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Aktienmärkte: Rally als Katastrophe für die aktive Fondsbranche?

In zehn Börsentagen geht ein Quartal zu Ende, welches einen der höchsten Anstiege der Aktienmärkte in den letzten Jahrzehnten gebracht hat – und dies obwohl diese Periode auch den größten Wirtschaftseinbruch der modernen Zeit erlebt! Obwohl die Aktienmärkte aus fundamentalen und technischen Aspekten extrem teuer erscheinen, könnten sie noch weiter steigen. Schuld daran ist auch ein permanenter Kampf um Rendite und die sich daraus ergebenden Sachzwänge in der Finanzbranche, die von Quartal zu Quartal größeren Druck auf die Platzhirschen auslösen.

Aktienmärkte: Der Kampf der Fondsbranche

Der Siegeszug der Indexfonds (ETFs) ist auf der einen Seite ein Segen für den Verbraucher infolge der niedrigen Gebühren, auf der anderen aber teilweise ein extremer Kampf für die aktiven Fondsmanager ums Überleben, schließlich verlangt man dort immer noch Performance fressende Gebühren und steht im permanenten Vergleich zu der jeweiligen Benchmark (z.B. S&P 500 oder der MSCI World).

Was ist im Februar/März passiert?

Das schockartige Einpreisen der Folgen einer Pandemie hat zum schnellsten Kurseinbruch der Aktienmärkte aller Zeiten geführt, der mit Sicherheit für die großen Fonds allein wegen ihrer großen Aktienpakete nicht zu stemmen war. Dann ab 23. März der V-förmigen Anstieg der Aktienindizes, ebenso in unglaublich schneller Zeit und in extreme Höhen. Angesichts der sich ständig verschlechternden Konjunkturdaten blieben die Fondsmanager skeptisch (ablesbar an der damaligen Investitionsquote) und entsprechend unterinvestiert. Hierzu ein paar grobe Daten, die das ganze Dilemma so richtig verdeutlichen:

Vor wenigen Monaten stieg das Anlagevolumen in der Fondsbranche auf etwa 50 Billionen Dollar, davon etwa die Hälfte investiert in Aktienfonds.
Zum Jahresende hatte die Summe der Anlagegelder in passiven Fonds bereits an der 7-Billionen-Dollarschwelle gelegen, allerdings über alle Anlageformen (Gold, Anleihen) hinweg verteilt.

Damit sieht man aber auch, dass die Masse der Fonds immer noch aktiv gemanagt ist und nicht wenige davon stehen beziehungsweise standen in diesem Quartal arg unter Wasser. Bei einer Investmentgebühr von ein bis zwei Prozent für das verwaltete Vermögen geht es hierbei um gewaltige Beträge für die Branche. Eine Schätzung von vor drei Jahren belief sich auf Einnahmen von etwa 350 Milliarden Euro für die Fonds- und Bankenbranche – pro Jahr und ohne Risiko.

Und diese aktiven Fonds waren lange nicht mit von der Partie bei der Rally der Aktienmärkte – und dies bis nur wenige Wochen vor Quartalsultimo.

Wer hat denn nun gekauft und die Kurse der Aktienmärkte hochgetrieben? Kleinanleger, Pensionsfonds, automatische Sparpläne und überraschenderweise auch junge deutsche Fondssparer? Nach Angabe von Großbanken wurden im ersten Quartal Sparpläne in ETFs in Rekordhöhe auf neuen Depots eingerichtet.

Aber wahrscheinlich war mehr und mehr auch das Smart Money dabei.

Haben denn nicht Hedgefondsmanager-Größen wie Stan Druckenmiller und David Tepper, oder der Berater von Pimco, Mohamed El-Erian, vor Wochen im Fernsehen bei CNBC noch vor den unrealistisch hohen Kursen gewarnt, die damals noch deutlich tiefer standen als heute? Dann das Eingeständnis, dass man den Kursen hinterherhinkt, somit ein Sinneswandel?

Das Quartalsende rückt näher

Jetzt plötzlich die Meldungen über die rasch gesunkene Cashquote in Rekordgeschwindigkeit, sowie der Anstieg der Investitionsquote. Das waren in vielen Fällen sicherlich „Pain Trades“, das Hinterherlaufen hinter einer fahrenden Straßenbahn. Aber wurden die immer weiter steigenden Aktienmärkte nicht zu einer Bedrohung für die aktive Fondsbranche, die zur Begründung der eigenen Kostenstruktur immer wieder aufführt, man könne in Krisenzeiten flexibel auf Markteinbrüche reagieren, was passiven Fonds nicht möglich sei?

Dann kamen elf Wochen, in denen es für die Aktienmärkte bis auf einer Pause im April ständig nach oben ging. Man war nicht ausreichend investiert – für die verantwortlichen Personen, sprich die Fondsmanager, eine extrem belastende Situation.

Vermutlich kam es deshalb auch zu der Situation, dass jede halbwegs positive Meldung zu Käufen genutzt wurde.

Der späte Einstieg wird bei jeder Investition aber zum Pain Trade, weil sich jeder Profi bewusst ist, dass die Korrektur jederzeit einsetzen kann, ja muss, im Sinne der Regression zum Mittelwert.

Aber wie soll man mit dem Quartalsbericht begründen, dass man diese Rally der Aktienmärkte verschlafen hat?

Fazit

Waren es also die Fonds, die vor gut einer Woche für die unheimliche Beschleunigung bei den Indizes von teilweise 10 Prozent in fünf Tagen gesorgt haben? Die neuen Zahlen und Grafiken, die Markus Fugmann gestern in seinem Video gezeigt hat, deuten darauf hin. Ich denke schon, angesichts der Bekanntgabe der noch vor einigen Wochen ungewöhnlich hohen Cashquote von 4,8 Billionen Dollar bei den Vermögensverwaltern und einer eklatanten Unter-Performance von Hedgefonds und Investmentfonds. Die „Kleinen“ (Robinhood) können es nicht allein gewesen sein, denn einen 25 Billionen Dollar schweren S&P 500 so nach oben zu hieven, dafür ist schon das große Geld notwendig. Auch das schnelle Hochkaufen nach dem Donnerstags-Crash beim Dow Jones von 1900 Punkten lässt darauf schließen.

Noch haben wir zehn Börsentage bis zum Quartalsende. Müssen da noch welche in die Aktienmärkte und gibt es noch zu viele Schieflagen?

Ergo:

Für die abnormen Kursbewegungen der Aktienmärkte gibt es nicht nur die Irrationalität von (Klein)Anlegern und deren Gier und den Aspekt der Angst nicht dabei zu sein, „Fear of missing out“, als psychologischen Aspekt, sondern auch den ganz realen Sachzwang. Wie eben in der Finanzbranche, im Haifischbecken der Finanzmärkte – jeder gegen jeden. Gemeinsame Aktionen in der Geldbranche? Ein Mythos, man gönnt dem Konkurrenten nicht die Butter auf dem Brot.

Die Rallly der Aktienmärkte zwingt Profi-Investoren zum Einstieg



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1 Kommentar

  1. Ich habe nie geglaubt , dass einige kleine Zierfischchen im Haifischbecken den Ton angeben können.
    Die oberen 100 der Finanzmafia hatten ja sicher die Garantie der Fed ,dass sie die bösen Shortis aus dem Markt jagen wird. Powell hat doch dies kürzlich mehr oder weniger offen gesagt.
    Mal sehen wie lange der leistungslose Börsenzauber noch hält. Erstaunlich dass Buffett seine Flugaktien verscherbelt hat, wobei er mit seinen Kontakten zu den Schalthebeln im Börsencasino doch sicher hat und annehmen konnte, dass sie gerettet werden mussten. Oder zweifelte er auch u.denkt ,dass der Staat nicht immer Alles retten kann.

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