

  • die im Onlinehandel tätig sind,
  • die die Informationstechnologie liefern, die dafür notwendig ist (Homeoffice, Cloud, Videokonferenzen, Streaming-Dienste),
  • die im Pharmabereich tätig sind, die an der Impfstoffentwicklung beteiligt sind,
  • die sich in dem Medizinbereich befinden, welcher die Ausrüstung für die Bekämpfung der Pandemie herstellt und
  • die von den staatlichen Stimuluspaketen profitieren.

Zusammengefasst: alles was von der aktuellen Krise profitiert oder nicht zu sehr von den Lockdown-Folgen beeinträchtigt wurde.

Vieler dieser Werte sind in dem Technologieindex enthalten und wurden in einer beispiellosen Rally der Aktienmärkte inmitten einer scharfen Rezession nach oben geschossen. Zuletzt immer stärker, wie in jedem Boom. Die Hausse nährt die Hausse.

Fazit

Seit ein paar Tagen tun sich die Highflyer an der Wall Street schwerer als die Standardwerte und kommen nicht mehr so richtig von der Stelle. Steht sie nun vor der Tür, die notwendige Marktbereinigung der Aktienmärkte, die Korrektur einiger Fahnenstangen-Charts und dabei eine zwangsläufige allgemeine Marktschwäche durch das Gewicht der Highflyer? Oder wird dies ausgeglichen durch eine Branchenrotation der zurückgebliebenen 495 Werte im S&P 500, um es etwas überspitzt zu formulieren? Dazu bräuchte es aber ein Revival der Banken und der Industriewerte. Für eine substanzielle Trendwerte fehlt es (noch) an der essentiellen Grundbedingung: Der Eindämmung von Covid-19 in den USA oder der Durchbruch bei der Entwicklung eines Impfstoffes. Allein schon die Reaktion der Aktienmärkte nach der russischen Meldung über den großen Fortschritt in Richtung baldiger Verfügbarkeit eines Impfstoffs (Zulassung ohne Testphase drei) zeigt, was an den Börsen los sein wird, falls diese Investorenhoffnung Realität werden sollte.

Die Aktienmärkte erleben derzeit eine Branchenrotation



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