Die US-Aktienmärkte haben am Montag ihre Korrektur beendet und befinden sich auf Erholungskurs. Angetrieben von der Nachricht, dass das Trump-Team nur eine schrittweise Einführung von US-Zöllen plant, weiteten die US-Futures ihre gestrige Gegenbewegung aus. Erleichterung macht sich breit. Allerdings befürchten institutionelle Händler einen erneuten Anstieg der Volatilität. Denn mit der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise am Mittwoch steht ein wichtiges Ereignis auf der Agenda, das den US-Leitindex S&P 500 stark bewegen könnte.
Aktienmärkte: Vorsicht vor Volatilitätsschüben
Optionshändler, die durch die jüngsten Kursschwankungen an den Aktienmärkten aufgeschreckt wurden, befürchten in den kommenden Tagen weitere Volatilitätsschübe, beginnend mit der Veröffentlichung der Verbraucherpreise am Mittwoch, so ein Bericht von Bloomberg.
Steigende Anleiherenditen und robuste Arbeitsmarktdaten haben die Aufmerksamkeit auf den anstehenden Verbraucherpreisindex gelenkt. Laut Stuart Kaiser, Head of US Equity Trading Strategy bei der Citigroup, wird der S&P 500 Index am 15. Januar voraussichtlich um 1% in die eine oder andere Richtung schwanken, basierend auf einem Indikator für Puts und Calls am Markt. Dies ist die größte implizite Bewegung im Vorfeld eines Verbraucherpreisindex seit den Turbulenzen bei den Regionalbanken im März 2023.
Es steht viel auf dem Spiel für die Aktienmärkte. Denn neben den morgigen CPI-Daten stehen in den nächsten Wochen gleich mehrere Volatilitätsereignisse an. Darunter die bevorstehende Zinsentscheidung der Fed am 29. Januar und der nächste Arbeitsmarktbericht am 7. Februar. Händler gehen davon aus, dass die CPI-Zahlen Klarheit über künftige Zinssenkungen in diesem Jahr bringen werden. Zuletzt haben mehrere große Banken ihre Prognosen dahingehend geändert, dass sie weniger oder spätere Zinssenkungen erwarten, wobei die Bank of America erklärte, dass sie in diesem Jahr nun gar keine Zinssenkungen mehr erwarte. Der veränderten Zinserwartungen trugen dazu bei, dass die Aktienmärkte zu Beginn des Jahres korrigierten.
„Angesichts der hohen Volatilität könnte ein kühler CPI-Wert den S&P 500 schnell wieder über die 5.900er-Marke treiben“, sagte Brent Kochuba, Gründer der Optionsplattform SpotGamma. „Wir sehen jetzt einige große Long-Put-Positionen unterhalb dieser Marke, so dass sich der Rückgang des S&P 500 beschleunigen könnte, wenn der Inflationsdaten heiß sind, was mit einem starken Anstieg des VIX einhergehen würde.
Inflation: Volatilität im S&P 500 steigt
Die Besorgnis über die hartnäckige Inflation und die Maßnahmen der Fed zu ihrer Eindämmung haben den Cboe Volatility Index (VIX) in Richtung 20 getrieben, ein Niveau, das bei Händlern Besorgnis auslöst, während der S&P 500 seine Jahresgewinne wieder einbüßte. Sowohl die erwartete als auch die realisierte Volatilität befinden sich nach Angaben des Derivate-Analysehauses Asym 500 Anfang 2025 auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau.
Insgesamt haben die gestiegene Volatilität und die höheren Prämien für Puts eine breitere Absicherung des Aktienmarktes attraktiver gemacht, so Kochuba von SpotGamma. Die realisierte einmonatige Volatilität bewege sich um 16, was einen VIX im Bereich von 18 bis 20 rechtfertige, so Kochuba.
Die Reaktion der Optionsmärkte im Vorfeld der CPI-Daten zeigt, dass die Anleger wieder sensibler auf Inflationsberichte reagieren. Im vergangenen Jahr reagierten Aktien relativ verhalten auf Verbraucherpreissignale, da sich die Inflation abschwächte und sich der Fokus nach dem aggressivsten Zinserhöhungszyklus seit Jahrzehnten auf den beschäftigungspolitischen Teil des doppelten Mandats der Fed verlagerte. Die Anleger sind vorsichtiger geworden, da die Analysten einen dritten Inflationsanstieg in Folge prognostizieren.
Daten deuten Inflationsanstieg an
Der CPI-Bericht wird das Mosaik an Daten vervollständigen, die US-Händler auf der Suche nach weiteren Hinweisen auf den Zinspfad der Fed analysieren müssen. Der am 7. Januar vom Institute for Supply Management veröffentlichte Dienstleistungsindex, der einen Anstieg der für Materialien und Dienstleistungen gezahlten Preise auf den höchsten Stand seit Anfang 2023 zeigte, ließ den technologielastigen Nasdaq 100 Index um 1,8 Prozent fallen und bescherte ihm den schlechtesten Tag seit Mitte Dezember. Dennoch stellen sich die Anleger auf eine kühlere Zahl für Ende 2024 ein.
Am Freitag zeigten separate Daten, dass die US-Wirtschaft im Dezember die meisten neuen Arbeitsplätze seit März geschaffen hatte, was auf eine Pause bei den Zinssenkungen hindeutet.
Der VPI-Bericht, der am Mittwoch um 14:30 Uhr veröffentlicht wird, könnte zeigen, dass der Kernwert – der die Kosten für Lebensmittel und Energie ausschließt – im Dezember um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen ist, nach 0,3 Prozent im November. Damit läge der Kernindikator zum vierten Mal in Folge bei 3,3 % – also deutlich über dem 2%-Ziel der Fed. Heute richtet sich der Fokus zunächst auf die Erzeugerpreise (14:30 Uhr), die ebenfalls auf einen zunehmenden Preisdruck hindeuten dürften. Auf Monatssicht erwarten die Analysten einen Anstieg um 0,4 %, auf Jahressicht um 3,4 % (zuvor 3,0 %).
Die Berichtssaison für das vierte Quartal beginnt ebenfalls am Mittwoch, angeführt von den führenden Finanzunternehmen JPMorgan, Citigroup und BlackRock.
„Die Volatilität an den Aktienmärkten wird durch diese makroökonomischen Ereignisse erhöht“, sagte Chris Murphy, Co-Head of Derivative Strategy bei der Susquehanna International Group.
FMW/Bloomberg
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