Die von vielen Anlegern ungeliebte Rally ist in die nächste Phase eingetreten, nachdem China und die USA ihren Zollstreit für 90 Tage auf Eis gelegt haben. In der vergangenen Woche sah es noch so aus, als würde die Rally im S&P 500 ins Stocken geraten. Doch die ersten Erfolge in den Handelsgesprächen und die Entspannung zwischen den beiden Weltmächten haben die Stimmung deutlich aufgehellt und die US-Aktienmärkte weiter beflügelt. Von der für viele unerwartet starken Erholungsrally profitierten jedoch nicht alle. Eine Umfrage der Bank of America zeigt, dass die meisten Anleger die jüngste Aktienerholung verpasst haben. Vor allem Privatanleger haben in der Korrekturphase kräftig Aktien gekauft, während viele institutionelle Händler ihre Positionen reduziert haben.
Aktienmärkte: Anleger verpassen Rally
Viele Anleger sind wahrscheinlich gezwungen, die durch den Handelsfrieden zwischen den USA und China ausgelöste Aktienrally von der Seitenlinie zu verfolgen, nachdem sie den Aufschwung im vergangenen Monat größtenteils verpasst haben, so die Strategen der Bank of America.
Eine Umfrage der Bank vor den Handelsgesprächen in Genf ergab, dass die Fondsmanager US-Aktien netto um 38% untergewichtet hatten, so viel wie seit zwei Jahren nicht mehr. Auch das Dollar-Exposure war so niedrig wie seit 2006 nicht mehr, wobei rund 40 Prozent der Befragten ihre Absicherung gegen eine Abwertung der US-Währung erhöhen wollten.
Der BofA-Stratege Michael Hartnett schrieb in einer Notiz, die Umfrage sei „bärisch genug, um zu empfehlen, dass die Schmerzen leicht zunehmen“, da das Abkommen zwischen den USA und China eine Rezession oder einen Schock an den Kreditmärkten verhindern könnte. Ein Katalysator für die Aktienmärkte könnte daher weiterhin FOMO sein, also die Angst, die Rally zu verpassen. Marktbeobachter weisen darauf hin, dass Fondsmanager befürchten, weitere Kursgewinne zu verpassen (FOMO), und einige von ihnen ihr Engagement in Aktien erhöhen, was die Aufwärtsdynamik weiter anheizt.
Er fügte hinzu, dass ein „No-Landing“-Szenario, bei dem die Wirtschaft einen Abschwung vermeidet, am positivsten für US-Aktien, Schwellenländer, Small Caps und Energiewerte wäre. Am negativsten würde sich dies auf den Goldpreis auswirken, der in diesem Jahr eine fulminante Rallye bis auf 3.500 US-Dollar hingelegt hat.

US-Aktien hinken hinterher
US-Aktien sind in diesem Jahr deutlich hinter ihren internationalen Pendants zurückgeblieben, da der Handelskrieg von Präsident Donald Trump die Anleger auf die Suche nach billigeren und stabileren Alternativen geschickt hat. Davon profitierten zum Beispiel die europäischen Aktienmärkte: Der Stoxx-600-Index stieg in diesem Jahr um 7,5 Prozent, der Dax sogar um 18 Prozent, während der US-Leitindex S&P 500 bei einem Minus von einem Prozent liegt.
Der S&P 500, der seit seinem Rekordhoch im Februar um bis zu 20 % gefallen war, erholte sich im vergangenen Monat und stieg am Montag weiter an, nachdem sich Washington und Peking auf eine vorübergehende Senkung der Zölle auf Produkte der jeweils anderen Seite geeinigt hatten. Mit dem jüngsten Anstieg um 3,3 Prozent ist der Index kurz davor, den gesamten Rückgang in diesem Jahr wettzumachen.
Die weltweite BofA-Umfrage wurde vom 2. bis 8. Mai durchgeführt. Es wurden 174 Teilnehmer mit einem verwalteten Vermögen von 458 Mrd. USD befragt.
FMW/Bloomberg
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Moin, moin,
zum Foto im Artikel, gibt es eine Untersuchung darüber, wie die Korrelation zwischen Anzahl der Monitore und dem Erfolg ist?
In diesem Wirtschaftsjahr unter Donald Trump gilt mehr als je zuvor:
Die Märkte reagieren nicht logisch, sondern psychologisch und unter dem Diktat der sogenannten Verfügbarkeitsheuristik stehend. Von früh bis spät in allen Medien.
In den letzten Wochen war öfters von einer neuen Weltwirtschaftskrise, dem Zusammenbruch des Welthandels à la 1929 zu lesen. Und kurz darauf die beste aller Welten. Gehts nicht noch ein wenig mehr?
Mit anderen Worten: Wenn Investoren von den Medien mit diesen Szenarien im Überfluss konfrontiert werden, müssen die Urinstinkte des Menschen geweckt werden: ,Fight or flight.‘ Das Resultat sind zumeist schlechtere Handelsergebnisse.
@Wolfgang M.
„…Die Märkte reagieren nicht logisch, sondern psychologisch…“
Haben die Märkte jemals logisch und nicht psychologisch reagiert?
Ein Markt wäre kein Markt, wenn er logisch reagieren würde. Selbst der Samstagmarkt im Dorf reagiert nicht logisch, sondern psychologisch.
@Columbo. Hallo. Natürlich ist ein Aktienmarkt zumeist, abseits von kontinuierlichen Kapitalzuflüssen wie durch Sparpläne, Aktienrückkäufe oder auch durch Mechanik (Shortsqueezes), von der Psychologie der Anleger abhängig. Aber haben Sie je erlebt, dass es einen derartigen Kurseinbruch gegeben hat, wie im April, ohne dass es einen externen Schock dafür gegeben hat? So wie bei Corona oder beim Zusammenbruch von Lehman. Einfach aufgrund von Ansagen eines Politikers, der große Anteile der globalen Investorengemeinde in Angst und Schrecken versetzt hat. Ohne dass zunächst viel passiert ist. Aber gleichzeitig die Kurse durch bloße Ankündigungen wieder nach oben geschossen sind: „Kauft Aktien“. Es ging mir um das psychologische Thema der Verfügbarkeit von Informationen, die aufgrund eines Tweets Abermilliarden Dollar temporär geschaffen oder vernichtet haben. Ausgelöst durch eine Person, ohne Rücksicht auf Marktrichtlinien. Natürlich kann so etwas geschehen durch raffiniertes Marketing (Musk, Huang), oder auch die verbalen Äußerungen des mächtigsten Notenbankers Jerome Powell. Aber die aktuellen Dimensionen habe ich in den letzten Jahrzehnten noch nie beobachtet (inflationsbereinigt). Auch wenn schon immer gegolten hat: It’s psychology, Stupid. Aber langfristig reagieren die Märkte doch irgendwie logisch. Den Gewinnen der Unternehmen und der durch die Notenbanken geschaffenen Geldmenge folgend. Sorry: So lange sollte die Antwort eigentlich nicht werden.
Hallo @Wolfgang, ich glaube, wir haben jegliche Kontrolle über die Myriaden von Informationen, die in Sekunden auf die Märkte einprasseln, verloren.
K.I., Algorithmen, Hochfrequenzhandel und was weiß ich noch alles, lassen alles verschwimmen. Logik, Psychologie, Emotionen…unkontrollierbar das Ganze.
Es ist aber egal.
Ein breit gestreuter Aktien-ETF, etwas Gold, eine selbstgenutzte Immobilie und eine vernünftige Rente ist für die „Normalsterblichen“ mehr als genug.
Ansonsten einfach das Leben genießen und gesund bleiben.
@Columbo. An den Arzt „Columbo“ und aus eigener Erfahrung: Wem sagen Sie das. Aber ich bleibe dennoch bei meinem Statement nach über 35 Jahren Anlageerfahrung. Schlussendlich siegen die fundamentalen Daten am Aktienmarkt. Natürlich breit aufgestellt, weil in einer globalisierten Welt die Gewinne der Unternehmen verteilt werden. Aufgeteilt in Zyklen und dem Gesetz folgend: Reversion to the mean ist the iron rule of financial markets. Wer das festgestellt hatte, war noch ein paar Wochen älter als wir.😀
@Columbo
Völlig richtig! Siehe etwa die Verbrauchermärkte zu den sog. „Schnäppchenzeiten“ wie Black Week, Black Friday, Singles‘ Day und wie auch immer die Fake Angebote sonst noch lauten mögen, sind reine Psychologie – um nicht zu sagen Massenhysterie.
Die kräftig beworbenen Produkte sind für pathologische Schnäppchenjäger eine kaum zu widerstehende Versuchung. Wer nur kaufen will, weil alles so unglaublich günstig ist, tappt wie ein Idiot blindlings in die Schnäppchenfalle.
Waren, die sich gut verkaufen, sinken laut Stiftung Warentest so gut wie nie im Preis, und wenn, dann nur marginal. Die meiste Zeit landen nur Auslaufmodelle oder Ladenhüter im Angebot.
Die einzig (psycho)logische Überlegung dabei ist: Angebotsfristen setzen Verbraucher unter Druck.
Ein gängiger Trick: Der „Sonderpreis“ wird der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) des Herstellers gegenübergestellt. Die hoch angesetzte UVP verlangt aber kaum ein Händler.
Ein weiterer Trick: Vor solchen Aktions-Ereignissen werden die Preise v.a. im Onlinehandel sogar mehr erhöht, als der angebliche Preisnachlass danach beträgt.
Ein dritter und besonders perfider Trick sind dynamische, personalisierte Preise: Google, Meta Platforms und ähnliche Datenkraken verfolgen jeden Klick und Schritt im Internet und erstellen dabei Profile von Nutzern und deren Vorlieben, die deutlich präziser sind, als jede menschliche Selbst- oder Fremdeinschätzung. Das wird nun zusätzlich durch KI komplett auf die Spitze getrieben und perfektioniert.
Anhand des Präferenzenprofils werden in Onlineshops Preise für die jeweiligen Interessenten angepasst und aufgrund des Profils dann ggf. angebliche Rabatte gewährt werden. Dieses nach meinem Erachten kriminelle Verhalten verschiedener Preise zur gleichen Zeit basiert auf dem Prinzip, dass verschiedenen Verbrauchern ein identisches Produkt in ein und demselben Shop zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird.
https://www.t-online.de/digital/aktuelles/id_100003460/online-shopping-so-manipulieren-haendler-ihre-produktpreise.html
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/onlinehandel/dynamische-preise-was-ist-dein-preis-im-onlineshop-28618
https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/dynamic-pricing-online-shopping-100.html
https://www.webspotting.de/e-commerce/personalisierte-preise-in-deutschen-online-shops/