Die Aktienmärkte fallen seit 14:30 Uhr. Zu dem Zeitpunkt wurden die US-Arbeitsmarktdaten für den Monat August veröffentlicht. Dax seit 14:30 Uhr -125 Punkte, US500 CFD -44 Punkte, Tech 100 CFD -240 Punkte. Hier dazu meine persönliche Einordnung.
Die US-Arbeitsmarktdaten zeigten 142.000 neue Stellen im August bei 164.000 Erwartung. Wichtig ist aber auch: Die beiden Vormonate wurden um satte 86.000 neue Stellen nach unten revidiert. Der US-Arbeitsmarkt zeigt also Schwäche. Markus Koch sagte dazu vorhin, der US-Arbeitsmarkt kühlt ab, bricht aber nicht ein. Das wäre für die Aktienmärkte doch eigentlich ein ideales Szenario? Moderat abkühlender Arbeitsmarkt, leichte Zinssenkungen, eine sanfte Landung der Konjunktur, und alle sind zufrieden?
Ich schätze die Daten schlechter ein. Ständig sieht man in den letzten Monaten kräftige Abwärtsrevisionen der Vormonate bei den US-Arbeitsmarktdaten, so auch heute mit wie gesagt -86.000 Stellen für insgesamt zwei Monate. Industrie und Einzelhandel haben mehr als 50.000 Stellen abgebaut nur im August. Das CME Fed Watch Tool zeigte gestern noch an, dass die Wahrscheinlichkeit für eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte am 18. September bei 40 % liegt. Vorhin waren es bereits 49 % Wahrscheinlichkeit, aber jetzt nur noch 27 %. Zu 73 % glauben die Märkte jetzt also an die moderate Senkung um 25 Basispunkte. Die hohe Schwankung der Wahrscheinlichkeit zeigt, wie nervös die Märkte offenbar sind.
Worauf man aktuell auch noch achten sollte: Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen, die Veränderungen bei Fed-Zinsen sozusagen vorweg nimmt, lag kurz vor Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten bei 3,71 %, dann im Hoch bei 3,75 %, jetzt sind es 3,67 % – noch vor genau einer Woche waren es 3,90 %. Die Anleihemärkte erwarten also weiter sinkende Zinsen. Für die Aktienmärkte heißt das eigentlich: Niedrigere Anleiherenditen machen Aktien in Relation zu Anleihen attraktiver. Aber warum fallen die Kurse? Der aktuelle Rückgang der Aktienkurse scheint eine gewisse Nervosität der Anleger zu zeigen, dass US-Arbeitsmarkt und US-Konjunktur doch stärker bergab gehen als bislang erwartet.
Die Fed hat sich jüngst immer mehr der Stabilisierung des US-Arbeitsmarkts verschrieben, was auch offiziell zu ihrem Auftrag gehört neben der Geldstabilität. Wenn sie „nur“ um 25 Basispunkte senkt am 18. September – wenn sie also zu langsam agiert – und wenn gleichzeitig die Schwäche in der US-Konjunktur weiter zunimmt, wäre das alles andere als gut. Womöglich sehen einige große Anleger diese Konjunkturabkühlung, bei gleichzeitig zu langsamer Zinssenkungsaussicht.
Ganz aktuell sehen wir: Fed-Direktor Waller sagt, wegen Risiken für den Arbeitsmarkt sei er jetzt auch offen für einen größeren Schritt, also 50 Basispunkte Zinssenkung. Die Fed sieht also die Konjunkturrisiken, und die Aktienmärkte beginnen jetzt dies stärker einzupreisen? Das Risiko weiter fallender Kurse besteht.
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