Die Aktienmärkte fallen heute. S&P 500 -0,7 %, Nasdaq -1,4 %, Dax -0,58 %. Aktuell kommt vielleicht ein klein wenig Risk Off-Stimmung auf, die Nervosität vor der israelischen Bodenoffensive gegen Gaza nimmt ein wenig zu. Aber wichtig ist heute seit 14:30 Uhr, dass die US-Einzelhandelsumsätze mit +0,7 % im September deutlich stärker ausgefallen sind als erwartet (+0,3 %). Damit lautet das Szenario nun erst einmal wieder: „Für längere Zeit höhere Zinsen in den USA“. Die Konjunktur ist einfach nicht abzuwürgen, also muss die Federal Reserve wohl robuster dagegen halten mit höheren Zinsen.
Anleiherenditen drücken Aktienmärkte runter
Entsprechend sehen wir aktuell wie die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen seit 14:30 Uhr von 4,76 % auf 4,85 % ansteigt – das höchste Niveau seit dem Jahr 2007. Je höher die Anleiherenditen, desto schlechter ist dies für die Aktienmärkte. Denn Anleihen werden damit immer attraktiver für Anleger, und höhere Zinsen versprechen höhere Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher, was auf längere Sicht die Unternehmensgewinne dämpfen könnte. In diesem Chart sehen wir die aktuelle negative Korrelation. Die zehnjährige US-Anleiherendite steigt, der Nasdaq (auf CFD-Basis) fällt. (Wie man einen Stock Screener benutzt? Hier einsehen). Ob die fallenden Aktienkurse im Tagesverlauf anhalten, ist nicht gewiss. Aber die starken US-Daten haben die Märkte vorhin jedenfalls spürbar bewegt.
Der Experte Andre Stagge hat aktuell auch die massive Neuverschuldung der US-Regierung mit als Grund ins Spiel gebracht für die ansteigenden Anleiherenditen, was als Grund zur den starken US-Einzelhandelsumsätze grundlegend noch hinzu kommt. Die hohen Zinsen treiben die US-Staatsschulden immer höher, und die US-Regierung saugt sich vor der nächsten Schuldenbremse noch so stark mit Cash voll wie möglich – bei nicht mehr vorhandener großer Nachfrage. Die Aktienmärkte werden von diesem Antrieb der Renditen weiter negativ beeinflusst.
Risk Off in Sachen Israel-Hamas-Krieg nicht vergessen
Bedenkt man: Immer höhere Renditen und dazu noch der Gaza-Konflikt, der seit dem Hamas-Angriff auf Israel vom vorletzten Wochenende als Problem über den Märkten schwebt – bei dieser Gemengelage stehen die Aktienmärkte immer noch recht gut da. Wir besprechen es derzeit fast täglich: Bei dem Risiko-Szenario ist der Risk Off-Modus (Flucht in Sicherheit, raus aus Risiko-Geldanlagen) fast kaum erkennbar. Aber heute tut sich was. Schauen wir auf den folgenden Chart, der bis zum 6. Oktober zurückreicht, also den Freitag direkt vor Beginn des Hamas-Angriffs. Im folgenden Chart sehen wir Gold in US-Dollar (blaue Linie). Der Preis steigt seit dem Hamas-Angriff deutlich an, der Fluchthafen Gold wirkt. In negativer Relation dazu sehen wir seit letztem Donnerstag, wie die Aktienmärkte fallen (Nasdaq und Dax in orange und türkis). Aber die Aktienkurse notieren immer noch nicht tiefer als am Freitag vor dem Kriegsausbruch. Risk Off bei Aktien ist also in kleinem Umfang spürbar, aber ein stärkerer Abrutsch kann noch folgen, wenn die Bodenoffensive gegen Gaza startet, und sich die diplomatischen Wolken im Nahen Osten verdunkeln.
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