Indizes

Aktienmärkte: Schließt der Monat Januar im Minus?

Am heutigen Tag endet für die Aktienmärkte der erste Börsenmonat des neuen Jahres und für Anhänger von Börsenregeln hat das Monatsultimo schon eine besondere Bedeutung:

„Wie der Januar, so das Jahr“, lautet eine Regel, die eine hohe statistische Signifikanz besitzt. Demzufolge könnte es am heutigen Tag noch einmal spannend werden. Nachdem die ersten fünf Börsentage diesseits und jenseits des Atlantiks positiv verlaufen sind, war der Boden für ein gutes Börsenjahr eigentlich gelegt. Aber dann kam der kleine „Schwarze Schwan“ in Gestalt des Coronavirus aus Asien, der das Vermögen besitzt, die Statistik über den Haufen zu werfen.

Aktienmärkte und die Januarstatistik

Berechnungen zufolge besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein gutes Börsenjahr, wenn der Januar im Plus endet. Beim Dax bedeutete dies von 1991 bis 2019 immerhin eine Trefferquote von über 77 Prozent. Es gab nur in vier Jahren einen Ausreißer, bei dem einem guten Januar eine schlechte Jahresperformance folgte.

Dass dies keine spezielle Statistik für das deutsche Börsenbarometer ist, zeigen die Zahlen des Dow Jones, die man bereits bis 1897 nachrechnen konnte. Über 80 Prozent war hier die Korrelation zwischen einem positiven Jahresstart und einem positiven Jahresverlauf. Wie sehen also die aktuellen Indexstände im Vergleich zum Jahresauftakt aus?

Jahresstart:

Dax 13249 Punkte, gestern 13157 Punkte
Dow 28538 Punkte, gestern 28858 Punkte
S&P 500 3230 Punkte, gestern 3283 Punkte, alles Endstände.

Dabei hatte es tagsüber deutlich schlechter ausgesehen. Der Dow Jones lag bereits über 200 Punkte im Minus und hatte alle Jahresgewinne abgegeben. Dann kam die Erklärung der WHO und der Index legte einen Swing von 368 Punkten hin. Darin sieht man die Unsicherheit der Investoren.

Eigentlich sind die Voraussetzungen für steigende Aktienmärkte nicht mehr allzu gut, denn infolge des grassierenden Coronavisus sind die Konjunktursorgen wieder da, das Goldilocks-Szeanrio hat heftige Risse bekommen: Sorgen um Störungen der globalen Lieferketten, Ausrufung des weltweiten Gesundheitsnotstands durch die WHO, ein schwerer Einbruch in der zweitgrößten Wirtschaft der Welt und weiteres Ungemach.

Am gestrigen Tag rief die Weltgesundheitsorganisation den internationalen Gesundheitsnotstand aus. Dies stellt laut Definition ein außergewöhnliches Ereignis dar, welches eine Gefahr für andere Länder darstellt und koordinierte Maßnahmen der 190 Mitgliedsländer erfordert. Zunächst ein kleiner Schock für die Märkte, aber die Aufwärtsbewegung an den US-Märkten setzte ein, als man gleichzeitig verkündete, dass keine Reise- und Handelsbeschränkungen nötig seien.

Welche Rolle auch die Psychologie bei prophylaktischen Maßnahmen spielt, sah man gestern an der Berichterstattung über einen möglichen Grippefall in Italien. Am Donnerstag wurde das Kreuzfahrtschiff Costa Smeralda mit 6600 Passagieren in den Ausnahmezustand versetzt, weil eine chinesisch-stämmige Frau Grippesymptome aufwies. Hätte sich der Virusverdacht bestätigt, wären tausende Passagiere für längere Zeit in Luxus-Geiselhaft geraten.

US-Berichtssaison, Triumph der Dickschiffe

Warum die US-Börsen noch nicht fallen, liegt unter anderem auch an den Quartalsberichten der ganz schweren S&P 500-Unternehmen. Als die Coronavirus-Krise so richtig hochkochte, kamen die überragenden Zahlen von Apple. Dann die Gewinne von Microsoft und jetzt meldete der Onlineriese Amazon nachbörslich ein überragend gutes Quartalsergebnis, die Aktie sprang in einer ersten Reaktion um knapp 10 Prozent nach oben. Alle drei Konzerne repräsentieren Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von jeweils über einer Billion Dollar. Wie soll der Markt da fallen, angesichts der Dominanz dieser Werte (weit über 10 Prozent des gesamten S&P 500) – und am 3. Februar kommt auch noch die vierte „Trillion-Dollar-Company“ Alphabet mit ihren Zahlen?

Ausblick

Das Börsenjahr 2019 war ein Außergewöhnliches, zum einen was die Jahresperformance und zum anderen die saisonalen Muster betrifft: Januareffekt, Sell in May, Sommereinbruch, Jahresendrally, alles nach Schema F. Da ist es kaum zu erwarten, dass dies ein zweites Mal hintereinander so klappt. Der Januar gab bisher schon einen kleinen Vorgeschmack, was uns heuer erwarten könnte – Volatilität.

Am heutigen Tag entscheidet sich, ob der Monat Januar mit einem Plus der großen Aktienmärkte endet. Nach den Amazon-Zahlen ist dies durchaus zu erwarten. Mittelfristig könnte es im US-Wahljahr 2020 ein großes Gezerre geben zwischen Liquiditätshoffnung und Konjunktursorgen, ausgelöst durch die Präsidenten Donald Trump und Xi Jiping sowie deren „untergeordnete“ Notenbanken.

Je stärker die Konjunktur schwächeln sollte, umso mehr werden die Notenbanken Gas geben. Dann gibt es auch noch Konjunkturprogramme, Seuersenkungen etc. Gerade spielt man schon wieder die Liquiditätskarte.

Die Aktienmärkte sind noch wening besorgt über die Auswirkungen des Coronavirus

 



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. @Guten Morgen Wolfgang Müller.
    Gelungener Ausblick-Danke!
    Ärgenzend eine technische Nuance, die Forwardcurve des VIX-Futures zeigt, wie sehr die Märkte auf die Trumpwiederwahl setzen.

  2. Gibt es diese Statistik eigentlich auch in der umgekehrten Reihenfolge? Also wie wahrscheinlich ist ein Verlustjahr, wenn der Januar im Minus schließt.

    1. @Gixxer. Ja, die gibt es. Beim Dow Jones war es seit 1897 so, dass auf einen etwas negativen Januar eine Wahrscheinlichkeit von gut 60 Prozent vorlag, dass auch das Gesamtjahr negativ wurde. Nicht sehr relevant. Anders die Situation, wenn das Minus im Januar über vier Prozent betrug. Dann konnte man sich schon mit 80-prozentiger Sicherheit auf eine negative Jahresperformance einstellen. Aber so wie es jetzt aussieht, könnten wir noch knapp einen neutralen Januar erleben, außer beim Dax. Dieser fällt zumeist stärker als die US-Indizes und wird auch deshalb gerne geshortet. Für den Dax sind die Statistikreihen auch noch viel zu kurz.
      Grüße

    2. @Gixxer, Verlust, Minus, negativ, so etwas wollen die Börsen, die Optimisten, vor allem Anglosachsen, davon wiederum vor allem die die ganz westliche Spezies, nicht hören. Da fehlen offensichtlich die entsprechenden Gene. Das sind dann temporäre Effekte, magenta Gänse, grüne Flamingos. Wenn es kracht, denn krachts halt, den Schaden bezahlen dürfen andere.

      The same procedure as every decade. Die global betroffene Masse ist zu groß, zu verstreut, zu zerstritten, zu träge, um zu reagieren.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage