Trotz der anhaltenden Risiken für den Welthandel und die globale Wirtschaft durch Trumps Handelskrieg sind Aktien plötzlich wieder teuer. Die Aktienmärkte haben in den letzten Wochen eine beeindruckende Rally hingelegt und den Großteil der Verluste nach Trumps Zollschock Anfang April wieder wettgemacht. Allerdings hat das epische Comeback dazu geführt, dass die Bewertungen der Aktienmärkte wieder oder immer noch über ihrem langfristigen Durchschnitt liegen. Neben der Aussicht auf eine Deeskalation im Handelskonflikt stützt auch die Aussicht auf Zinssenkungen der Fed die Aktienkurse.
Aktienmärkte nach Rally teuer
Wie Bloomberg berichtet, hat die jüngste Erholung der Aktienmärkte diese wieder teurer gemacht und lässt wenig Spielraum für Fehler, wenn die US-Notenbank Fed Hinweise auf ihre künftige Geldpolitik gibt.
Innerhalb weniger Wochen haben die Anleger ihr Engagement in risikoreichen Anlagen reduziert, nachdem Trump am 2. April die Zölle angekündigt hatte, um dann eine rasante Erholung einzuleiten – einem der stärksten Comebacks der letzten 75 Jahre. Getrieben von robusten Gewinnen und der Erwartung baldiger Handelsabkommen sind die Aktienmärkte wieder teuer, insbesondere in den USA.

Fed-Politik rückt in den Fokus
Es wird allgemein erwartet, dass die Fed die Zinsen unverändert belassen wird. Laut Daten von Goldman Sachs erwarten die Optionsmärkte für den S&P 500 Index nach der Sitzung eine Tagesbewegung von 1,1 %. Die Anleger werden die Äußerungen des Vorsitzenden Jerome Powell, insbesondere zu den Auswirkungen von Zöllen auf die Wirtschaft, aufmerksam verfolgen, um den weiteren Zinspfad einschätzen zu können.
„Negative Überraschungen könnten zu einem vorübergehenden Rückgang zyklischer Vermögenswerte führen“, sagt Florian Ielpo, Leiter Makro-Research bei Lombard Odier. „Eine dovishe Überraschung scheint dagegen sehr unwahrscheinlich“, fügte er hinzu und verwies auf Anzeichen von Inflationsdruck in den jüngsten US-Daten. Ielpo sagte auch, dass die Verwendung der Fed-Bilanz zur Stabilisierung des Anleihenmarktes ein wichtiger Punkt sein wird, den es zu beobachten gilt.
Die quantitative Lockerung hat sich in der Vergangenheit als wirksames Instrument zur Stabilisierung der Anleihen- und Aktienmärkte in Zeiten der Unsicherheit und Rezession erwiesen. Eine Andeutung, dass eine Lockerung bevorstehen könnte, könnte den Aufwärtstrend am Leben erhalten, den die Aktienmärkte nach ihrer starken Erholung dringend benötigen. Laut Bloomberg ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf 40% gestiegen.

Märkte weiterhin im Gegenwind
Die Strategen von HSBC Holdings Plc unter der Leitung von Max Kettner sagen, es gebe „zukunftsweisende Anzeichen dafür, dass harte Daten bald schmerzhaft werden“, möglicherweise in den nächsten Monaten. „Es ist auch wahrscheinlicher, dass die Fed bei der FOMC-Sitzung in dieser Woche eine abwartende Haltung einnehmen wird, was die Hoffnungen der Marktteilnehmer auf eine dovishe Strategie der Fed zunichte machen könnte“, hieß es.
Händler rechnen mit drei Zinssenkungen der Fed bis zum Jahresende, beginnend im Juli. Dieses Szenario setzt wahrscheinlich eine gewisse Verschlechterung des Arbeitsmarktes und des Wirtschaftswachstums sowie das Ausbleiben von Inflation voraus, obwohl die US-Importsteuern die Kosten von Gütern zu erhöhen drohen.
Faktoren, die nichts mit der US-Notenbank zu tun haben, geben einigen Anlegern Hoffnung, dass die Aktienmärkte zumindest kurzfristig weiter steigen könnten.
Die Abteilung Market Intelligence von JPMorgan unter der Leitung von Andrew Tyler hält eine Erholung des S&P 500 Index in Richtung 6.000 Punkte für wahrscheinlicher als einen kurzfristigen Rückschlag. Als positive Katalysatoren werden eine über den Erwartungen der Analysten liegende Berichtssaison, positive Unternehmensnachrichten, Aktienrückkäufe und optimistische Privatanleger genannt.
Ein Anstieg auf 6.000 wäre kurzfristig ein weiteres Hoch“, so Tyler und seine Kollegen. Mittelfristig sind sie aber eher pessimistisch. „Wir stehen erst am Anfang der wirtschaftlichen Verlangsamung, obwohl wir wahrscheinlich den Höhepunkt der negativen Rhetorik über den Handelskrieg erreicht haben.“
FMW/Bloomberg
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