Der Dollar wird immer stärker, die Renditen für Staatsanleihen steigen deutlich, Bitcoin fällt unter 22.000 Dollar – stehen die Aktienmärkte nach der starken Rally vor einer Wende?
Aktienmärkte: Die Prämissen der Rally
Die Rally der Aktienmärkte basierte auf drei Prämissen: erstens sei der Hochpunkt der Inflation erreicht – scheinbar bestätigt durch die am 10.August veröffentlichten Zahlen zu den US-Verbraucherpreisen im Juli, die „nur“ um 8,5% gestiegen waren (nach +9,1% im Vormonat). Wenn nun – zweite Prämisse der Rally – die Inflation ihren Hochpunkt ereicht habe, dann müsse die US-Notenbank auch nicht so sehr mit Zinsanhebungen gegensteuern. Und wenn die Fed nicht so stark gegensteuern müsse, dann – dritte Prämisse – werde die Wirtcshaft der USA nicht in eine Rezession fallen, sondern ein „soft landing“ hinlegen. Ergo: Kauft Aktien, verpaßt bloß nicht den nächsten „easing cycle“ (Senkung der Zinsen), wie der Investor Jim Paulson formuliert hatte.
All das klingt logisch – ist aber vermutlich dennoch falsch. Denn die Inflation in den USA (in Europa sowieso) ist sehr wahrscheinlich hartnäckiger, als viele glauben sichtbar an den dauerhaften Inflations-Komponenten wie Mieten in den USA (sticky components), die weiter nach oben zeigen:
Das bedeutet: die Fed kann nicht so schnell stoppen mit den Anhebungen der Zinsen.
Renditen steigen – nicht gut für Aktienmärkte
Genau das scheinen nun die Anleihemärkte einzupreisen: die Rendite der 10-jährigen US-Anleihe steigt auf 2,93%, die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe auf 1,19% – nachdem heute die deutschen Erzeugepreise mit einem Anstieg von +37,2% zum Vorjahresmonat (und +5,3% zum Vormonat) deutlich stärker gestiegen sind als erwartet. Steigende Renditen aber sind eher schlecht für die Aktienmärkte.
Dollar: Zu stark für die Aktienmärkte
Dann der Dollar: die US-Währung wurde in den letzten Tagen immer stärker, Euro-Dollar ist wieder unter der Marke von 1,01. China wertet derzeit seine Währung gegenüber dem Dollar ab mit dem niedrigsten Fixing der chinesischen Notenbank seit zwei Jahren.
Dollar-Stärke aber ist ebenfalls nicht gut für die Aktienmärkte – für US-Konzerne bedeutet ein starker Dollar faktisch weniger Einnahmen durch Geschäfte im Ausland. Folgende Grafik zeigt die negative Korrelation zwischen dem S&P 500 und dem Dollar-Index:
Bitcoin fällt
Bitcoin wiederum schon seit Tagen schwach – heute der Abverkauf unter die Marke von 22.000 Dollar. Das ist ein Parrameter für einsetzende Risiko-Aversion, die auch auf die Aktienmärkte abstrahlen könnte:
The Saylor to Schiff indicator has been a great Risk On & Risk Off signal for crypto and growth equities.
We almost have an “official” sell signal. The ROC has to close under 0 for the week and the new #bitcoin candle that forms has to take out prior week low. pic.twitter.com/deo91paqR8
— Figuring Out Money (@mikepsilva) August 19, 2022
Heute ist bekanntlich der kleine Verfall an den Märkten. In der Regel kommt es dann spätestens am Montag zu stärkeren Bewegungen, weil Market Maker ihre Absicherungs-Positionen auflösen. Diese Absicherungs-Positionen aber waren Long-Käufe aufgrund der Rally der letzten Wochen (um sich abzusichern) – auch das dürfte dann Druck auf die Aktienmärkte ausüben, weil die Market Maker damit faktisch als Verkäufer auftreten.
Manches spricht also dafür, dass die Rally der Aktienmärkte erst einmal zu Ende ist..
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