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Aktienmärkte: Zinsängste, Stimulushoffnung und Tech-Abverkauf

Die rasche Korrektur der Aktienmärkte in der vergangenen Woche infolge des überraschend starken Zinsanstiegs ist ein Fingerzeig dafür, woher der Gegenwind in nächster Zeit kommen könnte. Dass es noch keinen größeren Abverkauf gegeben hat, dafür sorgt die große Hoffnung auf das nächste große Stimusprogramm der neuen US-Regierung. Zusammen mit den bereits geflossenen Rettungspaketen hätte man damit die 5-Billionen-Dollargrenze überschritten.

1,9 Billionen Dollar für den American Rescue Plan Act

Aus Schaden wird man klug, werden sich viele Anleger nach den vergangenen 12 Monaten gesagt haben, die aus fundamentalen ökonomischen Erwägungen entweder die Aktienmärkte mit einer Erhöhung der Cashquote gemieden oder sich gar short positioniert hatten. Dann kam immer wieder ein neues Rettungspaket der US-Regierung, welches viel Geld in die Hände der Corona-Geschädigten – aber auch auf Umwegen in die Aktienmärkte – spülte. Hunderttausende arbeitslose Amerikaner hatten plötzlich mehr Geld in der Tasche, als sie mit ihrer regulären Arbeit verdient hätten. Wie bereits dargelegt, die Rezession in den USA hatte ein Ausmaß von 3,3 Prozent bei einem Bruttoinlandsprodukt von 21,43 Billionen Dollar (2019), die Rettungspakete bis einschließlich Dezember aber ein Volumen von über 3 Billionen Dollar.

Hannes Zipfel hat in seinem gestrigen Artikel die Details des nächsten gigantischen Rettungspaketes „American Rescue Plan Act“ in erwarteter Höhe von 1,9 Billionen Dollar dargelegt. Was aber bedeutet dies für die Kapitalmärkte?

Bei den letzten Stimuli floss unmittelbar Geld an die Finanzmärkte, es gab sogar einen absoluten zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Eintreffen der 600 Dollar Schecks und dem Anschwellen der Börsenumsätze. Jetzt sollen es aber 1400 Dollar sein, plus weiterer Unterstützungsgelder für Millionen Amerikaner. Wenn das kein Argument darstellt, für ein Abwarten an den Märkten ?

Das Damoklesschwert für die Aktienmärkte

Über die großen Gegenwindfaktoren für die Dividendentitel und damit die Aktienmärkte habe ich in meinem gestrigen Artikel schon ein paar Argumente aufgelistet, der drohenden Inflation in Koexistenz mit steigenden Kapitalmarktzinsen. In den USA mit ihrem Anstieg bei den Renditen der 10-Jährigen Staatsanleihen von 0,92 Prozent auf 1,61 Prozent, der kurzen Panikphase und der anschließenden Entspannung, weil die Renditen wieder auf 1,41 % gefallen waren. Dies bleibt ein Thema der nächsten Wochen und Monate. Die gestrigen Reaktionen der Aktienmärket im Verlauf des Handels in den USA sowie auch heute im asiatischen Handel zeigen die Sorgen der Investoren, die direkt mit dem Renditeanstieg der US-Treasuries korreliert sind.

Vielleicht ist das auch ein Grund für die seltene Outperformance des DAX gegenüber dem S&P 500? Die Inflationsdaten für Deutschland liegen bei 1,3 Prozent (die Bundesbank spricht sogar von einer Teuerung von 1,6 Prozent gg. Vorjahr), die Rendite für die 10-jährige Bund beträgt aktuell minus 0,30 Prozent. Was für eine negative Realrendite, was für ein Ausmaß der finanziellen Repression!

Hinzu kommt natürlich, dass es in den USA derzeit eine ausgeprägte Schwäche der Tech-Titel gibt, ein Revival der Value Aktien und davon gibt es im deutschen Leitindex nicht gerade wenige. „The ball is in your field“, sagte der Schönredner von Donald Trump, Larry Kudlow, stets bei den Verhandlungen mit China über das leidige Thema Zölle.

Selbiges könnte man zu den Notenbanken sagen, speziell heute zu Fed-Chef Jerome Powell, vor seinen nächsten öffentlichen Äußerungen.

Fazit

Es herrscht derzeit eine schwer zu fassende Lage an den Börsen vor: Eine Pattsituation zwischen zunehmendem Gegenwind für die Aktienmärkte, weil sich das alte Konkurrenzvehikel für die Geldanlage – die Anlage in Rentenpapieren – zurückmeldet und weil ein weiterer Schub an frisch gedrucktem Geld vor dem Eintritt in die Aktienmärkte steht. Der große Leitindex S&P 500 ist seit seinem letzten Tief von Ende Oktober 2020 um über 20 Prozent gestiegen. Seine Performance in den Jahren 2019 und 2020 betrug 28,88 und 16,26 Prozent, bei einer langfristigen Durchschnittsrendite von etwas über 10 Prozent – über fast sechs Jahrzehnte. Korrekturen bis 10 Prozent sind überaus häufig in langen Trendphasen, außer man erwartet noch ein monetäres Präsent. Aber dann: „Buy the rumour, sell the fact“, heißt es so häufig.

Auch im März, wenn die Stimulus-Schecks versandt und zweckentfremdet eingesetzt sind?

Die Aktienmärkte haben Zinsängste



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