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Aktienmärkte nach dem Crash: Zwischen Hoffen und Bangen

Die letzten Wochen brachten einen Absturz an der Aktienmärkte, der in seiner Dimension an die Finanzkrise von 2008 erinnert. Was ist nun zu erwarten?

Die Umbarmherzigkeit der Exponentialfunktion bei den Infektionszahlen

Noch vor wenigen Wochen machten eigentlich nur die Zahlen aus China und eventuell aus Südkorea Angst. Es ging um ein paar Zehntausend Fälle, bei einer Weltpopulation von 7,7 Milliarden Menschen. Inzwischen sind wir bereits bei über 330.000 Coronafällen angelangt. Im Vergleich dazu: die SARS-Infektion der Jahre 2002/2003 hatte 8096 Infektionsfälle weltweit zur Folge, mit 776 verstorbenen Personen. Das Robert-Koch-Institut geht derzeit von einer Verdoppelung der Zahlen in Deutschland alle drei Tage aus, so dass man sich ausrechnen kann, wann die Grenze von 100.000 Fällen bei uns und weltweit die Millionengrenze überschritten sein wird – bereits in dieser Woche.

Man muss nur die aktuelle Zahl mit 1,27 zu multiplizieren, um auf den Wert des nächsten Tages zu kommen. In Deutschland hatten wir am letzten Freitag eine Inzidenzwert von 17 Personen auf 100.000 Einwohner. Wenn es da nicht gelingt, mittels Quarantöne und „Social Distancing“ die Entwicklung abzubremsen, kann man ermessen, wann die medizinische Betreung der 5 Prozent Intensivfälle problematisch wird, die es nach bisherigen Erfahrungen gibt. Die 80 Prozent der Fälle, die ohne große Symptome und manchmal auch ohne jegliche Krankheitsanzeichen ablaufen, sind nur auf eine andere Weise perfide. Sie sind Überträger und bedrohen auf massivste Weise die Risikogruppen mit Vorerkrankungen unter anderen, wie die bedrohte Gruppe mit Bluthochdruck, Herzinfarkt, Diabetes oder Krebs. Die mathematische Horrorzahl bei ungehinderter Ausbreitung von Covid-19 hätte schon bei acht Millionen Infizierten Bundesbürgern gelegen, ab Mitte April bei einer beschriebenen Verdoppelungsrate. Die Maßnahmen u.a. des Social Distancing werden dies verhindern.

Die Erfahrungen aus Italien

Gebannt blicken die deutschen Gesundheitsbehörden nach Italien, das Land eilt Deutschland beim Ausbruch von SARS-CoV-2 einige Wochen voraus, also erhofft man sich von dort Hinweise des Verlaufs bei der Bekämpfung der Lungenkrankheit.

Bereits am Donnerstag hatte Italien das Ausgangsland China bei der Zahl der Todesopfer überholt. Es herrscht allenthalben Rätselraten um die hohe Todesrate? Liegt es am Alter der Bevölkerung? Covid-19 konnte sich anscheinend bereits seit dem letzten Drittel des Monats Januar in der dicht besiedelten Wirtschaftsregion Lombardei unerkannt verbreiten. In dem von der Epidemie betroffenen Gebiet in Norditalien – Lombardei, Emilia-Romagna und Venetien – leben fast 40 Prozent aller Italiener. Erst am 20. Februar wurde „Patient eins“ in der Klinik von Codogno (Provinz Lodi) mit einem positiven Test positiv auf Corona identifiziert.

Das italienische Gesundheitsamt gab in der letzten Woche die Ergebnisse einer Untersuchung von 2000 Todesfällen bekannt:

Mehr als 99 Prozent der verstorbenen Parienten litten an einer Vorerkrankung, die Hälfte davon hatte bereits drei medizinische Vorbelastungen. Bei mehr als drei Viertel der Untersuchten wurde Bluthochdruck festgestellt. Bei gut einem Drittel wurde zuvor Diabetes und bei einem weiteren Drittel eine Herzkrankheit diagnostiziert.

Das Durchschnittsalter der Coronavirus-Toten lag der Studie zufolge bei 79,5 Jahren, naturgemäß mit der am meisten gefährdetsten Alterskohorte der 80 bis 90-Jährigen. Bis zur letzten Woche hatte man insgesamt nur 17 Personen unter 50 Jahren unter den Todesopfern registriert.

Besonders dramatisch sind die Fernsehbilder, wenn die italienische Armee beim Abtransport der Leichname behilflich sein muss. Allerdings wird ein seriöser Vergleich der Infektions- und Todesfälle durch unterschiedliche Kriterien bei der Ermittlung der Todesursache erschwert. In Italien werden alle Todesfälle der Lungenkrankheit Covid-19 zugerechnet, wenn das Coronavirus neben anderen Vorerkrankungen festgestellt wurde, was in anderen Ländern nicht überall der Fall ist.

Fazit

Trotz aller Bemühungen der Staaten dieser Welt den wirtschaftlichen Schaden in den betroffenen Volkswirtschaften zu begrenzen – das ist die eigentlich alles entscheidende Frage für die großen Länder außerhalb Asien (welches anscheinend die Kurve gekriegt hat). Wann kommt Peak Corona, also der Zustand, an dem die Zahl der Gesundungsfälle, die der Neuinfektionen überschreitet? Nicht nur für uns Deutsche wird es dabei sehr von Interesse sein, wann dies für die Krisenregion Mailand der Fall sein wird. Denn dort laufen bereits seit drei Wochen die harten Quarantänemaßnahmen und aus den Erfahrungen in China und Südkorea mutmaßt man, dass ein wichtiger Teil der Eindämmung nach vier Wochen Schutzmaßnahmen erreicht werden kann .

Das wird das entscheidende Thema sein, ob Wirtschaft und Aktienmärkte einen Boden finden können oder ob es noch sehr viel schlechtere Zahlen geben wird. Bei den Wirtschaftsprognosen hat Goldman Sachs mit minus 24 Prozent für Q2, die USA betreffend, schon einmal den Teufel an die Wand gemalt.

Es geht jetzt um Zeitgewinn: Für die Krankenhäuser, die bei einem ungebremsten, exponentiellen Anstieg der Infektionsfälle nicht mehr in der Lage wären, die schweren Versorgungsfälle (Beatmungsfälle) zu meistern und für die Pharmaindustrie, um den Impfstoff zu entwickeln, der dem Ganzen eine Ende bereiten wird. Erste „spekulative“ Hoffnungsmeldungen sprechen schon vom Ende des Jahres.

Alles Tüfteln über Prognosen und Auswirkungen erscheint derzeit wie Astrologie, es gibt etwas, das die absolute Verfahrensherrschaft ausübt und das ist Covid-19, der „Schwarze Schwan“, in seiner nicht seriös prognostizierbaren Entwicklung – auch und gerade für die Aktienmärkte.

Die Aktienmärkte im Panik-Modus



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