Die amerikanischen Aktienmärkte fielen am Donnerstag, nachdem der Fed-Vorsitzende Jerome Powell signalisiert hatte, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht überstürzt senken müsse, da die Wirtschaft in guter Verfassung sei. Die zuletzt heißgelaufene US-Leitindex S&P 500 schloss in der Nähe der Handelstiefststände, die zweijährigen US-Anleiherenditen stiegen und der Dollar legte nach Powells Äußerungen zu. Händler reduzierten ihre Wetten auf eine Zinssenkung im Dezember auf etwa 56 %, verglichen mit 80 % am Vortag.
Powell drückt die Aktienmärkte
„Powells Rede war sehr hawkish“, sagt Neil Dutta von Renaissance Macro Research. „Dennoch glaube ich, dass sie die Zinsen im Dezember senken werden, da die Geldpolitik weiterin restriktiv ist und sie eine neutrale Haltung einnehmen wollen. Was die Wirtschaft angeht, bin ich jedoch der Meinung, dass Powell und der breitere Konsens am Markt selbstgefällig sind. Kurzfristig ist das Abwärtsrisiko größer als wahrgenommen.“
Während Quincy Krosby von LPL Financial davon ausgeht, dass die letzte Etappe auf dem Weg zur Preisstabilität holprig sein wird, hat Powell die Märkte daran erinnert, dass die Fed erneut nicht die Reihe von Zinssenkungen vornehmen wird, die sie sich wünscht, es sei denn natürlich, der Arbeitsmarkt verschlechtert sich.
Mehrere Notenbanker haben diese Woche in Kommentaren einen vorsichtigen Ansatz für weitere Zinssenkungen angesichts einer starken Wirtschaft, anhaltender Inflationssorgen und allgemeiner Unsicherheit angemahnt. Diese Äußerungen kommen zu einer Zeit, in der die Aktienmärkte Anzeichen von Ermüdung zeigen, nachdem sie nach den Wahlen einen rasanten Aufschwung erlebt hatten, der Rufe nach einer Pause laut werden ließ, da mehrere Indikatoren auf einen „übertriebenen“ Optimismus der Händler hindeuten.

Der S&P 500 fiel um 0,6 %. Der Nasdaq 100 verlor 0,7 %. Der Dow Jones Industrial Average gab 0,5% nach. Automobilhersteller wie Tesla und Rivian Automotive brachen ein, nachdem Reuters berichtet hatte, dass der designierte US-Präsident Donald Trump die Steuergutschrift in Höhe von 7.500 US-Dollar für den Kauf von Elektroautos abschaffen will. Walt Disney Co. verzeichnete dagegen einen Gewinnsprung.
Die Renditen zweijähriger Staatsanleihen stiegen um sieben Basispunkte auf 4,36 Prozent. Der Bloomberg Dollar Spot Index stieg um 0,3 %.
Korrektur als Einstiegschance?
Nach einer starken Rally nach der Wahl, die den Optimismus widerspiegelte, dass Trumps Agenda das Unternehmenswachstum fördern würde, haben die Aktienmärkte zuletzt etwas an Schwung verloren.
Obwohl viele Anleger noch nicht verkaufen wollen, ist laut Fawad Razaqzada von City Index und Forex.com Vorsicht geboten. Der S&P 500 sei nach mehreren Maßstäben deutlich überkauft, was darauf hindeute, dass eine Korrektur oder Konsolidierung bevorstehen könnte.
„Obwohl ein vollständiger Ausverkauf unwahrscheinlich erscheint, ohne dass der Index zunächst mehrere Unterstützungsniveaus durchbricht, deuten die aktuellen Bedingungen darauf hin, dass ein moderater Rückgang für den S&P 500 angebracht sein könnte“, fügte Razaqzada hinzu. „Für erfahrene Trader könnte ein kurzfristiger Pullback Kaufgelegenheiten bieten, auch wenn ein klares Trendwendesignal noch aussteht.
Der S&P 500 könnte noch vor Jahresende die Marke von 6.100 Punkten erreichen, da die Republikaner das Weiße Haus und den Kongress erobert haben, aber ein Anstieg darüber hinaus könnte kurzfristig eine Herausforderung darstellen, so Mike Wilson von Morgan Stanley. Der Index schloss am Donnerstag bei 5.949,17 Punkten.
Der Markt könnte durch einen Anstieg der Kapitalmarktzinsen oder die Erwartung einer weniger aggressiven Lockerung der Geldpolitik durch die Fed unter Druck geraten, sagte Wilson in einem Interview mit Bloomberg Television.
Gegenwind für US-Aktien
Die US-Aktienmärkte dürften bis zum Jahresende weiter zulegen, wobei ein Einbruch zwar möglich, aber kein Basisszenario ist, so die Strategen der UBS Group AG, darunter Maxwell Grinacoff.
Da die Commodity Trading Advisor Funds bereits maximal long positioniert sind, die Short-Gamma-Positionierung der Optionshändler nur ein geringes Aufwärtspotenzial aufweist und die Wiederwahl Trumps gut eingepreist ist, ist ein Marktabschwung wahrscheinlicher.
Die Strategen der Société Générale SA, darunter Andrew Lapthorne, halten US-Aktien für „unbestreitbar teuer“, sagen aber, dass „Bewertungsdiskussionen immer seltener werden“. Der Anteil der USA an der Marktkapitalisierung des MSCI World liegt bei rund 74 Prozent, was ebenfalls ein Rekord ist. „Dies ist fast ausschließlich auf die Bewertungsprämie zurückzuführen, ohne die der Anteil der USA am MSCI World eher bei 50 Prozent liegen würde.
Auch wenn die Aktienmärkte den jüngsten Anstieg der Anleiherenditen aufgrund des anhaltenden Wirtschaftswachstums weitgehend ignoriert hat, lohnt es sich, ihn im Auge zu behalten.
Dennis DeBusschere von 22V Research ist der Ansicht, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die Fed im Dezember zunimmt und sich die ohnehin solide Konjunktur weiter festigt. Er fügte hinzu, dass die Wirtschaftsdaten mit einem Wachstum von 2,5% (oder weniger) konsistent bleiben müssen, damit die 10-jährigen Renditen auf dem aktuellen Niveau bleiben.
„Wir gehen davon aus, dass die 10-jährigen Renditen in etwa auf dem aktuellen Niveau bleiben, aber ein Wachstum von über 2,5 % wird zu höheren Renditen und einem möglichen Ausbruch über 4,55 % führen“, so DeBusschere. „Dieses Renditeniveau wäre ein Gegenwind für Small Caps, risikoreiche Schuldtitel und andere risikoreichere Assets, sollte es dazu kommt.
Steigende Zinsen als Belastungsfaktor
Auch wenn der Sieg Trumps bei den US-Wahlen den Russell 2000 Small-Cap-Index auf ein Niveau gehoben hat, das zuletzt vor drei Jahren erreicht wurde, bleiben die hohen Zinsen ein Hindernis.
Wilson von Morgan Stanley sagte diese Woche, dass ein Hauptrisiko für Small Caps, das 2016 nicht bestand, die negative Korrelation des Marktes mit den Zinsen war, während sie vor acht Jahren positiv war, als Trump zum ersten Mal ins Weiße Haus einzog. Der Russell 2000 stieg während Trumps erster Amtszeit um 60 Prozent, blieb aber hinter dem S&P 500 und dem Nasdaq 100 zurück.
„Mit anderen Worten: Im heutigen spätzyklischen Umfeld ist die negative Sensitivität dieser Kohorten gegenüber steigenden Zinsen größer als damals“, warnte er seine Kunden in einer Mitteilung. „Sollten die Zinsen nach der Wahl weiter steigen, könnten diese Kohorten in ihrer relativen Performance gebremst werden.
Die Möglichkeit eines erneuten Inflationsanstiegs wird in Betracht gezogen, obwohl noch heißere US-Daten die Risikostimmung nicht aus dem Ruder laufen lassen sollten, da es im Dezember vor der nächsten Fed-Sitzung weiteren Inflationsdruck geben wird, so Andrew Tyler von JPMorgan Chase & Co.
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ach auf einmal , ??, keine senkung , na die us-wahl ist ja auch rum . wann kommt der tag ,an dem die notenbanken
neutral agieren ?
Klempner, Sie wissen schon, wem die FED (und die meisten Notenbanken) gehören? Na also.