Aktien

Kommt sie oder kommt sie nicht Aktienmärkte: Was spricht für den Beginn einer Jahresendrally?

 

Aufgrund des schwierigen Marktumfelds besteht wenig Hoffnung auf eine Jahresendrally an den Aktienmärkten, oder doch? Gerade erst ist ein weiteres Quartal zum Vergessen zu Ende gegangen. Der Leitindex der Welt, der S&P 500, hat beispielsweise im September um 9,3 % nachgegeben und beendete das dritte Quartal mit einem Verlust von 5,3 %. Die vielen Sorgen um die Weltwirtschaft wiegen schwer und haben dies- und jenseits des Atlantiks zu herben Kursrückgängen geführt.

Vielerorts müssen sich Anleger mit einer hohen Inflation, dem starken US-Dollar und massiven Zinsanhebungen auseinandersetzen, die das Wirtschaftswachstum ausbremsen. Dies spiegelt sich auch im MSCI All-Country World Index wider. Der breit aufgestellte Index hat gerade sein drittes Quartal in Folge mit einem Verlust abgeschlossen, das gab es seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr.

Können Aktien einen seltenen Verlust im vierten Quartal vermeiden?

Zuletzt haben zahlreiche Analysten ihre Gewinnschätzungen gesenkt, und eine Reihe US-amerikanischer und europäischer Unternehmen – zum Beispiel Logistikunternehmen FedEx, Automobilhersteller Ford Motor oder Modekette H&M – haben frühzeitig Warnungen vor den Ergebnissen des dritten Quartals ausgesprochen. Die Gewinnwarnungen dürften vor dem Beginn der Berichtssaison weiter zunehmen.

Laut Bloomberg könnten die Unternehmen dadurch die Messlatte niedriger setzen und eine dringend benötigte Erholung der Aktien bzw. eine Jahresendrally an den Aktienmärkten anregen. „Die Anleger müssen sich fragen, wie viel von den schlechten Nachrichten bereits eingepreist ist“, sagte Ron Saba, Senior Portfolio Manager bei Horizon Investments LLC. „Angesichts des extremen Pessimismus in Verbindung mit angemessenen Bewertungen könnte das vierte Quartal den Anlegern die Möglichkeit bieten, einen Teil ihrer Verluste wieder aufzuholen.

Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich häufig. Die zuletzt schwache Aktienentwicklung könnte also Gutes für das vierte Quartal verheißen. Der S&P 500 hat in den letzten 20 Jahren im letzten Quartal durchschnittlich 4,1 % zugelegt, während der MSCI in diesem Zeitraum nur dreimal einen Rückgang im vierten Quartal verzeichnet hat. Das heißt aber nicht, dass die Unternehmen mit glänzenden Quartalsberichten durch die Saison kommen werden. Es gibt immer noch viele Hürden, die den Ruf des Jahres 2022 als ein Jahr zum Vergessen festigen könnten.

Zum einen macht es die neue Ära der höheren Kosten schwierig, die Rentabilität zu gewährleisten. Die Unternehmen sehen sich auch mit einer strengeren Geldpolitik seitens der Federal Reserve, der Europäischen Zentralbank und anderer konfrontiert. Hinzu kommen der Krieg in der Ukraine, eine schwere Energiekrise in Europa und wirtschaftlich schädliche Covid-Beschränkungen in China, so Bloomberg.

Herabstufungen von Analysten – Die voraussichtlichen Gewinne globaler Aktien sind im dritten Quartal gesunken

Berichtssaison: Wie viel ist bereits in die Kurse eingepreist?

Dazu sagt Bloomberg: Das Ausmaß der jüngsten Herabstufungen durch die Analysten sowie die Reaktion des Marktes auf die ersten Ankündigungen deuten jedoch darauf hin, dass „einige Enttäuschungen bereits erwartet und möglicherweise sogar bis zu einem gewissen Grad eingepreist wurden“, so Esty Dwek, Chief Investment Officer bei Flowbank SA. Die Rücknahme der Prognosen für das Gesamtjahr durch den Logistikkonzern FedEx im vergangenen Monat löste den stärksten Kursabsturz der Aktie des Unternehmens seit mehr als vier Jahrzehnten aus.

Ein Index der Citigroup Inc. zeigt, dass die Herabstufungen der US-Gewinnschätzungen seit Anfang Juni durchweg die Aufstufungen überwiegen, während die weltweiten 12-Monats-Gewinnschätzungen im letzten Quartal jeden Monat nach unten korrigiert wurden. Sowohl der S&P 500 als auch der Stoxx 600 befinden sich daher in einem Bärenmarkt. Die große Frage im Vorfeld der nächsten Berichtssaison ist, ob dies ausreichen wird. Die Strategen von Goldman Sachs und BlackRock haben gewarnt, dass die Schätzungen immer noch zu hoch sind und dass „wir für 2023 ziemlich deutliche Gewinnkürzungen sehen werden“.

Andere wiederum sehen Grund zu der Annahme, dass sich die Erträge noch eine Weile auf hohem Niveau halten können. „Wenn man sich die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft anschaut, deutet wenig darauf hin, dass die Erträge in diesem Stadium in Schwierigkeiten geraten könnten“, sagte zum Beispiel Seema Shah, Chefstratege bei Principal Global Investors. „Wir achten zwar besonders auf die Prognosen, die Erwähnung von Margen-Problemen, Lohnkosten usw., aber wir würden nicht erwarten, dass sich das zumindest bis zum ersten Quartal des nächsten Jahres bemerkbar macht.“

Die Analysten von Bloomberg Intelligence gehen davon aus, dass die Gewinne des S&P 500 im Quartal um 2,9 % gestiegen sind, was vor allem auf den Energiesektor zurückzuführen ist.

Kommt doch noch die Jahresendrally an den Aktienmärkten?

Sogar Michael J. Wilson von Morgan Stanley – ein eingefleischter Aktienbär – sagte, dass sich die US-Aktien in der „Endphase“ eines Bärenmarktes befänden und in naher Zukunft eine Erholung einsetzen könnte. Er rechnet jedoch damit, dass der Ausverkauf danach wieder einsetzen wird.

Die ausgesprochen negative Stimmung der Anleger könnte sich auch als Kontraindikator für einen kurzfristigen Aufschwung bzw. einer Jahresendrally an den Aktienmärkten erweisen. Die Strategen von Sanford C. Bernstein sagen, dass ihr benutzerdefinierter Stimmungsindikator ein Kaufsignal ausgelöst hat, was bedeutet, dass eine weitere „Bärenmarktrallye sehr gut möglich ist“.

Einige technische Werte deuten darauf hin, dass sich die Aktienmärkte bis zum Jahresende erholen werden. Der Relative-Stärke-Index für den S&P 500 sowie den Stoxx 600 befinden sich im überverkauften Bereich. Das hat in der Vergangenheit einen kurzfristigen Tiefpunkt markiert.

„Wir haben eine historisch schlechte Stimmung, die Aktien sehen auffallend billig aus, der VIX steigt in die Höhe und der Markt wird wahllos verkauft“, sagt Sylvia Jablonski, Chief Investment Officer bei Defiance ETFs. In Kombination mit saisonalem Rückenwind könnten all diese Faktoren zu einer Jahresendrally an den Aktienmärkten führen“, sagte sie.

Technische Gegenbewegung? – US- und europäische Aktienmärkte notieren im überverkauften Bereich

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Angemessene Bewertungen?? Wenn die Earnings falken warum sollten Aktien steigen. Dann ist doch alles genauso teuer.
    Seltsamer Artikel….

  2. Aber klar muss es eine Rally geben. Es MUSS immer nach oben gehen. Auch wenn di e wirtschaftlichen Daten schlimm sind, dann muss eben der richtige Chef-Analyst den Chart „richtig“ lesen um eine Aufwärtsbewegung die im Hintergrund lauert zu erkennen und dem erwartungsvollen Börsianer in langen eindrucksvollen Worten erklären, warum der Kurvenfall vor 4 Wochen auf ein Steigen zum Jahresende hindeutet. Unterstützungslinien müssen natürlich „richtig“ gezogen sein.

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