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Aktienmärkte: Rettung vor der Realität – seid vorsichtig, was ihr euch wünscht!

Schon bald werden sich die Märkte wünschen, dass die Fed die Zinsen anheben könnte, weil die Wirtschaft gut läuft - statt umgekehrt

Im Englischen gibt es ein Sprichwort: „Be careful what you wish“ – sei vorsichtig, was du dir wünschst. Und die Aktienmärkte haben sich so dringend ein Signal von der Fed gewünscht, und sie haben es nun bekommen. Aber die Aktienmärkte hätten sich besser anderes wünschen sollen..

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Faktisch hat Jerome Powell gestern stets vom Handelskrieg gesprochen – die US-Wirtschaft stehe nach wie vor gut da, aber die Risiken durch den Handelskrieg seien eben gestiegen, weshalb man bei weiterer Eskalation über den „geldpolitischen Rahmen“ nachdenken müsse. Ergo: die Tür zu Zinssenkungen ist nun offen – wenn nötig wird die Fed also durch diese Tür gehen können.

Die Märkte jubelten – oh, wie großartig, dass die Fed uns eine Zinssenkungsperspektive gibt, hurra!

Aber vielleicht sieht die Fed schon den Abschwung der US-Wirtschaft voraus (so wie etwa Morgan Stanley, die in einer Analyse kürzlich zeigten, dass der Abschwung selbst bei einer Beilegung des Handelskonflikts unvermeidlich sei, umso unvermeidlicher dann bei weiterer Eskalation des Konflikts!).

Sehen wir uns einmal die Autoindustrie und die Industrie in den USA an:

Es rappelt also bereits in der Kiste. Es gehört zu den Talenten der Amerikaner zu glauben, sie lebten irgendwie ökonomisch auf einem anderen Planeten – die Wirtschaft sei doch sehr Binnenkonsum-fixiert, daher seien die USA eben wenig abhängig von der globalen Lage. Nichts ist Falscher als das. Die Amerikaner brauchen nämlich die Produktion und vor allem das Geld des Auslands, sonst funktioniert der auf Pump finanzierte Konsum der Amerikaner nicht mehr.

Es ist daher nicht so fürchterlich intelligent, die Grundlagen des auf Pump finanzierte Konsums, also des Lebens über die eigenen Verhältnisse, ins Wanken zu bringen durch die Einführung von Strafzöllen. Man sägt den Ast ab, auf dem man sitzt.

All das erinnert an die späte Phase des Römischen Reichs mit einer Bevölkerung, die durch Brot, Spiele und Konsum bei Laune gehalten wurde – aber das System war dennoch dem Untergang geweiht. Damals waren es die Germanen, die die Weltherrschaft Roms beendeten, diesmal werden es perspektivisch die Chinesen sein.

Der Handelskrieg ist der Auftakt für eine kommende Wachablösung: die USA unter Trump versuchen den Konkurrenten zu schwächen, solange sie es noch können. Aber das Unterfangen ist mittelfristig schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil damit das Geschäftsmodell der USA slebst ins Kippen kommt: wenn der Schmerz dann zu groß wird, werden die USA entweder zurück rudern – oder eben Krieg führen.

Jerome Powell versucht auf andere Weise als Trump, die Illusion der Stärke aufrecht zu erhalten. Faktisch ist die Fed gescheitert, und das auf ganzer Linie – nicht umsonst hat sich Powell gestern eindeutig gegen die dot plots ausgesprochen (also gegen die Zinsprojektionen der Fed), weil anhand der dot plots das Totalversagen bei den Prognosen der Notenbank so offensichtlich wird.

Powell hat den Aktienmärkten noch einmal ein Hoffnungs-Fesnter geöffnet – und damit das Potential, dass sich die Aktienmärkte noch einmal in die eigene Tasche lügen können. Man wendet den Blick weg von der Realität und reagiert wie ein Pawlowscher Hund auf das Klingeln der Fed durch Entwicklung von Speichel: hurra, es gibt Fressen!

Das Problem dabei ist: der Inhalt des Futternapfs wird absehbar immer kleiner – auch wenn Herrchen gerade jetzt neues Futter versprochen hat. Die aktuelle Rally wird daher nicht langlebig sein. Schon bald werden sich die Märkte wünschen, dass die Fed die Zinsen anheben könnte, weil die Wirtschaft gut läuft – statt umgekehrt



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