Die US-Aktienmärkte haben Mühe ihre rasante Rally nach dem Wahlsieg von Donald Trump fortzusetzen. Seitdem die wichtigsten US-Indizes S&P 500, Nasdaq 100 und Dow Jones am Montag neue Rekordstände erreicht haben, ist der Anstieg ins Stocken geraten. Zwar konsolidieren die Indizes auf hohem Niveau, doch stellen sich einige Anleger bereits auf eine Ausweitung der Korrektur ein. Es wird befürchtet, dass die Aktienmärkte nach den US-Wahlen zu weit gelaufen sind. Bei aller Euphorie gibt es auch Faktoren, die zur Vorsicht mahnen, wie steigende Renditen, eine hartnäckige Inflation und die Aussicht auf weniger Zinssenkungen durch die Fed. Auch die teilweise stark überzogenen Bewertungen einiger Aktien bleiben ein Risiko, das die Märkte aber schon seit einiger Zeit ignorieren. Hier ist vor allem Nividia zu nennen. Der anstehende Geschäftsbericht des wertvollsten Unternehmens der Welt birgt ein Risiko und könnte eine große Bewegung im S&P 500 auslösen.
Aktienmärkte: Die Rally stockt
In der Schlussphase des New Yorker Handels verloren die Aktienmärkte am Mittwoch an Schwung, und der S&P 500 machte einen Anstieg, der zum Teil durch positive Inflationsdaten begünstigt worden war, fast wieder zunichte. Staatsanleihen mit kürzerer Laufzeit entwickelten sich besser, wobei die Rendite zweijähriger Anleihen auf den höchsten Stand seit Juli stieg. Swap-Händler erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung durch die Fed am 18. Dezember auf rund 80 %. Der Dollar verharrte auf einem Zweijahreshoch. Der Bitcoin gab seine Gewinne wieder ab, nachdem er zuvor ein neues Rekordhoch über der Marke von 93.000 Dollar erreicht hatte. Der Goldpreis fiel schließlich unter die Marke von 2.600 USD und setzte damit seine Korrektur fort.
„Nach der massiven Rally, die wir an den Aktienmärkten gesehen haben, suchen Investoren nach jeder Art von Ausrede, die einen Rückschlag auslösen könnte“, sagte Bret Kenwell von eToro. Die US-Indizes sind nach den US-Wahlen nach oben ausgebrochen und haben eine „Buy the Dip“-Mentalität ausgelöst. Sollte es kurzfristig zu einer Korrektur an den Aktienmärkten kommen, dürften die Rückschläge gering ausfallen, da die Fondsmanager den Dip kaufen und versuchen, die Performance bis zum Jahresende zu steigern.
Ein Verbraucherpreisindex, der den Schätzungen entsprach, sorgte für eine gewisse Erleichterung bei den Händlern, die einen stärkeren Druck befürchtet hatten. Mehrere Fed-Vertreter bekräftigten jedoch ihre große Unsicherheit darüber, wie weit die Zentralbank die Zinsen senken sollte, und unterstrichen damit die Schwierigkeit, den richtigen Rahmen zu finden, um den Preisdruck weiter zu verringern und gleichzeitig die Wirtschaft im Gleichgewicht zu halten.
Der S&P 500 zeigte sich am Mittwoch kaum verändert. Der Nasdaq 100 fiel um 0,2 %. Der Dow Jones Industrial Average stieg um 0,1 %. Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen stiegen um zwei Basispunkte auf 4,45 %. Der Bloomberg Dollar Spot Index kletterte um 0,4%.
Inflation bleibt hartnäckig
Sobald die Euphorie über Trumps Wahlsieg abebbt, dürfte die Geldpolitk der Fed wieder stärker in den Fokus rücken. Trotz der Erleichterung der Aktienmärkte über die Verbraucherpreisdaten vom Mittwoch unterstreichen die jüngsten Zahlen auch den langsame und hartnäckigen Kampf gegen die Inflation, die sich auf ihrem Weg nach unten zuletzt eher seitwärts bewegt hat. Eine Zinssenkung der Fed im Dezember ist aber immer noch möglich“, so Seema Shah von Principal Asset Management.
Der gleichbleibende Verbraucherpreisindex zeigt, dass im Kampf gegen die hohe Inflation zwar erhebliche Fortschritte erzielt wurden, die letzte Meile„ jedoch eine größere Herausforderung darstellt“, so Josh Jamner von ClearBridge Investments. „Da die Inflation konstant bleibt, dürften die heutigen Erzeugerpreisdaten (14:30 Uhr) nicht zu einer signifikanten Veränderung der Marktaussichten führen.
Stephen Juneau, Meghan Swiber und Alex Cohen von der Bank of America sind der Meinung, dass es sich um einen „Business-as-usual-Druck“ für die Fed handelt. „Der gestrige Inflationsbericht enthält nichts, was die Fed beunruhigen sollte“, sagten sie. „Daher bleibt eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember unser Basisszenario“.
Mark Andersen, Global Asset Allocation Co-Head bei UBS, sagt: „Inflationserwartungen sind etwas, worüber wir uns Sorgen machen müssen“. Dennoch geht er davon aus, dass der S&P 500 bis Ende 2025 auf 6.600 Punkte steigt.
Unsicherer Zinspfad der Fed
Bei Citigroup blieben die Ökonomen bei ihrer Ansicht, dass die Fed die Zinsen im Dezember nach den VPI-Daten um 50 Basispunkte senken wird.
„Auch wenn die Details nach wie vor volatil und nicht ganz ’normal‘ sind, sollten die Fed-Mitglieder aufgrund des nachlassenden Lohndrucks, der sinkenden kurzfristigen Inflationserwartungen und der hohen Zinsen, die weiterhin auf der Nachfrage nach Wohnraum und den Preisen lasten, davon ausgehen, dass sich der Inflationspfad verlangsamt“, schrieben Veronica Clark und Andrew Hollenhorst von Citi.
Da die Inflation weiterhin hartnäckig über dem 2%-Ziel der Fed verharrt, könnte die Fed im Dezember nur eine Zinssenkung vornehmen, bevor sie eine Pause einlegt, so Skyler Weinand von Regan Capital.
Finanzielle Bedingungen zu locker?
„Die unglaubliche Bewegung an den Aktienmärkten nach den Wahlen hat die finanziellen Bedingungen effektiv gelockert“, sagte er. „Diese Lockerung in Verbindung mit den bevorstehenden fiskalischen Anreizen der Trump-Regierung könnte eine Pause bei den Zinssenkungen der Fed in naher Zukunft rechtfertigen, damit sich die Wogen glätten und weitere eingehende Daten verarbeitet werden können.
Die Senkung der kurzfristigen Zinssätze durch die Fed in Verbindung mit künftigen fiskalpolitischen Impulsen könnte sowohl die Inflation wieder anheizen als auch zu einem Anstieg der längerfristigen Zinssätze führen, sagte er und fügte hinzu, dass er einen Anstieg der Renditen 10-jähriger Staatsanleihen auf 5 % im Jahr 2025 erwarte. Sollte es so kommen, dann könnten die Aktienmärkte unter Druck geraten.
Während die Anleger die jüngsten Nachrichten über die US-Inflation mit Gelassenheit aufgenommen haben, scheinen sie sich zunehmend Sorgen über die längerfristigen Aussichten zu machen, so Diana Iovanel von Capital Economics.
„Wir teilen diese Ansicht und erwarten, dass die Renditen von Staatsanleihen weiter steigen werden“, sagte sie.
Eine von 22V Research durchgeführte Umfrage zeigt, dass der Anteil der Investoren, die eine Rezession erwarten, zurückgegangen ist, während der Anteil derjenigen, die eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen erwarten, auf den höchsten Stand seit Juni 2024 gestiegen ist.
Fed: Weniger Zinssenkungen in 2025
Ellen Zentner von Morgan Stanley Wealth Management merkte an, dass die Märkte bereits die Möglichkeit einpreisen, dass die Fed die Zinsen in 2025 weniger stark senkt als bisher angenommen und möglicherweise schon im Januar auf die Pausetaste drückt.
„Die hartnäckigen Inflationskomponenten schwächen sich weiter ab, was der Fed einen gewissen Spielraum für Zinssenkungen im nächsten Monat gibt, aber sie wird höchstwahrscheinlich im Januar eine Pause einlegen“, sagte Jeffrey Roach von LPL Financial. „Die Stärke einiger Verbraucherkohorten hält den Aufwärtsdruck auf die Preise aufrecht, da die Konsumausgaben noch nicht nachgelassen haben. Das unerwartet starke Wirtschaftswachstum dürfte die Anleiherenditen auf hohem Niveau halten.
Lindsay Rosner von Goldman Sachs Asset Management ist der Ansicht, dass der jüngste Verbraucherpreisindex die Befürchtungen über eine bevorstehende Verlangsamung des Zinssenkungsrhythmus etwas geddämpft hat. „Dennoch besteht angesichts der großen Unsicherheit über die Fiskal- und Handelspolitik der Trump-Regierung ein Risiko, dass sich die Fed zu einer langsameren Lockerung entschließt“, sagte sie.
Aktienmärkte auf Autopilot
„Es ist an der Zeit, sich keine Sorgen mehr über die Fed und die Inflation zu machen“, sagte David Russell von TradeStation. „Die Aktienmärkte sind seit der US-Wahl auf Autopilot und die heutigen Zahlen zu den Erzeugerpreisen ändern nichts an diesem Trend. Eine Zinssenkung im Dezember ist immer noch wahrscheinlich.
Laut Analysten der Citigroup ist der Optionsmarkt mehr über eine mögliche große Bewegung des S&P 500 in der nächsten Woche nach dem Geschäftsbericht von Nvidia besorgt als über die Inflationsdaten am Mittwoch.
Händler wetten auf eine Bewegung von rund einem Prozent in beide Richtungen für den US-Leitindex am 21. November, dem Handelstag nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des Chipriesen am kommenden Mittwoch nach Börsenschluss.
Für den diesen Monat wird Nvidia nun als das wichtigste Ereignis für die Aktienmärkte angesehen. Solche kurzfristigen Sorgen über makroökonomische Daten treten oft in den Hintergrund, wenn es um Technologie geht, wo der Fokus auf dem nächsten großen Durchbruch in der künstlichen Intelligenz liegt.
FMW/Bloomberg
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Ich halte eine Wiederholung von 1929 grundsätzlich für ein realistisches Szenario, aber die Tatsache, dass dies eine Wiederholung wäre, macht es kalkulierbar. Die einfachsten Maßnahmen sind
1. Ein Anteil an Edelmetall in der Größenordnung von 20-50% je nach individueller Situation,
2. Stock Picking statt ETFs,
3. nicht alles am Hochpunkt kaufen (betrifft vor allem Neueinsteiger),
4. Cash halten.
Trading ist kostengünstiger denn je und geht für alle, die das ernsthaft betreiben wollen und die Möglichkeiten dazu haben. Der Rechtsrahmen in der EU ist dazu eher ungünstig, aber es gibt ja genügend Menschen, die trotzdem davon leben.