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Aktienmarkt: Warum er stets vor einer Erholung der Wirtschaft ansteigt!

Zunächst steigt der Aktienmarkt - und dann die Wirtschaftszahlen

Warum ist der Aktienmarkt so stark gestiegen, bevor es am Donnerstag zu einem heftigen Einbruch kam? Derzeit ist es in aller Munde, das V-Symbol: Man glaubt in vielen Kreisen an eine rasche Erholung einer vorher in Windeseile abgestürzten Wirtschaft. Der Aktienmarkt hat dies in seiner Vorlauffunktion in extremer Weise vollzogen und viele (Neu)Spekulanten haben die Gelegenheit genutzt und mit dem billigen Geld von Notenbanken, durch Wertpapierkredite, staatliche Schecks und animiert durch nahezu kostenloses Traden einen ungewöhnlichen Boom losgetreten. Eine ungesunde Entwicklung, die zwangsläufig jetzt korrigiert werden musste.

Aber danach zu fragen, wo denn ein ähnliches V in der Wirtschaft geblieben ist, widerspricht dem System und der Erfahrung am Aktienmarkt über Dekaden: In Anfangs- und Endphasen von Wirtschaftszyklen steigen und fallen Aktienmarkt und Wirtschaft nie parallel. Rezessionen können die Börsen überraschen, durch unvorsehbare Ereignisse als Auslöser (Kriege, Terroranschläge, Naturkatastrophen, Atomunfälle oder aktuell Corona), Aufschwünge aber praktisch nicht.

Wann kam es je zu einem Wirtschaftsaufschwung, der gleichzeitig mit einem Aufschwung am Aktienmarkt einherging?

Wie war es denn 1993, 2003 oder 2009? Wann hatten wir das Tief der Wirtschaft und das am Aktienmarkt? Es war stets mit einem gehörigen Time Lag zu rechnen.

In der Finanzkrise erreichte der DAX sein Tief am 6. März mit 3666 Punkten, Deutschland glitt in diesem Jahr in seine tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg mit minus 5,7 Prozent. Der deutsche Leitindex stand im Dezember 2009 schon wieder bei 6000 Punkten. Und wie lauteten die Wirtschaftsprognosen im Verlauf des Jahres?

Hinter dieser Anomalie steht das Grundprinzip des Handelns, wie auch das des Spekulierens. Wer Aktien oder auch Rohstoffe kauft, dann in der Erwartung, dass sie in Zukunft höher stehen als in der Gegenwart.

Aktienmarkt: Der Lockdown wanderte von Ost nach West

Betrachten wir doch die Entwicklung von Covid-19: China begann mit den harten Lockdown-Maßnahmen am 23. Januar in Wuhan, es folgten weitere Länder in Fernost. Im März mussten die europäischen Länder das Wirtschaftsleben lahmlegen, die Grenzen schließen, bis man im Mai mit den Lockerungen begann. Und jetzt ist Nord- und Südamerika dran, wo die Fallzahlen noch immer in die Höhe gehen. Wie soll denn in einer globalisierten Welt ein wirtschaftliches V entstehen, wenn der internationale Flugverkehr noch am Boden liegt, Grenzen teilweise noch geschlossen sind, Reisewarnungen- und verbote bestehen und manche Lieferketten noch nicht funktionieren?

Daher kann es erst recht nicht in den USA einen V-förmigen Wirtschaftsaufschwung geben, wenn nicht einmal im Osten des Landes, in New York, die Lockdown-Maßnahmen aufgehoben worden sind.

Der Aufschwung am Aktienmarkt hat ganze 11 Wochen gebraucht, um Kursgewinne bis zu 50 Prozent und mehr zu generieren. Wie soll dies in der Weltwirtschaft technisch überhaupt möglich sein?

Deshalb:

Zunächst steigt der Aktienmarkt – und dann die Wirtschaftszahlen. Auch wenn sich der Aktienmarkt durch Euphorie oder plötzlich auftretende Ereignisse – wie zum Beispiel durch unvorhersehbare Ereignisse wie die Terrorattacken von 2001, den Atomunfall von Fukushima u.a. öfters täuschen (müssen) und es dann zu keinem substanziellen Wachstum kommt.

Eines hat der Aktienmarkt aber noch nie gemacht: einen Aufschwung in der Kursentwicklung verschlafen.

Fazit

Es dürfte in der jetzigen Situation niemand in der Lage sein, seriös zu beurteilen, wie lange es braucht, bis die Wirtschaft richtig in Gang kommt – 3,6 oder 18 Monate? Noch nie war die Situation so komplex durch eine pandemische Bedrohung, eine Geldflut ohnegleichen und durch die weltweite Situation verunsicherte, aber auch unberechenbare Konsumenten.

Aber eines lässt sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten: Der Aktienmarkt reagiert nach Einbrüchen weit früher als es die Wirtschaftszahlen erkennen lassen.

Oder hat man schon einmal diese Meldung gelesen: Die Wirtschaft eines Landes ist stark gewachsen, jetzt ziehen die Aktienindizes nach?

Börsen nehmen Entwicklungen 6 bis 12 Monate vorweg und übertreiben oft. Wie in letzter Zeit, aber Geduld haben bei den Investoren nur wenige, wie zum Beispiel ein Warren Buffett.

Der Aktienmarkt erholt sich stets vor der Wirtschaft



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4 Kommentare

  1. @W.Müller

    Guter Artikel!
    Trotzdem sehen einige hinter steigenden Kursen regelmäßig den nahenden Weltuntergang.

    1. @Columbo: Wie z.B. der Ökonom Nouriel Roubini – siehe hier:

      https://www.n-tv.de/21845091

    2. Genau falsch, nicht „hinter“ sondern trotz.
      a) Das Ganze ist nur noch ein Strohfeuer, weil die Basis, der Boden bereits seit langem weg ist. Wie kann es denn gutgehen, wenn überall Billionen Schulden anstehen? Geht das immer so weiter? Warum hat man nicht vorher schon immer Geld gedruckt bis der Arzt kommt? Müssen unsere Kinder nicht mal die Schulden zurückbezahlen? Z.B. in einem Crash? Oder bereits wir? Nur darum gehts. Kurse rauf oder runter, egal.
      b) Das Problem ist danach. Was ist, wenn unser Ponci-Schema zusammenfällt? Wenn diese Blase platzt? Das Platzen wurde ja nur immer verschoben. Darum gehts. Darauf wollen sich manche vorbereiten.
      c) Es ist ja auch gar kein echter Markt mehr, sondern alles nur künstlich und manipuliert. Ideologiegetragen. Wie diese schreckliche Pandemie mit 0,01% Toten in Deutschland insgesamt, die mit Corona gestorben sind, aber nur als Co-Ursache. Und jetzt, bei bereits längeren 0,01 Neuinfizierten bleibt der Shutdown. Man weiß ja nie. Die Politik hat Spaß dran. Mit Panik die Leute vor sich hertreiben. Und wer dagegen ist, ist Conterrevolutionär und wird mindestens von den Medien gejagt. (Wie die Reichsbürgerin und Aluhutträgerin Zietlow. (Ironie))
      https://www.youtube.com/watch?v=yOibaAwYvF4
      Die Kommentare sind „interessant“. Es darf gemeckert werden. Nett.

  2. Pingback: Why it at all times rises earlier than the economic system recovers! | En24 News

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