US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch eingelenkt und die gegenseitigen Zölle um 90 Tage verschoben. Nach einem der schlimmsten viertägigen Ausverkäufe an den US-Börsen genügte ein Funke, um die massive Rally auszulösen. Die technologielastigen Indizes S&P 500 und Nasdaq legten um 9,5 bzw. 12 Prozent zu, der Standardwerteindex Dow Jones gewann knapp 8 Prozent. Doch nach dem rasanten Anstieg der Aktienmärkte fragen sich die Händler an der Wall Street nun, wie weit die Rally noch gehen kann.
Trumps Zollwende beflügelt Aktienmärkte
Die Reaktion an der Wall Street war schnell und euphorisch. Innerhalb weniger Minuten stiegen die Aktienmärkte um 3 Billionen Dollar, nachdem Präsident Donald Trump die Einführung einiger seiner härtesten Zölle verschoben hatte.
China, Amerikas drittgrößter Handelspartner, der im vergangenen Jahr Waren im Wert von mehr als 500 Milliarden Dollar geliefert hat, war davon ausgenommen, wie Bloomberg berichtet. Im Gegenteil: Trump erhöhte die Zölle gegenüber China noch einmal auf nun 125 Prozent. Die Zölle gegen den Rest der Welt senkte er zunächst für die nächsten 90 Tage auf zehn Prozent. Die bestehenden Zölle gegen Kanada und Mexiko blieben unverändert.
Und das sorgte in einigen Börsensälen für Unruhe, die aber angesichts der Euphorie über die Zollwende vorerst in den Hintergrund trat.
„Es ist schwierig, eine fundamentale Meinung zu haben“, sagte Laura Lau, Senior Vice President und Chief Investment Officer bei Brompton. Sie fügte hinzu, es sei immer noch unklar, welche Länder genau von den Zöllen ausgenommen würden und wie dramatisch Trump bereit sei, seinen Handelskrieg mit China zu eskalieren.
S&P 500 mit massiver Rally
Der S&P 500 stieg um 9,5%, was einem Marktwert von 4,3 Billionen Dollar entspricht, und schloss bei 5.456,90 Punkten. Dies ist der höchste Stand seit dem 2. April, dem Tag, an dem Trump die härtesten Zölle gegen US-Handelspartner seit einem Jahrhundert ankündigte. Die Zölle traten am Mittwoch um Mitternacht in Kraft, bevor der Präsident seine Meinung änderte. Die Aktienmärkte waren in den letzten vier Handelstagen von Volatilität geprägt, und der VIX-Index der Cboe stieg auf über 50, der höchste Stand seit dem Corona-Crash.
„Wir müssen noch verstehen, wie die neue Weltordnung aussehen wird“, sagt Kim Forrest, Chief Investment Officer bei Bokeh Capital Partners LLC. Volatilität sei „der Name des Spiels für die nächste Zeit, bis die Verhandlungen abgeschlossen sind. Und sie werden nie abgeschlossen sein.

Ausverkauf beendet?
„Ich bin nicht bereit zu sagen, dass dies der Tiefpunkt ist, aber es ist ein Zeichen, dass er bereit ist, einen Deal zu machen“, sagte Mark Malek, Chief Investment Officer bei Siebert. „Die Marktstruktur und die Stimmung unter den Anlegern haben bereits großen Schaden genommen, den wir ausgleichen müssen.“
Trump sagte, er werde die Zölle auf China erhöhen, da das Land sich weigere, mit ihm zu verhandeln. Der Präsident hatte zuvor Zölle in Höhe von 104 Prozent auf chinesische Importe verhängt, worauf Peking mit Zöllen in Höhe von 84 Prozent auf amerikanische Waren reagierte.
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Diese abrupte Kehrtwende unterstreicht, wie angespannt die Handelsbeziehungen in der Ära von Trumps immer wiederkehrenden Handelskriegen geworden sind. Ein Gerücht über eine 90-tägige Handelspause löste am Montag eine 15-minütige Rally von mehr als 7% aus, die jedoch schnell wieder in sich zusammen fiel. Die Lage an den Aktienmärkten bleibt also unsicher. So starke Gegenbewegungen gibt es eigentlich nur in Bärenmärkten. Julian Emanuel, Stratege bei Evercore ISI, sieht die Aktienmärkte dank der von Präsident Donald Trump verhängten Zollpause weiter steigen.
Andere Strategen bleiben eher pessimistisch. „Es wird interessant sein zu sehen, welche Auswirkungen dies haben wird“, sagte Colin Cieszynski, Chef-Marktstratege bei SIA Wealth Management. „Wir hatten in den letzten Tagen einen ziemlich starken Verkaufsdruck und die Aktienmärkte waren ziemlich überverkauft. Der Markt scheint so zu tun, als wäre es schon vorbei, und ich bin noch nicht davon überzeugt, dass es vorbei ist.“
FMW/Bloomberg
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