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Aktienmärkte: Quartalskorrektur – aber was passiert dann?

Der Dow Jones mit seinen Value-Werten erlebte die größte Korrektur seit fünf Monaten. Wie geht es weiter?

Die Geldflut und die fehlende Anlagemöglichkeit

Wie oft wurde nach der Notenbanksitzung auf das Thema der höheren Zinsen hingewiesen, die Konkurrenz für die Aktienmärkte und auf das Problem einer höheren Inflationsrate. Vor einiger Zeit habe ich in einer Auswertung über die letzten Jahrzehnte hingewiesen, dass bis 4 Prozent Inflationsrate die Aktienmärkte noch sehr gut gelaufen sind. Klar liegen wir gerade darüber, aber wird es im ganzen Jahr zu diesem Durchschnittswert kommen? Aber das Argument des Anlagenotstands ist das Thema, welches scheinbar nicht wahrgenommen wird. Zum Börsenschluss am Freitag hat sich die skurrile Situation ergeben, dass die Realrenditen einen neuen Negativrekord angenommen haben – eine Inflationsrate und fallende Zinsen, minus 3,557 Prozent.

Die Notenbank ist nicht soweit die Unterstützung zu drosseln und das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole ist erst Ende August terminiert.

Bis dahin und wahrscheinlich deutlich darüber hinaus wird noch sehr viel frisches Kapital nach Anlage suchen. In der Woche erneut wieder ein Schwall frisches Notenbankgeld für die Märkte, die Notenbankbilanz hat die 8 Billionen-Dollargrenze überschritten.

Eine Analystin der DZ-Bank, Dorothea Huttanus, brachte das Kuriosum auf den Punkt: „Uns erschließt sich nicht ganz, wieso die Idee einer Leitzinswende irgendwann im nächsten Jahr bereits jetzt Begeisterungsstürme auszulösen vermag“, schreibt sie in einer Analyse. Was haben wir nicht nur alles in den letzten 15 Monaten erlebt?

Allerdings haben die Märkte sofort begonnen die Zinsen für die US-Treasuries bei den 1-3-Jährigen nach oben zu hieven, dem Zinsanstieg in zwei Jahren wird Glauben geschenkt.

Die ganze Zins-Absurdität und der Anlagenotstand

Aber das Thema Kapitalmarktzinsen wird uns jetzt nicht mehr loslassen, aber was passiert, wenn es nicht einmal für die ausfallsgefährdeten Junk Bonds Positiv-Renditen gibt?

Aktienmärkte Junk Bond Yields

Wie könnte es weitergehen?

Klar stehen wir vor einer kleinen Neuorientierung in den Depots. Nicht einmal so sehr wegen der Diskussion um ein Tapering, sondern wegen der Entwicklung von Zinsen und Inflation. Und das zum Ende eines Quartals, welches das typische Window Dressing der Großinvestoren bringt. Sollten sich die Zehnjährigen weiter im Bereich unter 1,5 Prozent bewegen, ist das eine weitere Vorlage für den Nasdaq und seine Techwerte. Aber auch weiter ein Anlass für die Fortsetzung der Korrektur der Industrials und von Value. Der erstgenannte Sektor hatte sich auch in der letzten Woche erstaunlich stabil gezeigt. Auf der anderen Seite wird man das Wirtschaftsumfeld ständig abgrasen nach Hinweisen, ob es wirklich zu Peek Growth und Peak Inflation kommen wird.

Fazit

Die letzte Woche brachte große Bewegungen an den Märkten. Der Dow Jones mit seinen Value-Werten erlebte die größte Korrektur seit fünf Monaten. Aber Value war seit Jahresanfang einfach in vielen Bereichen auch sehr heiß gelaufen. Bei der bereits weit beachteten Umfrage der Bank of Amerika konnte man das Ausmaß der „Most Crowded Trades“ so richtig einschätzen. Die Rückgänge der Aktienmärkte sind aber insgesamt betrachtet noch immer sehr gering, für die Gesamtmärkte sind wir noch nicht einmal in der Nähe des Korrekturmodus – es könnte also durchaus noch weitergehen.

Aber als Nächstes dann stellt sich dann die Frage: Wohin mit dem Anlagekapital, welches noch weiter monatlich mit 120 Milliarden Dollar akkumuliert wird? Es gibt Negativrealrenditen „biblischen“ Ausmaßes und jeder Anleger, bereits der so genannte Kleinanleger, sieht sein Kapital in kurzer Zeit auf den Konten schrumpfen. Auch in Deutschland, wo die Obergrenzen für die Erhebung von Verwahrentgeld sukzessive von Institut zu Institut herabgesetzt werden.

Damit könnten die Aktienmärkte vielleicht sogar noch einmal einen Schub nach oben bekommen. Im Juli vor dem Sommerloch und nach einer Phase der Abwägung. Bei negativen Renditen von minus 3,5 Prozent macht ein großes Rebalancing einfach noch sehr wenig Sinn. Aber zunächst einmal ist ein Aufräumen in der Depotstruktur angesagt.



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